Kapitel 98

18.9K 597 77
                                    

Die Idee war zwar gut, dass wir den Tag zu zweit auf dem Zimmer verbrachten. Aber Xavier hatte gemeint, dass wir das Anwesen verlassen könnten. Ich war so lange hinter diesen vier Wänden eingesperrt gewesen. Ich wollte unbedingt in die Außenwelt.

Den Wunsch konnte man sicher nachvollziehen und Xavier war natürlich einverstanden. Er hatte auch gemeint, dass es meine Entscheidung wäre.

Mein einziges Problem war, dass ich keine Ahnung hatte, was für Möglichkeiten es überhaupt geben würde.

Während ich mich duschte, konnte ich mit Lilia diskutieren. Sie hatte noch nicht aufgegeben zu untermauern, wie toll es wäre, wenn ich ihr das Steuer überlassen würde. Dieser Meinung schloss ich mich nicht an. Der Tag gehörte meinem Mate und mir. Meine Wölfin würde es überleben, wenn sie warten musste.

Mit einem Handtuch umwickelt verließ ich das Badezimmer. Ich ging im Kopf, die Optionen durch, was ich anziehen könnte. Es sollte auf jeden Fall etwas sein, das Xavier gefiel.

Aber was machten wir überhaupt? Mein Outfit sollte passend dafür sein, was wir unternehmen würden. Die Frage, was man sich anziehen soll, stellte man sich viel zu oft. Und viel zu lange dachte man darüber nach.

Kurz bevor ich im Kleiderschrank ankam, stand plötzlich Xavier vor mir. Erschrocken zuckte ich zusammen und sah auf zu ihm. Zukünftig sollte ich besser auf meine Umgebung achten, sobald mein Mate in der Nähe war. Wobei es fraglich war, ob mir das überhaupt einen Vorteil verschaffte. Immerhin war der Alpha ausgesprochen schnell.

Xavier schenkte mir ein Lächeln, aber ich konnte ihm ablesen, dass es ihn amüsierte, dass ich erschrocken war. Vermutlich wurde ein Spiel daraus. Erschrecke deine Mate, bis sie an einem Herzinfarkt stirbt.

Es wurde mir nicht leichter gemacht, denn er hatte kein Shirt an. Das lenkte mich ab, aber ich gab mir Mühe den Blickkontakt zu halten.

Ich räusperte mich und fragte: "Was ist los?" "Ich wollte deine Aufmerksamkeit. Du warst in deinen Gedanken vertieft und hast mich nicht gehört." Ich hob eine Augenbraue und legte den Kopf schräg. "Deshalb musst du mir gleich fast einen Herzinfarkt einbringen?"

Er lachte und streichelte mir über die Wange. "Jetzt übertreibst du." Ich versuchte mich an einem bösen Blick, nur gelang es mir nicht. Das war kein Wunder bei diesem Mann vor mir.

Xavier sah an mir hinunter und fragte: "Darf ich jetzt an deinem Handtuch zupfen und du gehst mir nicht an die Gurgel? Ich glaube den Schritt in unserer Beziehung haben wir erreicht."

Ich konnte nicht anders als zu lachen. "An meinem Handtuch zu zupfen ist also eine höhere Stufe in unserer Beziehung?" Seine Augen sahen wieder in meine und er nickte. "Ja, ist es. Allerdings muss ich zugeben, dass dein entsetzter Gesichtsausdruck dabei, den meisten Spaß gemacht hat."

Ich schlug ihm auf die Brust und Xavier musste lachen. "Du bist gemein. Das war sehr unhöflich von dir. Vor allem als du es zum ersten Mal gemacht hast." Da waren wir ganz in unseren Anfängen gewesen. Erinnern konnte ich mich daran sehr gut.

"Nein, gemein wäre es, wenn ich es dir ganz entwendet hätte. Ich habe nur daran gezupft." Er versuchte sich gut heraus zu reden. Aber nicht gut genug, dennoch ließ ich es ihm durchgehen.

Ich verschränkte meine Arme und nickte zum Schrank. "Könnte mein unhöflicher Mate mich bitte vorbei gehen lassen? Ich würde mir gerne etwas anziehen und das Anwesen verlassen. Mich hat nämlich jemand in den letzten Wochen oder Monaten eingesperrt. Das bedeutet, dass ich es kaum erwarten kann endlich dieses Grundstück zu verlassen." Er nickte und meinte ernst: "Der Eintritt kostet einen Kuss."

Warum wusste ich, dass da etwas kommen würde? Er hatte etwas vor, das war klar. Ich würde mich darauf einlassen und es herausfinden. Außerdem küsste ich ihn gerne.

Cruel Alpha | ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt