Es ist verdammt gut nachvollziehbar, dass Jaemin mit seinem Vater nicht sehr gut klarkommt. Der Mann scheint nicht angetan von seinem Sohn zu sein und von mir schon gar nicht. Nach dem Essen dürfen wir auf Jaemins Zimmer gehen, bis wir vor versammelter Familie – wohl beim Kaffee – wieder unsere Beziehung zum Besten geben müssen.
Im Zimmer angekommen schmeißt Jaemin sich wortlos auf sein Bett, während ich überlege, ob ich mich nicht mit ihm versöhnen soll. Seine Küsse sind rücksichtsloser, gefühlskälter als sonst und irgendwie gefällt mir das nicht. Aber er drückt seinen Kopf direkt in die Matratze. Ich zucke die Schultern. Dann eben nicht.
Jaemin Balkontür ist prachtvoll und vermutlich teurer als die gesamte Inneneinrichtung unseres Erdgeschosses. Die kleine Sitzbank, die draußen steht, wirkt ebenfalls nicht so, als könnten wir sie uns in diesem Leben noch leisten. Ehrfürchtig lasse ich mich darauf sinken und lasse es währenddessen bei Mark klingeln.
„Jeno!", ruft der erfreut. „Hallo Jeno", grüßt eine leise weibliche Stimme aus dem Hintergrund. „Oh, ist das Minhee? Hallo ihr zwei!" Mark lässt mich relativ wenig an seinem Privatleben teilhaben und außer ihrem Profilbild kenne ich nichts von ihr, aber sie kommt mir sympathisch vor.
Außerdem hat Mark noch nie seine Beziehung über mich gestellt.
„Was geht? Wie ist Hases Vater so?", fragt er fröhlich nach. Ich verdrehe die Augen. „Ganz gut. Ich bleibe noch bis zum Kaffee hier, wäre also super, wenn du Daegal noch ein bisschen hüten könntest." Mark gibt ein zustimmendes Geräusch von sich. „Ja, das passt", nuschelt er, „wir kuscheln eh noch auf Minhees Bett. Ich kann sie einfach heute Abend mitbringen. Vorausgesetzt du hast später noch Zeit für mich."
„Na klar! Isst du bei uns?"
„Das wäre super, ich bin allein zuhause."
Wir wechseln noch einige beleidigende Worte und legen schließlich auf. Es ist ziemlich frisch draußen, deshalb gehe ich schnell wieder in Jaemins Zimmer. Der Dunkelhaarige liegt mit geschlossenen Augen auf seinem Bett. Ich sage leise seinen Namen, doch er scheint weit weg zu sein. „Jaemin", sage ich erneut, lauter und eindringlicher.
Diesmal schlägt er erschrocken die Augen auf und starrt mich aus wässrigen Augen an. „Was ist denn los?" Ich setzte mich neben ihn. „Du weinst ja, oh mein Gott!" Er rubbelt sich hastig mit dem Ärmel seines – meines – Hoodies über die Wangen und schnieft einmal.
„Was ist los, Jaemin?", wiederhole ich sanfter und lege ihm fürsorglich eine Hand auf den Arm. „Ach", druckst er. Nach einer halben Ewigkeit Schweigen wispert er noch: „Ich hatte echt Hoffnungen." Betreten schweige ich. Ich weiß nicht, ob das Gefühl dasselbe ist wie damals, als mein Opa mir mit nackter Enttäuschung ins Gesicht gesagt hat, wie abartig ich doch sei.
Er schweigt und ich überlege fieberhaft, wie ich seine Stimmung aufhellen kann. Dann lege ich mich kurzerhand neben ihn auf die Matratze. „Was wird das?" Er rollt sich weg, sodass ich nur seinen Rücken sehen kann.
„Ich hab gerade wirklich keine Lust auf Sex."
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cheese [nomin]
Fanfiction„Wir sehen uns später, Jaemin." „Bis dann. Willst du noch einen Kuss?" „Übertreib's nicht, Alter." „Sei froh, dass ich dir noch keinen Kosenamen gegeben habe." „Fick dich." „Fick dich selbst."