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Jeno

Der Regen prasselt auf die Windschutzscheibe und Jaemin aktiviert die Scheibenwischer, ehe er losfährt. „Dieser Typ vorhin... Muss ich eifersüchtig sein?", fragt er beiläufig. „Nein, nein. Chenle liebt nur seinen Hund. Und er wollte vorhin Einzelheiten über unsere Beziehung wissen", lache ich.

„Okay."

„Ich hab ihm einfach dieselbe Story aufgetischt wie bei dir zuhause."

„Mhm. Irgendwas mit einem Picknick bei einem Lateinprojekt, oder nicht?"

„Chenle weiß, dass du kein Latein hast. Physik. Aber alle werden sich eh nur das Picknick merken. Hoffe ich."

Er erwidert nichts mehr und eine Weile tuckern wir durch den strömenden Regen. Im Fußraum liegt schon wieder eine Flasche, doch ich sage nichts. Stattdessen ziehe ich den Reißverschluss meiner College-Jacke bis zum Anschlag. „Und, wie war Chemie sonst so?", brummt Jaemin irgendwann in das Schweigen hinein. „Außer den Erzählungen, was für ein Romantiker ich doch bin, meine ich."

„Ganz gut. Seit diese ‚Beziehung' offiziell ist, beachtet mich der Lehrer mehr. Und wie wars bei dir?" Jaemin erzählt fröhlich, wie er und ein Mitschüler die Linse seiner Kamera zerbrochen haben. Ich höre mit halbem Ohr zu und lehne meinen Kopf an die Scheibe.

Es ist schön, Jaemins Erzählungen zu lauschen und dabei nicht permanent seine Hand zu halten. So ist es viel ungezwungener und angenehmer. Aber ich sollte nicht vergessen, dass er, Donghyuck und Renjun eigentlich in einem völlig anderem Status leben und sogar eine Freundschaft nicht gut enden würde.

„Entweder du rennst durch dieses Unwetter", der Wagen kommt vor meiner Straße zum Stehen, „oder du lässt mich vors Haus fahren. Bei dem Regen sieht eh kein Schwein, ob wir uns anfassen oder nicht."

„Fahr rein", grummele ich und schaue zu, wie der Dunkelhaarige wieder anfährt und vorsichtig in meine Straße einlenkt. „Also mach's gut. Bis morgen, Jeno." Das Auto parkt schief vor meinem Haus. „Danke für Mitnehmen. Leere Flaschen geben aber Minuspunkte."

„Dich hat keiner gefragt. Tschüss!"

Ich erwidere den Gruß und schlage die Autotür von außen zu, bevor ich zur Tür renne. Ungefähr alles an mir ist ekelhaft nass und kalt, aber das scheint Eomma egal zu sein. „Jeno, Schatz, kommst du mal kurz?", fragt sie und guckt von der Zeitung auf.

Als ich endlich in trockene Klamotten komme, ist eine knappe Stunde vergangen. Ich besitze jetzt ein Aufklärungsbuch mit Illustrationen, die vermutlich nur für Heteros gedacht sind, und außerdem eine Handvoll Kondome.

All das liegt unberührt auf meinem Schreibtisch, während ich unten einen Tee schlürfe, Mark über meine neuen Besitztümer berichte und Mum irgendeinen Mist von Jaehyun und Jisoo erzähle, während eine Tiefkühlpizza für uns im Ofen auftaut.

cheese [nomin]Where stories live. Discover now