Kapitel 97

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Gestern war ich friedlich und geborgen in Xaviers Armen eingeschlafen. Mit dem schönen Gedanken, dass wir endlich das Mateband vervollständigt hatten.

Am Morgen erwachte ich mit den wundervollen Funken. Also war er geblieben und hatte sich nicht in die Arbeit gestürzt. Das zauberte mir ein Lächeln ins Gesicht und mein Herz machte einen Satz.

Gestern Abend hatte ich noch ein Shirt von Xavier geschnorrt. Einer der Gründe darunter war, da ich nicht erwartet hätte, dass er am Morgen an meiner Seite war. So hätte ich ein Kleidungsstück an mir, welches herrlich nach ihm duftete. Klar, das Bett roch genauso nach ihm, aber das Shirt war ein toller Bonuspunkt.

Mein Lächeln erstarb, denn mit einer Wucht trafen mich all die neuen Empfindungen, die mir das vervollständigte Mateband einbrachte. 

Ich gehörte zu einem neuem Rudel und die Verbindung zu meinem alten war gekappt. Es löste Freude und Trauer aus. Es war schwer, das in eine richtige Kategorie einzuordnen.

Einerseits freute es mich riesig endlich in Xaviers Rudel zu sein. Ich konnte mich jeder Zeit mit ihm unterhalten. Auch mit Melody, das wäre kein Problem mehr. Auch sonst, ich könnte mit jedem Kontakt aufnehmen.

Aber nie wieder könnte ich mich mit meiner Mum, meinem Bruder oder Finns im Mindlink unterhalten. Eigentlich ein dämlicher Gedanke, immerhin wohnten sie weit weg. Der Mindlink würde nur funktionieren, wenn wir einander näher waren. Dennoch machte mich der Gedanke ein bisschen traurig.

Aber ich spürte die Verbindungen zu diesem Rudel. Nun gehörte ich offiziell dazu und war ein Mitglied. Man fühlte sich innerlich ruhiger, wenn man im eigenen Rudel war. Zuvor hatte ich das gar nicht richtig wahr genommen, wie unruhig mich das gemacht hatte. Das realisierte ich erst im Nachhinein.

Der nächste Hammer traf mich. Ich war nicht nur ein Mitglied, sondern die Luna. Dabei kannte ich lediglich eine Handvoll der Einwohner. Ich hatte zu kaum jemanden Kontakt gehabt, was allerdings an Xavier lag

Das mit dem Kennenlernen des Rudels war in all dem Wahnsinn untergegangen. Das war zu spät. Ich war bereits ihre Luna. Man musste mich im Grunde akzeptieren. Außer sie brachten mich um. Aber dafür müssten sie mich hassen. Und so eine schlechte Luna war ich hoffentlich nicht. Die Mondgöttin hatte mich dafür auserwählt. Ich würde das mit Perfektion meistern. Zumindest würde ich mir das einreden, um dieses Amt auf die Reihe zu bekommen. Der Anfang würde sicher ein Chaos werden.

Xavier bewegte sich leicht, was mich in die Realität holte. Das Band zwischen uns war endlich abgeschlossen. Die herrlichen Funken, die stärker zu spüren waren, ließen einen die Sorgen des Lebens als nicht ganz so groß erscheinen.

Einen Arm hatte er fest um mich geschlungen, aber ich schaffte es mit einem kleinen Kampf, mich darin umzudrehen. Als Antwort für mein Umdrehen hatte ich ein Knurren von ihm geerntet. Da Xavier schlief war es ein leises Geräusch.

Innerlich musste ich deshalb lachen. Der Mann knurrte sogar im Schlaf. Das Werwolf Dasein lebte er in vollen Zügen aus.

Ich musterte ihn und Xavier wirkte friedlich. Wenn ich mich darauf konzentrierte, könnte ich seine Gefühle spüren. Im Schlaf würde mir das keine wirkliche Information geben. Das würde ich testen, sobald er wach war. Ich wollte wissen, wie er fühlte, wenn Xavier mich vor sich hatte. Hoffentlich fühlte er dasselbe wie ich, wenn ich ihn bei mir hatte.

Ich hob langsam meine Hand und streichelte ihm sanft über die Wange. Er gehörte mir und das für immer. Der Gedanke ließ mich Grinsen. Es mag besitzergreifend klingen, aber es freute mich ungemein.

Der nächste Pluspunkt war, dass ich immer wusste, wo genau er sich befand. Was bedeutete, ich konnte ihn stets finden und er mich genauso. Die Sorge, dass ich ihm abhaute, musste Xavier nie wieder in sich tragen. Das dürfte eine allgemeine Erleichterung in unserer Beziehung sein. 

Cruel Alpha | ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt