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Jeno

Verspannt sitze ich gegenüber von Jaemin und spieße Nudeln auf meine Gabel. Es ist nicht direkt gruselig, aber verdammt komisch, wenn einen irgendwer durchgehend anschaut. „Und du bist ein Bekannter von Hyuck, oder?" Ich bin froh, dass Jaemin ein Thema anbringt, denn ich hätte entweder weitergeschwiegen oder nach seiner Lieblingsfarbe gefragt. „Mein bester Freund kennt ihn wohl irgendwie. Du bist auch ganz gut mit ihm, oder?"

Untertreibung des Jahrhunderts.

Jeder, der einen Tag in unserer Schule verbracht hat, weiß, dass Jaemin eigentlich ohne seine zwei Kumpels Donghyuck und Renjun nicht anzutreffen ist. Auch vorhin habe ich Jaemin mit Donghyuck quatschen sehen, bevor der Braunhaarige irgendwohin verschwunden ist.

Hier draußen sind nur vereinzelte Leute. Ein Typ zum Beispiel, der eine hässliche Strickjacke und eine Hornbrille trägt, alleine in der Kälte hockt, und aufmerksam in einen Busch starrt. Und eine Gruppe, bestehend aus drei Mädchen, sie alle unterhalten sich wild gestikulierend.

Dabei essen sie und haben nur zu uns herübergeguckt, als wir den kleinen Pavillon mit unseren Tabletts betreten haben. Doch selbst die wenigen neugierigen Blicke, die auch durch die Fensterscheiben der Mensa (zumindest bilde ich mir das ein) machen mich nervös. Ganz anders als den Schwarzhaarigen, den das überhaupt nicht zu stören scheint – wenn er es überhaupt bemerkt. Ungerührt nimmt er einige Schlucke aus seinem Wasserglas, dann lächelt er wieder.

Jeder andere wäre von diesem Lächeln vermutlich hin und weg, doch ich finde es eher unangenehm. Sein Lächeln ist hübsch, keine Frage, allerdings ist es einfach ungewohnt, dass mich jemand anderes als Mark und Eomma anschaut und sogar lächelt. Außerdem kommt es mir so vor, als würden die Blicke mehr werden, wenn er seine Mundwinkel nach oben zieht.

Aus dem Busch, den der Junge beobachtet, kommt ein brauner Vogel gehüpft.

„...mit dir?"

Seine Antwort über Donghyuck habe ich nicht gehört, viel zu beschäftigt bin ich im Moment damit, den Kerl mi dem Vogel zu beobachten.

„Tut mir leid, was?"

Jaemin lächelt warm. „Schau nicht so, hier frisst dich niemand auf!" Mit gesenktem Blick beuge ich mich über meinen Teller. Dass ich rot werde, sieht Jaemin trotzdem, denn er kichert leise. „Wie kannst du das nur aushalten", meckere ich.

„Also, Jeno..." Jaemin schiebt sein Glas hin und her und ich reiße meinen Blick los von unserem Umfeld, um ihn wieder auf Jaemin zu richten. „Ist dein bester Freund der komische blonde Vogel, der mit ungefähr der halben Schule befreundet ist?"

„Das ist Mark, ja." Ich lächele leicht, als ich an den Beginn unserer Freundschaft in der fünften Klasse denken muss. Automatisch gute ich wieder zu dem Jungen am Busch. „Mark ist... besonders."

Links von mir ist ein Junge, allein, und er hockt am Boden, beobachtet einen Vogel, den ich längst als langweilig abgestempelt hätte.

„Und er ist total extrovertiert."

„Was machst du da?"

„Ich beobachte einen Wachtelkönig. Komm doch her! Wusstest du, dass die hier voll selten sind?"

(A/N: Hier in Deutschland zumindest, sagt Google)

„Und unberechenbar."

„Irgendwie ist das langweilig, lass uns die Frösche in den Bioräumen freilassen! Ich heiße übrigens Mark."

„Jeno."

„Aber total witzig."

„Alter, Jeno, was lachst du so? Das ist nur Tönung, die geht bald wieder raus. Hoffe ich.

„Verlässlich."

„Du hast geschrieben, ist alles in Ordnung? Ich bin so schnell hergerannt wie ich konnte. Drei Minuten und 13 Sekunden, das ist ein neuer Rekord! Jeno, warum weinst du denn?

„Und mir wirklich wichtig."

„Danke, dass du dich mir als Erstes anvertraut hast. Das bedeutet mir wirklich viel."

„Ich wusste einfach, dass deine Umarmungen genau so normal bleiben, egal auf wen oder was ich stehe."

cheese [nomin]Where stories live. Discover now