Jeno
Mir geht es schon bedeutend besser als gestern, aber immer noch kann ich ohne Taschentücher und Hustenbonbons nicht sein. Als es um viertel nach drei klingelt, kämpfe ich mich voller Vorfreude aus dem Bett. Mark wollte mir etwas mitbringen und Eomma ist nicht zuhause, jetzt könnte er alles Mögliche anschleppen.
Warum er nicht wie immer einfach den Schlüssel unter der ausgebleichten Fußmatte hervorzieht und ungebeten hereingestürmt kommt, wird mir unten an der Tür klar. Vor der Haustür steht kein rosafarbener Schopf mit abenteuerlustigem Grinsen.
Der Junge vor mir hat weich fallende schwarze Haare, ein schickes Outfit (bestimmt teurer als die ganze Einrichtung meines Zimmers, außer die Konsole vielleicht) und guckt mich schüchtern an. „Jaemin", sage ich perplex. Neben seinen schönen, makellosen Klamotten fühle ich mich in meinem grauen Hoodie und der Kapuze über den heute noch nicht einmal gekämmten blauen Strähnen irgendwie schäbig. Wenigstens riecht mein Atem nach frischen, belebenden Waldbeeren.
„Was willst du denn hier?"
„Nachsehen, wie es dir geht, Engel."
„Lass den Mist, meine Mum ist nicht da. Willst du reinkommen?"
Er nickt und folgt meiner Einladung ins Innere des Hauses. „Hier, das ist von meinen Freunden." Seufzend überreicht er mir eine Packung Pralinen. „Die haben voll Mitleid mit mir, weil du weg bist", jammert er. Ich lege die Pralinen weg. „Es gibt auch schon Fanfictions über solche Szenarien. Mark hat mir vor Theater eine vorgelesen." Er entledigt sich seiner Jacke und folgt mir die Treppe hoch.
„Mir hat er einen Link geschickt. Jetzt habe ich noch einen Grund, ihn nicht zu öffnen."
Jaemin schnaubt. „Der wollte auch noch vorbeikommen. Nach irgendeinem Termin oder so", sagt er und ich stoße die Tür in mein Zimmer auf. Stimmt, er hat sich schon gefreut wie ein Ir-
„Was ist das denn? Noch nie bei so einem Workshop gewesen?", lacht der Andere gehässig und mit Panik sehe ich das Buch von Mum noch immer auf der Kommode liegen, wie Mark es hingelegt hat. Und bei meiner Unordnung liegen die Kondome, die ich gestern auf meinen Kumpel geworfen habe, immer noch auf dem Zimmerteppich herum.
Jaemin entdeckt sie als nächstes. „Was ist denn hier passiert?", grinst er schief und öffnet seinen Rucksack. „Mark war hier", antworte ich beschämt. „Also, nicht so, wie du jetzt denkst!"
„Okay", grinst er mit hochgezogenen Augenbrauen. „Wir gehen besser runter", murmele ich. Gott, ist das peinlich. „Ich lege das Physikzeug auf deinen Tisch. Neben die Kondome." Er kichert amüsiert und ich hasse Eomma und Mark gerade unendlich.
„Übrigens sind deine Aufzeichnungen von gestern komplett falsch!", lenke ich ab und warte darauf, dass Jaemin mir folgt. Doch er verschränkt die Arme. „Wenn du in Tests die Hochzahlen auch einfach mal weglässt, wundern mich deine Noten nicht!", trieze ich ihn weiter. „Wieso kannst du nicht einfach mal dankbar sein", mault er. „Und lenk nicht ab, warum sieht dein Zimmer aus wie das eines Zwölfjährigen?"
„Barack Obama war gerade hier und hat das Zeug... hier vergessen."
„Jeno!"
„Okay, meine Eomma hat mir das gegeben. Für uns. Können wir bitte einfach runter gehen?" Meine gemurmelte Bitte folgt Na Jaemin zu meinem Erstaunen stumm. Ehe wir das Zimmer jedoch verlassen, stopft er sich zwei Kondome in die Hosentasche. Ich frage nicht nach, aber ich gucke ihn misstrauisch von der Seite an, bis wir auf der Couch sitzen.
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cheese [nomin]
Fanfiction„Wir sehen uns später, Jaemin." „Bis dann. Willst du noch einen Kuss?" „Übertreib's nicht, Alter." „Sei froh, dass ich dir noch keinen Kosenamen gegeben habe." „Fick dich." „Fick dich selbst."