„Warum schreist du denn auch so", murre ich. Jaemin schnaubt auf und dreht den Schlüssel um. „Das war eben komplett unerwartet", verteidigt er sich. „Miez nicht so rum. Ich habe mich schließlich umgedreht." Den versöhnlichen Unterton in meiner Stimme hört Jaemin nicht – oder will ihn nicht hören.
„Das hat etwas mit Respekt zu tun!", schimpft er. Ich lache auf. „Ach, und dass ich – nur damit du gut riechst – nicht duschen konnte und jetzt brutal wie dein Doppelgänger stinke, hat nichts mit Respekt oder Anstand zu tun?" Mit verschränkten Armen starre ich das Armaturenbrett, wo ein kleiner Handspiegel auf irgendeinem Flyer liegt und daneben ein rosafarbener Labello hin und her rollt.
„Das war übrigens total umsonst", murmelt er, „euer Waschmittel riecht so stark." Er biegt scharf rechts ab und der Labello knallt auf den Boden. Ich hebe ihn auf und betrachte Jaemin nebenbei unauffällig. Er hat sich einen meiner anliegenden Pullover genommen, dunkelblau, und trotz seiner unzufriedenen, gehetzten Mimik sieht er darin irgendwie gut aus.
Mal abgesehen davon, dass ihm locker eine, wenn nicht sogar zwei Größen kleiner gepasst hätten. Sein Körper ist wirklich schmal. Die ganzen Chips, die er immer zur Hälfte in mein Bett krümelt, wenn er sich über irgendwas beschwert, und zur anderen Hälfte frustriert in Rekordschnelle in sich hineinstopft, sieht man ihm überhaupt nicht an.
„Tut mir leid, dass wir Wäsche waschen", gebe ich sarkastisch zurück. Jaemin antwortet nichts. Stumm schaut er auf die Straße. „Ungefähr so aufrichtig klangst du gestern im Auto!" Wir diskutieren noch eine Weile, bis Jaemin mit dem Satz „Als ob wir unglaubwürdig sind, wir streiten ja schon wie ein altes Ehepaar!" ein Schweigen auslöst, das bis zu unserer Ankunft anhält.
„Wow, nur 16 Minuten Verspätung", bemerke ich, als Jaemin zehn Minuten später vor dem riesigen Anwesen parkt und den Motor abstellt. „Pünktlichkeit ist meinen Eltern sehr wichtig", erklärt Jaemin nur angespannt und öffnet die Fahrertür.
„Hey, entspann dich, Hase", sage ich leise und warte ab, bis er die Handbremse gezogen hat. „Du hast gut reden, du kennst deinen Vater nicht mal", schießt er zurück. „Und deswegen bin ich nicht so schlimm dran wie du?" Beleidigt stoße ich die Autotür auf. „Alles klar, dann wollen wir mal deine Familie retten. Meine ist ja wohl nicht so wichtig."
Draußen schlägt er seine Tür kraftvoll zu. Ich knalle meine ebenfalls lieblos zu. „Du weißt vermutlich genau so gut wie ich, dass damit gerade einmal der erste Schritt getan ist. Wenn er dich überhaupt mag." Er scannt mich kurz ab. Meinen feindseligen Ton hat er übernommen. „Woran ich meine Zweifel hätte."
„Ich kann auch gehen." Wir laufen zur Haustür und schweigend zupft er in meinen Haaren herum. Dann drückt er nachdrücklich auf die Klingel, ohne etwas zu sagen. Dann schiebt er wortlos seine Finger zwischen meine. „Nach gestern schuldest du mir aber noch was."
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cheese [nomin]
Fanfiction„Wir sehen uns später, Jaemin." „Bis dann. Willst du noch einen Kuss?" „Übertreib's nicht, Alter." „Sei froh, dass ich dir noch keinen Kosenamen gegeben habe." „Fick dich." „Fick dich selbst."