Es ist schon nach Mitternacht und ich sitze auf dem Bett herum, schicke Mark ein Meme nach dem anderen. Er wird das erst morgen sehen, denn er verbringt sein Wochenende bei Minhee, doch es ist eine Art Wochenendstradition geworden. Und wenn wir sie schon nicht um zwei Uhr nachts gemeinsam ansehen können, dann bekommt er sie eben per WhatsApp.
Beim siebten Bild an Mark klingelt das Smartphone, welches Jaemin vorhin aufs Bett geworfen hat. Als der Anrufer auch nach einer Minute nicht aufgibt, lehne ich mich neugierig über das Handy. ‚Jisoo' steht da und kurzerhand gehe ich einfach ran. Jaemin müsste eh gleich fertig sein.
„Hallo?", melde ich mich und Jisoo quietscht auf, als sie meine Stimme erkennt. „Jeno, das ist aber schön, dich zu sprechen! Wie geht's dir?", quasselt sie direkt los und ich muss mir nicht einmal eine Antwort überlegen, da sie schon weiterredet.
„Und Jaemin? Weißt du übrigens, dass er seit Jahren niemanden mehr zum Tanzen genommen hat? Hach, er muss es ganz schön ernst meinen. So kenne ich ihn gar nicht..."
„Ich auch nicht", murmele ich überrascht, „Jisoo, Jaemin duscht gerade, aber er sollte jeden Moment fertig sein. Willst du ihn noch sprechen oder soll ich ihm irgendwas ausrichten?" Ich bin froh, dass Jisoos ausgeprägtes Redebedürfnis jede peinliche Stille sogleich füllt. „Ich würde gerne mit ihm reden, wenn er fertig ist. Oha, deine Eomma ist mega nett!"
„Das ist sie, ja. Und mit dem Fahren hat auch alles geklappt?"
„Ja! In eurem Auto liegt übrigens ein Bild von dir mit fünf, total niedlich..." Sie quatscht noch weiter, aber meine Aufmerksamkeit liegt auf Jaemin, der gerade mit nassen Haaren aus dem Bad kommt. „Wo hast du das Deo hin?", hakt er nach und Jisoo verstummt.
Stumm deute ich auf einen Rucksack, der am Mülleimer lehnt. „Jaemin, deine Schwester ist dran. Sie will noch kurz mit dir reden", sage ich leise und ein winziges Lächeln huscht über sein Gesicht. „Klar, okay."
„Oh, Jeno!", schreit Jaemins kleine Schwester da plötzlich. Erschrocken halte ich das Gerät einige Zentimeter weg. „Hm?" Sie kichert verlegen, danach druckst sie herum. „Also, ähm, wenn du bald mal wieder bei uns bist... Könntest du mir dann ein paar Chemiefragen beantworten? Wir schreiben bald einen Test und naja, ich hab echt Bammel."
Mit einem Blick auf Jaemin antworte ich langsam: „Klar, gerne. Allerdings weiß ich nicht, wann ich wieder komme. Aber am Dienstag wollten wir sowieso bei mir lernen, du kannst auch kommen." Jaemin guckt irritiert auf. „Wollten wir?"
„Ja, wollten wir. Wie kann man nur so darauf pfeifen wie du!"
„Das wird schon!"
„Mit dieser Einstellung kommst du nicht weit!" Er verdreht die Augen und angelt sich sein Schlafshirt vom Boden. Stumm schlüpft er hinein, und als er wahrnimmt, dass ich immer noch anstarre, fängt er an, herausfordernd zu grinsen. „Na, gefällt dir, was du siehst?", fragt er provokant und trotz seiner wirklich leisen Stimme räuspert sich eine kleine Stimme an meinem Ohr.
Stimmt, Jisoo ist ja auch noch da. „Ähm, Jeno." Es ist ihr hörbar unangenehm. „Könnte ich noch kurz mit Jaemin reden, bevor ihr irgendwas Perverses anstellt?" Angeekelt gucke ich Jaemin an, der gerade mit der Chipstüte kämpft. „Wir stellen nichts... Ach egal. Tschüss, Jisoo, man sieht sich! Jaemin, fang!"
Während der Andere sich rücklings aufs Bett wirft und mit seiner Schwester quatscht, lege ich möglichst geräuschlos die Isomatte auf den Boden. „Ja, Yongsun ist wirklich super!" Er wirft mir einen komischen Blick zu, als ich die Matte zum Fenster schiebe.
„Wir genießen es hier voll... Genau, zu zweit." Er erwidert meinen kritischen Blick und zuckt die Schultern. „Mache ich. Du, ich muss morgen früh raus... Ja, bis morgen. Gute Nacht, Kleine. Hab dich lieb." Das Handy landet auf der Matratze neben ihm. „Sicher, dass du nicht das Bett willst?", hakt er mit hochgezogenen Augenbrauen nach, während ich sehr elegant auf dem Rücken liege und feststelle, dass der Untergrund hier steinhart ist.
„Ja, alles in Ordnung. Ruh dich aus, um neun geht's los." Ich zwinge mir ein Lächeln ins Gesicht. Morgen werde ich Schmerzen eines doppelten Rückgratbruchs verspüren, aber weder will ich das vor Jaemin zugeben noch ihm den harten Boden zumuten. Er hat morgen einen Wettkampf und in der Schule wird schon genug geredet.
„Wie du meinst", murmelt er und löscht das Licht. „Gute Nacht, Jeno."
„Nacht."
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cheese [nomin]
Fanfiction„Wir sehen uns später, Jaemin." „Bis dann. Willst du noch einen Kuss?" „Übertreib's nicht, Alter." „Sei froh, dass ich dir noch keinen Kosenamen gegeben habe." „Fick dich." „Fick dich selbst."