122 - what's wrong, draco?

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22. April 1997

So schnell der Winter gekommen war, so schnell ging er auch wieder und ehe ich mich versehen konnte, war Frühling eingekehrt. Draco sah täglich schlechter aus. Er wirkte bleich, mager, gebrochen. Doch jedes Mal, wenn ich ihn darauf ansprechen wollte, ging er mir aus dem Weg. Ich weiss, ich war nicht verantwortlich für seinen Zustand. Trotzdem fühlte ich mich in gewisser Weise schuldig, da ich für ihn da sein wollte, aber ihm nicht helfen konnte. Harry beharrte darauf, dass Draco ein Todesser war und irgendetwas schreckliches plante, was die ganze Situation und meine Gefühle nicht gerade besser machen liess.

Es war Dienstagnachmittag, als wir zusammen mit einigen sechst Klässlern während einer Freistunde in der grossen Halle für die UTZs lernten, die mittlerweile nicht mehr so weit entfernt waren. Plötzlich stiess mich June an. "Faye, schau mal. Da ist Katie." Mein Blick wanderte ans andere Ende des Raumes, wo Katie umzingelt von einigen Leuten aus unserem Jahrgang war. Ich wollte ebenfalls zu ihr hin gehen, doch in diesem Moment trat Draco neben uns in die grosse Halle ein. Er erstarrte und wurde bleich als sein Blick auf Katie traf. Er sah aus, als würde er gerade eine Panikattacke kriegen. "Draco?" fragte ich unsicher. Er drehte sich um und stürmte hinaus, ohne ein Wort zu sagen. Besorgt stand ich ebenfalls auf und lief ihm nach. Er lief einige Stockwerke nach oben, dann eilte er einen Flur entlang. "Draco, was ist los?" rief ich während ich versuchte ihn einzuholen. Doch er ignorierte mich. Irgendwann bog er in ein Jungenklo auf dem sechsten Stock ab.

Draco lockerte seine Krawatte schweratmend. Er stand mit dem Rücken zur Tür, die Hände seitlich an das Waschbecken geklammert, den weissblonden Kopf vornübergebeugt. Ich trat hinter ihn. Er weinte. Draco Malfoy weinte. Mein Herz zerbrach bei seinem Anblick. "Draco, was ist los?" flüsterte ich mit gebrochener Stimme und trat neben ihn. "Rede mit mir! Lass mich dir helfen, Draco." Ich legte meine Hand an seine Wange. Seine Lippen bebten. "Du kannst mir nicht helfen", schluchzte er. "Niemand kann mir helfen..." Dann legte er seine Stirn auf meine. "Ich kann es nicht tun... Ich kann nicht..." Tränen strömten über sein bleiches Gesicht und mir kullerten ebenfalls einzelne Tränen über die Wangen. "Sag mir, was los ist", flüsterte ich. Er wand sich von mir ab und blickte in das schmutzige Waschbecken. Er schluckte keuchend und dann blickte er hoch in den gesprungenen Spiegel und erschauderte heftig. Ich schaute über meine Schulter und erkannte Harry. Draco wirbelte herum und zog seinen Zauberstab. Instinktiv zückte Harry seinen eigenen. Bevor ich etwas tun konnte, verfehlte Dracos Fluch Harry nur knapp und liess die Lampe an der Wand neben ihm zersplitterte. Harry warf sich zur Seite und bewegte ebenfalls seinen Zauberstab, doch Draco blockierte den Fluch und hob seinen Zauberstab, um einen weiteren- "Nein! Hört auf damit!" schrie ich, doch ohne Erfolg. Ich wollte dazwischen gehen und eingreifen, doch Harry schleuderte mich nach hinten und ich prallte gegen das Waschbecken, welches daraufhin zersplitterte. Ich schrie auf vor Schmerz. Vor meinen Augen wurde für einen Moment alles Schwarz. Mein Kopf pochte und dröhnte. Auf der Seite meines Bauches stecken Scherben. Ich blickte hinunter auf das Blut, das auf meiner Seite hinunter floss, dann versuchte ich mich wieder zu erheben.

Es gab einen lauten Knall und etwas hinter Harry explodierte. Wasser strömte durch das Badezimmer. Ich versuchte aufzustehen, doch es gelang mir nicht rechtzeitig. "Cruci-", schrie Draco mit verzerrtem Gesicht, doch Harry kam ihm zuvor. "Sectumsempra", brüllte er. "Nein!", schrie ich. Draco taumelte rückwärts und brach mit einem gewaltigen Spritzer auf dem unter Wasser stehenden Boden zusammen. Blut spritze aus seinem Gesicht und seiner Brust, als wäre er mit einem unsichtbaren Schwert aufgeschlitzt worden. Ich stürzte auf ihn zu und liess mich neben ihm auf die Knie fallen. "Draco", schluchzte ich. "Nein-" keuchte Harry. Er trat auf uns zu. "Nein- das wollte-" Draco lag in einer Lache von seinem eigenen Blut und zitterte am ganzen Körper. Er würde verbluten. "Hol jemanden, Harry! Irgendjemanden", schrie ich verzweifelt. Doch das musste er nicht.

Faye Lily Evans - The Girl Who LovedWo Geschichten leben. Entdecke jetzt