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Jeno

Ich wache von einer Bewegung an meinem Kopf auf. Erst bin ich einfach nur benommen, dann nehme ich leichte Kopfschmerzen wahr und mein Blick wird klarer. Mein bester Freund liegt neben mir in meinem schmalen Bett und schnarcht vor sich hin. Die blonden, fast zu langen Haare fallen ihm wirr quer übers Gesicht und er hat eine Hand in meinen Haaren vergraben und streichelt gelegentlich über meine Kopfhaut.

Stumm entferne ich seine Hand und gucke aufs Handy. 11:28 Uhr, doch durch die Jalousien ist es noch stockdunkel hier drinnen. Wir haben genug geschlafen, beschließe ich und streckte meinen linken Arm aus, um - zugegebenermaßen ziemlich unsanft - gegen seine Schulter zu drücken.

„Aufwachen, Prinzessin", brumme ich. Die Antwort ist nur ein Grummeln. „Gestern hat Jungwoo durch null geteilt." Wie immer ist er plötzlich hellwach und hustet einmal. „Was? Wer? Kann nicht sein, auf der Party wirkte er ganz brav."

Ich zucke die Achseln und schäle mich aus meinem Bett, während Mark sich aufrichtet und erstmal herzhaft gähnt. „Wusstest du, dass er jetzt rote Haare hat? Nicht nur du hattest ein Umstyling in den Ferien. Ah, mein Kopf." Dass er bestimmt nicht von seinem besten Freund dazu genötigt worden ist, schlucke ich herunter und scheuche ihn aus dem Bett.

Müde tapsen wir die Treppen herunter in die Küche. Meine Mutter eilt vom Badezimmer in die Küche und zurück. Als sie uns entdeckt, schenkt sie uns ein warmes Lächeln. „Guten Morgen, Mark. Hey Schatz!" Sie geht uns voraus in die Küche. Im Laufen bindet sie ihre hellen Haare zusammen.

„Morgen, Yongsun."

„Morgen, Eomma."

„Ich muss leider gleich arbeiten gehen, mein Boss hat angerufen. Zum Essen habe ich nichts vorbereitet, aber ihr solltet alles im Kühlschrank finden. Braucht ihr sonst etwas?"

Mark stiert nur abwesend vor sich in die Luft, ich bemühe mich trotz meiner Kopfschmerzen um eine Antwort.

„Nein ich denke nicht. Danke, Eomma."

Sie richtet ein letztes Mal ihre Frisur, zupft ihr Oberteil zurecht und gibt mir einen Kuss auf die Wange. „Ich weiß nicht, wann ich zurückkomme", sagt sie, „aber es ist ja nicht das erste Mal, dass du alleine bist. Bis später!"

„Bye, Eomma. Hab einen schönen Tag!"

An der Tür dreht sie sich noch einmal um. „Ach Jeno", beginnt sie. „Hm?" Mark weiß genau, wo unsere Kopfschmerztabletten liegen, und er holt sie, während ich zwei Gläser Wasser an den Tisch trage. „Dieser Junge von gestern, du kannst ihn gerne mal zum Essen einladen."

„Welcher Junge?"

„Der dich und Mark gestern heimgebracht hat. Du hast gesagt, er sei dein Freund. Jaemin oder so?"

„Ah, klar. Ich red mal mit ihm."

„Okay. Dann tschüss!"

Wir rufen ihr irgendetwas hinterher, doch sie nimmt es nicht mehr wahr. Stattdessen hören wir ihr fröhliches Summen und ein leises, euphorisches „Mein Schatz hat einen Freund!", danach fällt die Tür zu.

Ich seufze laut und stütze meinen Kopf auf meiner Hand ab. Was hatte ich getan? „Du weißt schon, dass Na Jaemin nicht mal eben für dich schauspielert. Der Typ ist der beliebteste Kerl auf der ganzen Schule!"

„Sie war so glücklich, dass ich endlich eine Beziehung habe. Sie wartet schon ewig darauf. Außerdem wollte ich das nicht klarstellen, wenn sie gerade am Gehen ist!"

„Schwache Ausrede. Was willst du dann jetzt tun?"

„Jaemin meiner Mutter als meinen Freund vorstellen, ist doch klar."

„Na Jaemin als dein Freund, Prost Mahlzeit. Das glaubt dir in hundert Jahren niemand."

„Wir müssen halt überzeugend sein."

„Alter, deinen Optimismus hätte ich gerne."

cheese [nomin]Where stories live. Discover now