Kapitel 10

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Es klang, wie eine Drohung. Das musste man erstmal schaffen. Die Stimme war tief und männlich.

Diese Stimme erweckte Lilia. Ich spürte sie sofort, aktuell könnte ich mich mit ihr unterhalten. Aber ich war sauer auf meine Wölfin, weshalb ich still blieb. Außerdem hatte ich größere Probleme.

Ich konnte mir keine weiteren Gedanken machen, denn Melody machte mir die Tür auf und deutete mir an einzutreten. Mein Herz hämmerte viel zu laut, das hörte vermutlich das ganze Haus.

Ich nickte ihr zu und betrat den Raum. Leider folgte Melody mir nicht und machte hinter mir die Tür zu.

Ich war alleine in einem Raum mit dem Alpha. Ganz alleine. Ansonsten war niemand anwesend. Das Monster konnte mit mir machen was es wollte. Ich war ihm schutzlos ausgeliefert.

Gut, wem machte ich was vor? Eine große Hilfe wäre Melody nicht. Mit hoher Wahrscheinlichkeit wäre das niemand bei diesem Alpha.

Ich wagte meinen Blick zu heben und fand ein sehr großes und geräumiges Büro vor.

Schließlich landete mein Blick auf ihm. Schwer zu finden war er nicht. Nicht mal einem Menschen könnte es entgehen, dass dieser Mann einen hohen Rang hatte.

Alpha Blackmoon saß an seinem Schreibtisch und arbeitete an etwas. Er schenkte mir keine weitere Beachtung. Irgendwie steigerte das meine Nervosität kombiniert mit Angst.

Er saß zwar, aber man sah das er groß war und die vielen Muskeln konnten einem genauso wenig entgehen. Das nenne ich mal einen Mann. Ok, er war ein Alpha, die waren praktisch alle trainiert und meist die Männlichkeit in Person.

Für seine Ignoranz hätte er einen Orden verdient. Sein Blick war kein einziges Mal zu mir gewandert. Obwohl er überhaupt erst um meine Anwesenheit gebeten hatte.

Wie sollte ich mich verhalten? Was sollte ich machen? Wie sollte ich reagieren?

Ich fühlte mich vollkommen überflüssig.

Würde ich weiterhin von ihm ignoriert werden? Ernsthaft? Aber was sollte ich sagen? Mir gegenüber war der brutalste Alpha den es überhaupt gab. Ich wollte ungern in Missgunst fallen.

In dieser Situation war ich vollkommen planlos. Was zur Hölle sollte ich tun?

Die Verzweiflung ergriff Besitz von mir und keine einzige meiner Emotionen war positiv. Keine Ahnung, wie lange mein Kreislauf noch mitspielte, bis ich ohnmächtig wurde.

Endlich kam Bewegung in ihn und Alpha Blackmoon sah von seinen Unterlagen auf, da trafen unsere Blicke sich. Die Welt blieb stehen und es traf mich mit voller Wucht.

Lilia rief hocherfreut: „Mate!" Nein, nein, einfach nein. Sie musste sich irren. Lilia konnte das nicht ernst meinen. Nicht dieser Mann, nicht ausgerechnet diese Bestie.

Bestrafte mich sogar schon die Mondgöttin?

Die Mondgöttin erwählte nämlich jegliche Mates. Sie war dafür zuständig und entschied wer perfekt füreinander war. Sie schenkte uns den Segen eines Mates. Das war unendliche und bedingungslose Liebe, zumindest in den meisten Fällen.

Wir sahen uns nur an und ich hätte am liebsten direkt losgeheult. Dabei sollte man Freude empfinden, wenn man endlich seinen Mate kennen lernte.

Leider spürte ich es, wir waren Mates. Lilia irrte sich nicht, wir hatten wirklich unseren Mate gefunden. Ich spürte unser Band und die Anziehungskraft.

Alpha Blackmoon war verdammt attraktiv, das konnte ich schwer leugnen. Ich war vollkommen gebannt von ihm und mein Hirn funktionierte nicht mehr richtig.

Werwölfe mit seinem Rang waren schneller als der Standardwerwolf. Ich hatte zwar Alphablut in mir, aber es wurde erst richtig entfaltet, wenn man den Titel eines Alphas annahm.

Ich realisierte es kaum, dass er aufgestanden war. Schon war ich an die nächste Wand gedrückt und hatte seine Hand an meiner Kehle.

Kaum berührte sich unsere Haut, spürte ich sie. Funken, die wundervollen Funken, welche man bei jeder Berührung des eigenen Mates spürte.

Ich blickte ihm in die Augen und musste dafür meinem Kopf anheben. Mein Hirn war, wie leer gefegt bei unserem Blickkontakt.

Er knurrte sehr bedrohlich, weshalb es mir die Gänsehaut aufzog. Das holte mich in die Realität. So toll die Funken waren, seine Hand an meiner Kehle war weit von gut entfernt. Seine Augen waren schwarz geworden und das machte die Lage schlimmer.

Das war so, wenn man eine zu starke schlechte Emotion empfand. Wut, Hass oder Eifersucht, all die Gefühle in diese Richtung. Keine Ahnung, was er gerade für eine empfand.

Lilia sagte aufgeregt: Mate! Wir haben ihn endlich gefunden! Mate! Endlich, die Suche hat ein Ende, Layla!"

Das war nicht ihr verdammter Ernst. Unser sogenannter Mate ging uns an die Gurgel und sie freute sich. Sie drehte offiziell durch.

Die Funken spürte ich weiterhin und sie lenkten mich derart ab. Eigentlich hatte ich Angst, aber die Berührung beruhigte mich auch wieder. Das war viel zu verwirrend. Es waren zu viele Eindrücke auf einmal.

Niemand sagte ein Wort und Alpha Blackmoon sah mir unverwandt in die Augen. Dieser Blick könnte töten. Es war ein wahres Wunder, dass ich noch lebte. Wobei mein Leben bald beendet sein dürfte. Sofern ich diesen Gesichtsausdruck richtig deutete.

Aber diese Augen, sie waren wunderschön. Schwarz hin oder her. Dieser Mann zog mich an sich. Ich fühlte mich, wie eine Motte, die vom Licht angezogen wurde. Dieses perfekte Gesicht, markante Gesichtszüge, die perfekte Nase, ein perfektes Kinn und...

Ja, er ist perfekt. Sieh ihn dir an, so vollkommen und diese Haare erst. Stell dir vor..." „Lilia!" Sie sollte sich zusammenreißen. Das sollten, wir beide. Aktuell hatten wir schlechte Karten. Der Alpha wäre viel stärker als wir, der hätte uns in Sekunden das Genick gebrochen.

Vom eigenen Mate ermordet, das wäre die wahre Tragödie und grausam. Aber aktuell blieb die Vermutung, dass nichts Freundliches folgte.

Plötzlich ließ Alpha Blackmoon ab von mir, wich einen Schritt zurück und sah auf seine Hand als hätte er sich verbrannt. Autsch, das tat weh und versetzte meinem Herzen einen Stich.

Wie konnte man diese Reaktion auf die Funken haben? Das war ein wunderschönes Gefühl. Wohl nicht für ihn und das tat weh.

Er knurrte hervor: "Raus!"

Es war ein bedrohlicher Befehl gewesen und sehr laut. Im ersten Moment konnte ich mich nicht bewegen, ich war viel zu geschockt. Zuerst die Erkenntnis, dass er mein Mate war und seine anschließende negative Reaktion. Das war zu viel für mich.

„Raus hier!"

Gut, ein drittes Mal musste er mir das nicht sagen, weshalb ich zur Tür eilte. Ich war dankbar, dass meine Füße überhaupt reagiert hatten. Einfach hinaus aus seinem Büro und das so schnell wie möglich. Mit Schwung knallte ich die Tür hinter mir zu.

Mein Herz schmerzte.

Das Mateband konnte ich gut spüren, das dürfte eine Qual werden. Ich war verletzt von seinem Verhalten, das war das komplette Gegenteil zur normalen Reaktion, wenn man seinen Mate fand. Alpha Blackmoon wollte mich offensichtlich nicht und war mir an die Gurgel gegangen. Vermutlich war das keine Wut gewesen, sondern Hass.

Lilia meldete sich zu Wort: „Gut, das ist jetzt nicht perfekt verlaufen. Aber..." Ohne zu zögern unterbrach ich sie aufgebracht. „Nein! Er hasst uns. Unser Mate hasst uns, Lilia. Geht das nicht in deinen Schädel?!" Das war nicht die netteste Aussage, aber ich war wütend und verletzt.

Lilia knurrte leise und zog sich zurück. Toll, jetzt hatte ich meine Wölfin ganz vertrieben, dabei hatte ich sie erst vor kurzem wiederbekommen. Aber mit Lilia konnte ich mich später befassen.

Diese grausame Bestie war mein Mate. Das bedeutete eigentlich der Mann wollte keine Mate, aber hatte sie selbst gekauft und erst hierher gebracht. Wer weiß, ob wir uns sonst, je über den Weg gelaufen wären.

Die Mondgöttin ging einen interessanten Weg. Erst in dem Moment spürte ich die Tränen, die mir über die Wangen liefen. Wütend wischte ich diese weg und eilte den Gang entlang.

Cruel Alpha | ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt