cheese [nomin]

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Jeno

„Und das hier, guck mal, wie gut die Farben passen!" Mark hält mir sein Handy hin und ich mustere zum bestimmt zehnten Mal heute so ein blödes Nomin-Fanart. Diesmal hat der Künstler meinem Männchen krass leuchtend blaue Haare verpasst, als wäre es das einzige Merkmal, das mich ausmacht. Ist es für die Öffentlichkeit vermutlich auch.

„Cool", sage ich und lasse Mark weiterschwärmen. Während er mit leuchtenden Augen auf die Farben in der Zeichnung eingeht, seufze ich stumm und gucke auf die Uhr. Jaemin hat bis eins und ich als toller Boyfriend warte natürlich auf ihn. Danach gehen wir zu mir und ehrlich, ich weiß nicht, was ich mit Na Jaemin bei mir zuhause machen soll.

„Ah ja, was ich noch fragen wollte", sage ich leise, als erneut Schüler an uns vorbeigehen, nicht ohne zu tuscheln und ich kann mehr als einmal den Namen ‚Jaemin' vernehmen. „Was sind Fanfictions?" Wir sitzen an den Wänden angelehnt und am liebsten möchte ich mein Gesicht verstecken. „Warum fragst du?" Mark zieht sein Handy wieder zurück und ich zupfe an meiner Mütze herum. Die blauen Haare sieht man trotzdem.

„Mitschüler reden wie blöd über Nomin. Und da ist heute auch das Wort Fanfictions gefallen."

„Oh nein." Er seufzt lange. „Nicht gut." Seine Haare sind immer noch knallig pink, allerdings schon sehr viel schwächer als gestern. Seine Haarfarbe und die Motive dafür hat Eomma übrigens mit einem warmen Lächeln hingenommen, die Info, dass Jaemin morgen Abend kommen würde, mit einem kleinen Freudenschrei.

„Warum? Was ist das?"

„Ach nichts. Weißt du zufällig, ob die eine Plattform erwähnt haben? Archive on our own oder Wattpad oder so?" Er kratzt sich am Kopf. „Nein, gar nichts." Er ist sichtlich enttäuscht und spielt wieder mit seiner Handyhülle. Ich hole mein Buch hervor, aber in den nächsten sieben Kapiteln kann ich mich nicht wirklich auf ‚Der kleine Prinz' konzentrieren, da die Blicke auf mir mich wahnsinnig nervös machen und das Tuscheln mich ablenkt. Und auch Mark stört es, irgendwann murmelt er: „Am Wochenende verpassen wir dir eine Glatze..."

Ich erwidere nichts, klappe das Buch zu. „Oder ich leihe mir dein Spray aus", entgegne ich. Mark starrt kritisch auf meinen Beanie. „Naja, pink auf blau ist glaub ich eher eine blöde Idee. Aber nur zu!" Die Unruhe im Flur deutet an, dass es bald klingeln muss, aber wir bleiben sitzen.

Ich verstaue den kleinen Prinzen in meinem Rucksack und verschließe diesen. Jaemins Klassenzimmertür geht auf und eine Hand voll wochenendreifer Jugendliche strömt in den Flur, bevor Mr Choi zu erkennen ist, der verpeilte Kunstlehrer. Er erkennt mich, lächelt, nickt mir dann zu und rückt seine Brille zurecht. Dann wechselt er die Hand, in der seine Aktentasche liegt und stolpert weiter.

Noch einige Schüler, bis ich Jaemin erkenne. Als einer der letzten verlässt er den Raum, quatscht mit Renjun und Donghyuck. Wir stehen auf und begrüßen die Jungs freundlich. „Sag mal Jeno", Jaemin wirft mir einen fragenden Blick zu, „ist es okay, wenn wir noch kurz bei meinen Freunden vorbeifahren und sie absetzen?"

„Überhaupt nicht."

„Prima. Willst du auch mitfahren, Mark?"