Jaemin
Das Ende meiner Schulzeit werde ich in einem Palast aus Lügen, Lügen und noch mehr Lügen verbringen müssen, wenn ich gewinnen will. Und mit Jeno, der irgendwie störrisch ist und es mir nicht so leicht macht wie alle anderen. Und das alles nur, weil mein beschissenes Ich aus der Vergangenheit eine verdammte neue Kamera haben wollte. Mit zusammengekniffen Augen mache ich den Fehler, auf Twitter zu gehen. Neben zahlreichen Tweets, die irrelevant sind, Beiträge von Hyuck und Renjun meistens, sehe ich auch einige Posts, die mich und den Blauhaarigen bereits shippen und in jeder Geste etwas sehen, obwohl wir auf der Party meines Wissens nach nur miteinander gesprochen haben.
Beim letzten Tweet in meinem Feed rutscht mir das Herz in die Hose. Das ist tatsächlich noch krasser als sonst. Ängstlich tippe ich auf den Hashtag und oje, nicht nur meine Schule rastet aus. Auch wenn es nur ein paar tausend Leute sind, fühlt es sich gerade so an, als würde die ganze Welt über "nomin" fangirlen.
Niedergeschlagen schließe ich Twitter und sehe eine Nachricht von Jeno. „Hättest du Lust, am Freitag nach der Schule mit zu mir zu kommen? Meine Mom ist arbeiten :)", fragt er mich. „Mit wem schreibst du da?" Jisoo sitzt neben mir im Auto und linst neugierig aufs Display. „Ach, nur Hyuck", murmele ich.
„Eomma, wie lange noch?"
Wir sitzen im Auto meine Mutter, meine zwei Geschwister und ich, und fahren zu Tante Nayeon. Der obligatorische Blumenstrauß, der wohl unser Verhältnis aufrechterhalten soll, liegt zwischen Jisoo und mir auf der Rückbank.
Eomma sitzt steif am Lenkrad. „Nicht mehr lang, Jaemin. Gute fünf Minuten vielleicht." Ich antworte Jeno und erneut ertönt Jisoos Stimme: "Hat Hyuck sich die Haare blau gefärbt? Und wer ist der Blonde da? Renjun ist das nicht!"
Ernsthaft, Jisoo ist so eine Stalkerin. „Jeno hat blaue Haare." Jaehyun dreht sich vom Beifahrersitz zu uns um und grinst schief. „Mit dem hab ich am Freitag geredet."
„Jeno ist voll nett! Er hat mir Nachhilfe gegeben, wisst ihr noch?"
„Ich habe mich erst einmal mit ihm unterhalten, aber er scheint echt cool zu sein!"
Jaehyun und Jisoo schwärmen um die Wette, wie toll Jeno doch ist, und ich schalte auf Durchzug. Bis dann doch mein Name fällt. Jaehyun grinst schon wieder schief. „Jaeminnie, da hast du dir doch glatt mal wen Gutes angelacht!"
"Wir sind nur Freunde", sage ich schwach, aber keiner hört mir zu. Jisoo stellt begeistert fest, wie gut er zu mir passt und sogar Eomma räuspert sich.
„Bring ihn doch mal mit, Jaemin."
Seit meinem Outing in der Familie wollte sie nie etwas von mir und meinen Romanzen wissen, weshalb ich überrascht die Augenbrauen hochziehe. Auch meine Geschwister machen erstaunte Gesichter.
Sie will ihn tatsächlich kennenlernen. Das ist meine Chance, dass sie mich wieder für 'normal' hält. Jeno ist quasi der Schlüssel zurück zu einem guten Verhältnis mit meiner Mutter.
Deshalb denke ich nicht lange nach, denn dazu werde ich ihn schon bringen. Ich bin schließlich Na Jaemin. Euphorisch nicke ich.
„Klar, ich rede mal mit ihm."
Damit kehrt wieder Stille im Auto ein und ich überlege, warum wir uns noch nie so wirklich wahrgenommen haben, denn wir sind seit keine-Ahnung-wie-lange im selben Jahrgang und Jeno ist eigentlich ganz cool. Was ich von Freitag Abend noch weiß, ist er eher zurückhaltend (und in unseren Gesprächen auch verdammt schüchtern) und ist glaube ich nur mit einem Menschen richtig eng befreundet: mit Mark Lee, der mehr Bekannte hat als der Präsident der Vereinigten Staaten. Verrückter Vogel.
Angeblich sind Jenos blaue Haare Marks Verdienst.
Ich stöhne auf, was man aber nicht hört, weil Jisoo schon wieder laut von nomin träumt.
Wir sind beide nach den Ferien mit frisch gefärbten Haaren in der Schule aufgetaucht.
Das wird der Schule garantiert Nomin-Gerüchte geben.
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cheese [nomin]
Fanfiction„Wir sehen uns später, Jaemin." „Bis dann. Willst du noch einen Kuss?" „Übertreib's nicht, Alter." „Sei froh, dass ich dir noch keinen Kosenamen gegeben habe." „Fick dich." „Fick dich selbst."