Kapitel 9

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Danach war die Verbindung zu Lilia gekappt, aber auch sie war unruhig.

Mate?

Das musste ein kranker Scherz sein. Es wäre der reinste Alptraum, falls meine Wölfin damit richtig lag. Ich war verkauft worden und hier sollte ich auf meinen Mate treffen.

Hoffentlich irrte Lilia sich und unser Mate war nicht in unserer Nähe. Das wäre die reinste Folter, wenn ich ihn jeden Tag sehen würde, aber einem anderen Mann gehörte.

Melody blieb noch bei mir auf meinem Zimmer und half mir beim Auspacken. Sie meinte, das sei ihre Aufgabe und sie machte es gerne. Wir verstanden uns ziemlich gut, lernten einander kennen. Mir schien ich war doch fähig dazu Freundschaften zu schließen.

Schließlich kam die Frage: "Ich will dir nicht zu nahe treten, Layla. Aber warum hast du dich darauf eingelassen?"

Sie hatte vorhin erwähnt, dass Alpha Blackmoon keine Mate wollte. Das war scheinbar allgemein bekannt. Der Mann machte daraus kein Geheimnis.

Mir war die Frage nicht mal unangenehm, deshalb antwortete ich wahrheitsgemäß: "Mein Vater ist ein Alpha von einem kleineren Rudel und da gibt es ein paar Unausgeglichenheiten zwischen ihnen. Bevor mein Vater und das gesamte Rudel niedergemetzelt wurden, hat er mich verkauft. Tada, hier stehe ich."

Sie hielt inne und sah mich geschockt an. Melody wusste nicht was sie darauf erwidern sollte. Kein Wunder, ich konnte es selbst kaum fassen. Es war viel zu surreal.

Ich packte weiter aus und verschwand ins Badezimmer. Dort konnte ich auch gleich alles auspacken. So verging ein bisschen Zeit und Melody konnte das Gesagte verarbeiten.

Als das erledigt war, ging ich zurück in mein Zimmer und Melody wirkte leicht abwesend. Es sprach vermutlich jemand im Mindlink mit ihr. Da störte ich nicht weiter und betrachtete alles genauer.

Oh, es gab sogar eine Balkontür. Perfekt, da würde ich rausgehen und durfte auf die Aussicht gespannt sein.

Es fehlte wirklich an nichts. In dem Raum könnte ich mich gut oder eher gerne verstecken. Das war ein kleiner sicherer Fleck.

Ich wollte gerade auf den Balkon gehen, da sagte Melody: „Layla, der Alpha fragt nach dir." Ich hielt inne und mein Herz setzte einen Schlag aus. Das waren genau die Worte, die ich auf keinen Fall hatte hören wollen.

Ich drehte mich langsam um und wandte mich an sie. Melody schenkte mir ein Lächeln, vermutlich versuchte sie mich damit zu beruhigen. Aber das erreichte mich kein bisschen.

Ich gab ein Räuspern von mir und schaffte es zu antworten: "In Ordnung." Wenn ich Glück hatte starb ich vorab an einem Herzinfarkt. Dann müsste ich mir den ganzen Mist nicht mehr antun.

Melody ging zur Tür und ich folgte ihr, wie es von mir erwartet wurde. Meine Nervosität war ins unermessliche gestiegen. Sie hielt mir die Tür auf und so verließen wir mein Zimmer, das mein zukünftiges Versteck sein würde.

Wir gingen los und ich schwieg lieber, denn ich versuchte mit meiner Nervosität klar zu kommen. Natürlich ließ ich mir das keine Sekunde anmerken und überspielte meine innere Gefühlswelt. Ich gab mein Bestes einen neutralen Gesichtsausdruck zu behalten. Meinen Herzschlag hatte ich trotzdem nicht unter Kontrolle.

Melody meinte: „Der Alpha ist in seinem Büro. Später packen wir deine restlichen Sachen aus, dabei werde ich dir helfen." Ihre Hilfe war nett und meiner Ansicht nach nicht selbstverständlich. Allerdings wurde sie vermutlich dafür bezahlt.

„Danke, das ist lieb von dir." Ich sah zu ihr hinüber und sie lächelte wieder. „Kein Problem. Das ist mein Job und ich mache es gerne."

Sehr gut. Egal was für ein Monster der Alpha war, zumindest ein freundliches Wesen war an meiner Seite. Oder in meiner Nähe.

Wir waren im ersten Stock geblieben nur in den rechten Flügel hinüber gegangen. Ich sah mich um, aber es war alles viel zu edel oder teuer. Das war weit von normal entfernt. Es blieb ein Rätsel wie man sich hier wohl fühlen konnte.

Schließlich kamen wir vor einer Tür an und mein Herz hämmerte noch mehr. Vermutlich fiel ich bald um, wenn das so weiter ging. Ein Umfallen, welches von mir erwünscht wäre.

Ich holte tief Luft und Melody warf mir deshalb keinen seltsamen Blick zu. Vermutlich hatte sie selbst Angst vor ihm und konnte mein Verhalten verstehen.

Jetzt war der Moment der Momente. Ich stand bald der eiskalten Bestie gegenüber. Dennoch war da eine kleine Neugier in mir, wie er wohl aussah.

Melody klopfte und wir warteten kurz. Jede Sekunde fühlte sich, wie eine Ewigkeit an.

Schließlich kam ein kühles: „Herein."

Cruel Alpha | ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt