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Jeno

In einer bemühten Distanz lasse ich mich auf den Beifahrersitz nieder. Zwar viel entspannter als letztes Mal, aber die Kommentare und sieben weitere Erwähnungen auf Twitter und Instagram haben mich schon irgendwie aufgewühlt. „Wir sollten uns wie ein Paar verhalten, vielleicht hört dann der Hype auf", murmele ich. Jaemin parkt aus und gibt mir nur ein ‚Hm' zurück. Dann, auf der Straße, murmelt er:

„Ich war es nicht, der das so richtig öffentlich gemacht hat!"

„Ach, ist das jetzt meine Schuld?" Angepisst kicke ich die Flaschen nach vorne und ordne die ganzen Hefte auf einen Haufen. „Ich bin es nicht, bei dem jede soziale Interaktion dokumentiert wird!" Mit einem Blick auf die Flaschen füge ich hinzu: „Und im Gegensatz zu dir kenne ich das Wort ‚Ordnung'."

Jaemin biegt schwungvoll ab. „Du musst in Zukunft auch nicht mehr mitfahren. Allerdings würde das Yongsun freuen." Er grinst frech. „Außerdem haben wir schon ausgemacht, dass wir am Freitag wieder fahren. Meine Jungs sind dabei und Mark auch. Fehlst nur noch du."

Sein Grinsen regt mich irgendwie auf, trotzdem gebe ich mich geschlagen. „Gut, ich bin dabei. Aber wenn am Freitag noch alte Flaschen hier rumrollen, dann mache ich Schluss. Und das würde deiner Eomma gar nicht gefallen." Er verzieht das Gesicht. Den Blick immer noch auf die Straße geheftet, spricht er langsam: „Donghyuck und Renjun finden uns übrigens auch ziemlich niedlich. Ohne dir hier Druck zu machen."

„Mark auch. Der hat am Sonntag eines deiner blöden Taschentücher in meinem Bett gefunden. Das ist ganz schön schwer zu erklären." Interessiert blättere ich durch einen Immobilienflyer. Schöne Wohnungen, aber wer will umziehen? „Soll er doch denken, was er will. Das gehört Jaehyun", erklärt Jaemin nach einem kurzen Seitenblick.

„Ah, was mir gerade einfällt: am Wochenende will Eomma dich gerne kennenlernen. Jisoo und Jaehyun sind auch da."

„Und dein Vater?"

„Ist auf Geschäftsreise."

Kurz überlege ich, wie begeistert Mum von unserer harmonischen und lockeren Beziehung war. Das wird bestimmt wieder so gut. Wir diskutieren noch eine Weile und ich mache einige Witze über scharfes Essen, bis wir uns auf Sonntagmittag einigen.

Jaemin fährt schweigend über eine Ampel. „Und dieser Mark shippt uns echt?"

„Jepp. Vielleicht hat er verdrängt, dass das nur eine Abmachung ist, oder er übergeht es einfach." Bei Jaemins ängstlichen Blick füge ich rasch hinzu: „Aber er kann Geheimnisse für sich behalten, keine Angst." Er bringt nur ein weiteres ‚Hm' hervor und es kehrt bis zu meiner Straße Stille ein, in der Jaemin das Radio etwas lauter dreht.

„Wie war Chemie eigentlich?", fragt er dann verlegen, während er vor unserem Grundstück parkt. „Ganz okay. Von dem Nomin-Kack haben die wohl noch nichts mitgekriegt. Wie war Fotografie?", erwidere ich und lehne mich zurück. „Auch okay. Ich habe halt ein paar Geschichten über dich erzählt, für die Glaubwürdigkeit."

„Oh, lord. Ich nehme eine Handvoll Flaschen aus deiner fahrenden Pfandsammlung mit, ja?" Ich hebe ein paar Flaschen auf meinen Schoß und erhalte wieder ein ‚Hm'. Dann mein Name, unheilvoll und besorgt. „Ja?" Er lächelt, ganz plötzlich und ungewohnt. „Kann es sein, dass deine Eomma uns von der Küche aus beobachtet? Der Vorhang hat sich gerade bewegt."

„Mist." Ich lächle, innerlich schimpfend über diese Frau. Was muss Jaemin auch direkt vors Haus fahren? „Dann, ähm..." Ahnungslos suche ich nach einem Ausweg, am liebsten ohne dass ich den Anderen berühren muss. Aber der hat eine ganz andere Idee und streichelt mir über die Wange.

„Was machst du da?" Irritiert lächle ich. Jaemin grinst entschuldigend. „Schau nicht so angewidert", sagt er eindringlich. „Das wird ihr nicht reichen", murmele ich seufzend. „Mist. Okay. Dann gebe ich dir jetzt einen Fake-Kuss. Auf die Wange. Ganz nebenbei. Und dann gehst du, als wäre das ganz natürlich."

Ratlos nimmt er seine Hand von meinem Gesicht. „Einverstanden", sage ich nervös, eigentlich habe ich so gar keine Lust auf einen Kuss von diesem Typen. Auch nicht auf die Wange. Kurz und schmerzlos drückt er sein Gesicht in meine Wange und ich brauche alle Kraft, die ich besitze, mein Lächeln aufrecht zu halten.

„Ihh, das war irgendwie nass."

„Nächstes Mal kann ich dich auch richtig abschlabbern."

„Es gibt kein nächstes Mal. Du fährst nie wieder in meine Straße. Meine Mutter ist eine Stalkerin."

Jaemin lächelt mich an und brummt: „Jisoo auch. Und jetzt steig aus!"

cheese [nomin]Where stories live. Discover now