cheese [nomin]

8

Jaemin

„Spinnst du?"

Jeno taucht zwischen mir und meinem Kumpel auf und er sieht alles andere als glücklich aus, dass ich seine blöde Aufführung gerettet habe. Renjun schenkt mir einen undefinierbaren Blick und ich kann förmlich hören, wie er tadelnd zu mir sagt: ‚Ja, er klang wirklich wahnsinnig traurig, Jaemin, gut gemacht.'

In der Realität räuspert er sich. „Jeno, richtig?" Wirklich überzeugend. „Ich bin Renjun, freut mich. Wir sehen uns am Donnerstag, wie's aussieht. Muss dann auch los. Tschüss, bis morgen, Jaemin!"

Er verschwindet und lässt ein unangenehmes Schweigen zurück. Wir gucken ihm beide hinterher, wie er das Gebäude verlässt. „Freust du dich nicht, dass das Stück doch stattfindet?", hake ich vorsichtig nach, schaue in dieselbe Richtung wie Jeno, denn ich traue mich nicht, ihn anzusehen.

„Naja", er klingt wirklich nicht begeistert. Eher unglaublich müde und erschöpft. „Du wolltest deine Sexualität doch nie genauer thematisieren."

„Was hat das denn damit zu tun?"

„Jetzt spielst du die Hauptrolle in einer BL-Geschichte."

„BL?"

„Boys love. Schwul. Gay. Homosexuell. Aber danke, schätze ich."

Er klopft mir auf die Schulter und trottet los, nicht zum Ausgang, sondern zur Sporthalle. Er zieht die Tür auf und das sonst so verrückte Blau seiner Haare sieht auf einmal eintönig und dunkel aus. „Bis dann, Jaemin!"

Ich bleibe stumm stehen, alleine, abgesehen von ein paar Superstrebern, die an ihren Spinden stehen und irgendwelche Bücher studieren, und seufze. Auf einmal kommt mir meine Idee mit dem Theater doch nicht mehr so toll vor und abgesehen davon, dass ich mich nun wohl nicht mehr abmelden kann, wäre es ziemlich asozial, das blöde Stück jetzt doch wieder abzusagen. Warum auch immer es Jeno so wichtig gewesen ist.

Ich seufze noch einmal. Mark wird mit mir eine Hauptperson spielen, hoffentlich müssen wir nicht so ein ultra-anhängliches Paar spielen, dass sich 24/7 befummelt.

Und hoffentlich kann er einigermaßen gut küssen.