Kapitel 70

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Sobald ich mir Xaviers Shirt angezogen hatte, hatte ich mich ins Bett gelegt. Sein Geruch umhüllte mich und das war göttlich. Alleine sein Shirt zu tragen war himmlisch. Dann noch in seinem, eher unserem Bett. Der Tag nahm wenigstens ein gutes Ende.

Ich hatte mich unter die Bettdecke gelegt und starrte die Decke an. Bei dem gedanklichen Chaos hatte ich genug nachzudenken. Aber richtige Ordnung brachte ich keine rein.

Wie auch? Ich hatte kaum Infos.

Ich wurde erlöst als sich die Badezimmertür öffnete. Automatisch fiel mein Blick auf Xavier, was ich nicht hätte tun sollen. Er hatte nur ein Handtuch um die Hüfte gewickelt. Das nächste Problem war, dass ich meine Probleme hatte mich von diesem Anblick zu lösen. Der eigene Mate rief derart viele neue Gefühle hervor.

Aber wer könnte bei dieser gottgleichen Gestalt wegsehen? Das überstieg jegliche Kompetenz.

Xavier ging hinüber zu seinem Kleiderschrank und ja ich hatte ihm nach gesehen. Nochmal ja, dass es mir eigentlich zu dumm war. Mit hoher Wahrscheinlichkeit hatte er meinen Blick auf sich gespürt. Aber alleine dieses Sixpack. Sogar sein Rücken war attraktiv. Keine Ahnung, wie ein Rücken attraktiv sein konnte, aber so war es. Der Mann brachte mich demnächst um.

Ich widmete mich der Decke und versuchte an etwas anderes zu denken. Lilia fragte: "Warum? Es ist zu herrlich an diesen Mann zu denken. Du musst zugeben, dass wir keinen besseren Mate hätten bekommen können." Die Unterhaltungen mit Lilia waren teilweise anstrengend. "Mit dem Mate muss ich dir recht geben. Mittlerweile empfinde ich ihn als eine gute Wahl. Ansonsten sollten wir gerade andere Dinge im Kopf haben. An der Stelle möchte ich an diesen Tag erinnern." "Langweiler. Erinnerst du dich an den letzten Kuss mit Xavier? Der war ziemlich feurig und..."

Gewaltsam sperrte ich sie aus. Meine Wölfin wollte mich wuschig machen und nach diesem Tag war das unangebracht.

Endlich kam Xavier aus dem Schrank und zu mir ins Bett. Diesmal hatte ich es geschafft weiterhin die Decke anzustarren.

Als er neben mir lag, fragte er: "Alles in Ordnung?" Ich erwiderte seinen Blick und nickte. "Danke, alles gut und bei dir?" Ihn anzusehen tat mir gut, nur dass er in meiner Nähe war, vermittelte mir ein Gefühl von Sicherheit. Xavier antwortete: "Auch."

Kurz herrschte Ruhe zwischen uns. Bei mir lag es daran, da ich keine Ahnung hatte, was ich als erstes wissen wollte und nicht mal wusste, ob ich es wissen wollte. Was ein dummer Gedanke war. Immerhin musste ich es im Grunde wissen.

Ich seufzte und fragte: "Wie wars?" Eine bessere Frage fiel mir nicht ein. "Bei meinen Männern gab es keine Verluste. Ein paar sind zwar verletzt, aber gestorben ist von den Kämpfern niemand." Natürlich war mir seine Wortwahl nicht entgangen. Seine Männern hatten alle überlebt. Vermutlich waren entweder beide meiner Schwestern tot oder nur eine.

Ich nickte und antwortete: "Sehr gut. Wie sieht es bei dir aus? Hattest du irgendeine Verletzung?" Dank seinem Alpha Dasein würde vieles schnell verheilen. Diese Frage war berechtigt.  "Nein, nichts schlimmes."

Ich wagte es nicht die Frage wegen meiner Schwestern zu stellen. Irgendwie brachte ich das nicht über mich. Weshalb ich eine andere Frage stellte: "Wieso waren plötzlich sehr viele verwilderte Werwölfe hier? Wieso arbeiten sie nicht zusammen?"

"Ich vermute, dass sie eine Allianz schlossen, nur klappt das offensichtlich nicht. Oder es gibt einen Drahtzieher dahinter, der versucht die verwilderten Werwölfe zusammen zu halten. Im Grunde, wie ein Alpha."

Das klang verrückt. Falls dem so war, dann ging der Plan schlecht auf. Immerhin griffen sie genauso einander an. Aber was erwartete man sich von verwilderten Wewölfen? Ohne Rudel wurde man irre und war zu normalen Verhalten unfähig.

Er fuhr fort: "Aber das ist reine Spekulation. Damit müssen wir uns noch genauer befassen." "Moment, sind sie dann nicht auch ein Rudel? Falls sie einen Alpha haben." Zumindest klang es nicht vollkommen Hirn rissig. "Ich bin ehrlich, ich weiß es nicht. Wir müssen dem erst auf den Grund gehen." Als Antwort kam ein Nicken  von mir.

"Zu deiner anderen Frage. Heute kamen sie über die Tunnel ins Territorium. Es sind dort zwar immer Wachen postiert, aber das heute waren zu viele Eindringlinge auf einmal. Eine Art der Allianz haben sie auf jeden Fall geschlossen. Es ist nur die Frage, wie groß diese ist und ob sie einen Alpha haben." Über die Tunnel also.

Xavier fuhr schon fort: "Es gibt mehrere von den Tunneln. Es ist ein ausgeklügeltes System. Sie erstrecken sich über unser gesamtes Territorium. Aber nur zwei davon führen zu unserem Zuhause. Die anderen Tunnel sind mit anderen Standorten verbunden."

Das Einzige was ich richtig aufnahm war unser Territorium und unser Zuhause. Die restlichen Worte waren  verschwommen. Xavier sah mich wirklich als seine Luna. So toll das mit den Tunneln war, aber das mit unserem Zuhause freute mich zu sehr.

Wenigstens schaffte ich es als Antwort zu nicken. War ich wenigstens zu irgendetwas fähig.

"Du fragst gar nicht nach deinen Schwestern." Jegliche Freude war verflogen und ich schloss meine Augen. "Ich bin bereit. Was ist mit ihnen? Leben sie?" Xavier nahm meine Hand und drückte sie leicht. Die Funken waren eine tolle Idee, weshalb ich seinen Druck leicht erwiderte.

"Mai konnte sich nicht verwandeln, weshalb sie verstarb. Anastasia ist schwer verletzt." Das machte Sinn. Ich hatte Mai stark verletzt, da wäre es ein Wunder gewesen, wenn sie sich verwandeln hätte können.

Aber ich hatte keine Ahnung was ich fühlte. Ich wusste nicht mal was ich fühlen sollte. Gut, dass ich Lilia ausgesperrt hatte, die würde sich beschweren das Mai tot war wegen dem Schandmahl.

Ich war zwar nie mit meinen Schwestern klar gekommen und sie hatten mir meinen Mate stehlen wollen. Und ich hatte selbst über eine Hinrichtung nachgedacht, aber wirklich getan hätte ich es nicht.

Keine Ahnung, was ich empfand.

Ich öffnete meine Augen und sah Xavier an. Sein Gesichtsausdruck war schwer zu deuten. Leise sagte ich: "Keine Ahnung, wie ich fühle oder es sollte." "Im Grunde waren sie deine Feinde. Immerhin wollten sie dir nie etwas Gutes. Du bist nur verunsichert, weil ihr blutsverwandt seit, aber das hat nichts auszusagen. Verfeindet kann man dennoch sein." Das hatte er gut gesagt. Das waren die richtigen Worte gewesen.

Ich rückte näher an ihn ran und er hob seinen Arm an. Ich legte meinen Kopf auf seine Brust und einen Arm um ihn. Xavier legte beide Arme um mich und drückte einmal fest zu. Ich holte tief Luft und atmete seinen beruhigenden Geruch ein.

Einen Moment herrschte Stille und ich genoss seine Nähe. Das fühlte sich wie Sicherheit und Frieden an. Es war genau das, was ich brauchte nach diesem Tag.

Das ging so lange, bis Xavier sich versteifte. Das dürfte kein positives Zeichen sein.

Leise fragte ich: "Was ist los?" Die Antwort war eines der schlimmsten Dinge, die er hätte sagen können.

"Deine Mutter, sie hat das mit den verwilderten Werwölfen erfahren und wollte euch helfen, weshalb sie das Haus verlassen hat. Sie ist schwer verletzt."

Cruel Alpha | ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt