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Jeno

„Ihr braucht euch nicht zu schämen, ihr seid süß!"

Eomma steckt ihre blonden Haare hoch und ich stelle irgendeinen großen Topf auf den Tisch. Mit einem Anflug von Hysterie sehe ich, dass sie drei Teller vorbereitet hat. „Wie war die Arbeit?", stelle ich die obligatorische Frage, als wir gegenüber an dem kleinen Tisch sitzen. Auf ihre Aussage will ich nicht eingehen, wirklich nicht.

„Ach, das Übliche", seufzt sie, zum Glück springt sie auf meinen originellen Themenwechsel an. „Seokmin hat schon wieder irgendeine Neue. Jinsoul ist krank. Oh und Bora ist schwanger!"

Sie dreht konzentriert ihre Spagetti. „Das klingt ja aufregend!" Obwohl ich die Namen keinen Gesichtern zuordnen kann, lasse ich sie liebend gerne erzählen.

„Und wie geht es Mark?"

„Ganz gut, abgesehen davon, dass er aussieht, als wäre er in einen Farbtopf gefallen. Ich rufe ihn später noch an."

„Sag Grüße von mir. Oh übrigens, wo musste Jaemin hin?"

Ich kaue extra langsam, will ihn so gar nicht thematisieren. Doch meine Mutter will das wohl und irgendwann ist auch der letzte Rest Tomatensoße aus meinen Zahnzwischenräumen verschwunden.

Ich wische mir mit der Serviette über den Mund. „Tanzverein", antworte ich dann knapp.

„Ich hätte ihn ja fahren können!" Bestürzt starrt sie in die Luft. „Ah, ja. Wo wir von Jaemin sprechen..." Natürlich tun wir das, der Typ ist Gesprächsthema Nummer eins. „Ich muss morgen bis sechs oder so arbeiten. Entweder ihr wartet bis ich gekocht habe, oder wir verschieben es?"

„Wir können auch was holen. Eine Nudelbox oder so, wie du dir nach der Arbeit manchmal holst", schlage ich vor. Eomma hat sich so sehr darauf gefreut und wir uns mental darauf vorbereitet. „Wenn das für euch okay ist? Das wäre super!"

Sie lächelt erleichtert und ich mache eine wegwerfende Handbewegung. „Überhaupt kein Thema. Jaemin ist da ganz entspannt", lüge ich.

Dann bekommt Jaemin eben nichts Selbstgekochtes, der soll sich nicht so anstellen.

„Er scheint wirklich locker zu sein", freut sie sich und wir essen zufrieden weiter. Irgendwann legt sie ihre Gabel weg und ich kann ihren Blick auf mir spüren. „Jeno..." Oh nein. „Für dich ist das alles neu, ich weiß, aber..."

Der einzige Grund, warum ich nicht schreiend weglaufe, ist ihre Hand, die gerührt und schützend meine umgreift.

Und da in meinem Mund Tonnen an Nudeln sind, kann ich sie nicht einmal zum Schweigen bringen. „Vor mir müsst ihr euch nicht zurückhalten, ihr sollt euch später ja auch in der Öffentlichkeit wie ein Paar verhalten können. Zwanglos."

Ich schnaufe erleichtert auf. Doch nicht das befürchtete Bienchen-Blümchen-Gespräch. „Danke, Eomma. Aber wir benehmen uns mehr wie Freunde. Also normale Freunde..." stammele ich dann. Vielleicht müssen wir uns dann morgen nicht so schlimm verstellen.

„Ah, verstehe. Und Jeno?"

„Ja?"

„Dass du vorsichtig sein sollst, muss ich ja nicht sagen. Jaemin scheint ein anständiger Junge zu sein und du bist schließlich schon groß."

Ich lächele warm und in diesem Moment bricht ein schreckliches Schuldgefühl über mich herein, viel schlimmer als Mark es immer beschreibt. Und der fasst Emotionen gerne sehr übertrieben in Worte. Diese Lüge war definitiv falsch, doch Zurückrudern ist bei meiner Mutter wohl nicht mehr möglich.

Oh je.

cheese [nomin]Where stories live. Discover now