12

53 11 7
                                    

Jeno

„Bestimmt findet er deinen linken Zeigefinger einfach zum Anbeißen", sagt Mark ahnungslos. Es ist schon bald halb sieben, und seit ich zuhause bin, ist er hier. Eigentlich ist er schon früher hier gewesen – meine Mutter hat ihn in meinem Zimmer warten lassen, das machen wir öfter so und er wohnt inzwischen schon halb hier. Zumindest eine Zahnbürste, ein Schrankfach und ein eigenes Kissen hat er hier schon.

Ich betrachte meine Hand. „Das wird es nicht sein." Der Andere wirft ein Kissen nach mir: „Mensch, hab mal ein bisschen Selbstvertrauen!"

„Stimmt, meine Finger sind wunderschön!" Ich will das Thema wechseln, denn bestimmt will Jaemin seit vorhin nichts mehr von mir wissen und morgen wird er sich als Allererstes vom Theater abmelden, um mich ja nicht zu sehen. Was Marks geliebtes Schauspiel betrifft: für ihn würde Eomma bestimmt ein Heimtheater organisieren, mit allen Nachbarskindern, und alle ihre Kollegen würde sie zwingen, zuzusehen.

Aber natürlich verfolgt Jaemin mich weiter.

Es klopft und meine Mutter schiebt ihren Kopf ins Zimmer: „Markie, willst du mitessen?" Der Ältere schüttelt den Kopf. „Nein. Ich gehe bald, ich habe noch etwas vor. Danke, Yongsun."

„Was hast du denn bitte vor? Abends um sieben?", will ich misstrauisch wissen, als sie wieder verschwunden ist. „Und was machst du da?"

Mark hat sich ganz selbstverständlich mein Handy geangelt – das Passwort bleibt nie länger als eine Woche vor ihm geheim und irgendwann hat er es zu seinem Geburtstag geändert und ich war seitdem zu faul, mir ein neues auszudenken – und tippt darauf herum. Einige Minuten verstreichen, bis er plötzlich anfängt zu strahlen.

„Um sieben treffe ich meinen Dealer. Er hat dem Treffen soeben zugesagt."

Mit diesen Worten hält er mir mein Handy hin. Er hat in meinem Namen doch tatsächlich Jaemin für Freitag zu mir eingeladen und der hat zugesagt, „freut sich" sogar darauf. Klar, ich habe Mark nichts von dem Theater-Drama erzählt, er soll sich keine Sorgen machen.

„Eomma ist Freitag arbeiten? Woher weißt du das?"

„Hat sie mir vorhin erzählt. Wir haben Tee getrunken, während wir gewartet haben. Himbeere-Pfefferminze. Schmeckt geiler als es klingt."

Die Mutter trinkt mit dem besten Freund einen Tee und erzählt ihm alles über ihre Arbeit – für jeden anderen Menschen ist das ungewöhnlich, aber mit Mark Lee als bestem Freund ist das fast schon Routine. Ich frage mich ernsthaft, wann Mark einen eigenen Hausschlüssel bekommt.

„Du bist doch verrückt!" Spätestens am Freitag wird Jaemin einige Fragen haben und ich darf mir wohl schonmal Gedanken machen. „Wieso, ist doch alles cool, was hast du denn?" Die Frage ist eigentlich ziemlich angebracht, denn Mark hat schon öfter extrovertierte Nachrichten für mich abgeschickt und ich kann mich nicht wirklich erklären.

„Ich benutze keine Smileys", murmele ich darum. Mark schnaubt. „Sei froh, dass ich keine zwinkernden Augen gemacht habe."

cheese [nomin]Where stories live. Discover now