Kapitel 32

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Meine Klamotten behielt ich an und kletterte aufs Geländer. Der erste Stock war nicht unbedingt hoch. In Wolfsform würde mir der Sprung nichts tun.

Lilia schrie mich an: "Nein! Du bleibst hier! Wir verlassen nicht unseren Mate!" Nach einem abfälligen Lachen antwortete ich: "Dann halt mich davon ab."

Aufhalten konnte mich niemand. Im idealen Fall lief ich zu meinem alten Territorium. Bis man hier bemerkte, dass ich weg war, verging hoffentlich viel Zeit. Ein Vorsprung täte mir einen großen Gefallen.

Finns, meine Mum und meinen Bruder wollte ich warnen. Wir könnten abhauen und uns ein neues Leben aufbauen. Weit weg von hier und ein kompletter Neuanfang.

Eigentlich hatte ich es dem Rudel meines Vaters nie antun wollen. Aber warum sollte ich weiterhin meinen Kopf für ihn hinhalten? Es waren seine Fehler und nicht meine.

Hm, ich könnte alle warnen. Dann könnte jeder abhauen, der wollte. Ja, das war die beste Idee.

Ich wagte den Sprung und fing an mich zu verwandeln. Meine Klamotten zeriss es dabei, aber das war vollkommen egal.

So landete ich unbeschadet auf meinen vier Pfoten. Ich verschwendete keine weitere Sekunde und rannte los.

Meine Pfoten flogen nur so über den Waldboden, sie berührten fast nicht den Boden, so schnell rannte ich. Das Adrenalin jagte durch meinen Körper und ließ mich schneller laufen.

Lilia versuchte sich grob durchzukämpfen, aber ich war stärker. Ich war zu sehr in meinem Wahn. Die Wut konnte etwas Wundervolles sein und half mir ungemein.

Voller Verzweiflung rief sie: "Lass mich!" "Nein! Du läufst nur zu dem Monster zurück! Xavier hat uns genug angetan!"

Wieso ging das nicht in ihren Kopf? Wie konnte man so blind sein?

"Er ist unser Mate! Perfekt für uns! Wir sind füreinander gemacht!" Ich knurrte sie tief und bedrohlich an und das laut, weshalb es jeder hören konnte. Aber meines Wissens war niemand in der Nähe, also hörte es nur Lilia. Anschließend hängte ich an: "Das ist er nicht! Xavier hat uns kein bisschen verdient! Keine Minute lang hat er das!"

Im Moment hatte ich keine Zeit für diesen Schwachsinn, weshalb ich sie ignorierte. Es musste ein Plan her, wie ich über die Grenze kommen könnte. Dort waren immer Wölfe aus dem Rudel und bewachten diese. Um Eindringlinge fern zu halten und ja, mich würde man sicher aufhalten.

Das musste ich geschickt anstellen und ihnen entwischen oder es schaffen unbemerkt zu bleiben, was schwierig werden dürfte. Xaviers Rudel bestand aus starken und sehr guten Kämpfern. Aber ich wollte optimistisch bleiben. Das würde ich irgendwie hinkriegen.

"Nein, du wirst scheitern. Falls du es doch schaffst, dann findet uns Xavier. Weit kommst du nicht, dass lässt er niemals zu." "Dir ist bewusst, dass ungewiss ist, wann ihm auffällt, dass wir weg sind. Vielleicht lässt er uns für heute in Ruhe und sucht uns erst morgen auf unserem Zimmer auf. Das bedeutet ich habe einen Vorsprung."

Lilia meinte überzeugt: "Nein, der sucht uns bald. Entweder um sich zu entschuldigen oder dir die Leviten zu lesen. Dein Verhalten war unangebracht ihm gegenüber."

"Entschuldigen? Das ist diesem Mann ein Fremdwort. Zu dem ist Xavier unfähig. Er würde uns bestrafen und in den Kerker werfen. Unser Glück, dass wir bis dahin längst über alle Berge sind."

Ich rannte noch immer als hing mein Leben davon ab. Tat es vermutlich sogar. Xavier wäre außer sich, sobald er wusste, dass ich abgehauen war. Nein, er war es ja längst. Unsere letzte Unterhaltung hatte alles andere als gut geendet.

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