#110 Schnitt-Gegenschnitt-Comedy

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"Priiiinz, aufstehen. Wir fliegen heute nach Mexiko." sagt Felix mit sanfter Stimme, nachdem er oberkörperfrei sein Schlafzimmer betreten hat. Tommi liegt noch im Bett und wälzt sich mit der Decke hin und her. "Du musst mich erst wachküssen, wenn du mich mitnehmen willst." murmelt er verschlafen und versteckt sich.
Felix grinst und läuft auf das Bett zu. Er kniet sich über das Decke-Mensch-Paket, beugt sich nach unten, zieht die Decke weg und gibt Tommi einen liebevollen Kuss. "So, reicht das dem Herrn?" will er schmunzelnd wissen. Sein Freund antwortet nicht verbal, sondern zieht die Hände hervor, hält Felix' Kopf fest und zieht ihn wieder nach unten. Erneut treffen ihre Lippen aufeinander. Tommi will die Position seiner Hände nie wieder verändern, während sich Felix zügeln muss, nicht direkt über den schmalen Körper unter ihm herzufallen.

"Ich weiß, es ist früh, aber heute Abend sind wir in fucking Mexiko!" versucht Felix seinen Freund zu motivieren und zieht ihn sanft nach oben, um ihn zum Aufstehen zu bewegen. Wie ein Sack hängt er an ihm und versucht, so viel Körperkontakt wie möglich zu behalten. "Vergiss nicht. Wir können erst wieder in einem fremden Land Händchen halten, sobald wir diese Wohnung verlassen haben. Außerdem wird das mega anstrengend! Drei Flüge! Da brauche ich Energie von dir." argumentiert er und bedient sich erst nach und nach seiner eigenen Muskelkraft.
"Los, komm jetzt. Wir verpassen sonst unseren ersten Flug nach Frankfurt." erwidert der Kleinere und haut seinem Freund auf den Arsch.

"Vielleicht treffen wir ja igendwelche Stars in der Economy-Class." witzelt Tommi, als sie sich hintereinander durch die engen Gänge des Passagierraums zwängen. "Ungern. Reichen wir zwei nicht?" entgegnet Felix, der gerade ihre Platznummern gefunden hat. Felix sitzt am Fenster, Tommi direkt links neben ihm.
"Bitte reiß dich etwas zusammen, okay? Wir wissen nicht, wer uns hier alles kennt. Von Stuardess über Pilot und Passagier kann das hier jeder sein." raunt Felix kurz nach dem Abheben, da er die Gestiken seines Freundes bereits deuten konnte.
"Okay." erwidert Tommi leise, was Felix jedoch schon fast gar nicht mehr hört, da er bereits über Kopfhörer mit Musik beschallt wird und auf dem Fenster schaut. Seine Hand ruht neben seinen Beinen, was Tommi gekonnt ausnutzt und unauffällig nach ihr greift. Von Felix kommt keine Reaktion, was er nicht wirklich einordnen kann: Merkt er es nicht oder will er nicht darauf reagieren?
Lang kann er nicht darüber nachdenken, weil er ziemlich schnell bemerkt, wie sehr ihn dieser Körperkontakt beruhigt, obwohl es nur eine simple Berührung ist. Der Gedanke, dass sie bald einige Stunden über das Meer fliegen, macht ihn jetzt schon nervös. Vielleicht spürt Felix das. Oder es ist einfach nur diese magische Verbindung zwischen den beiden, die noch nie jemand schlüssig erklären konnte.

Im dritten Flugzeug von Kanada nach Mexiko-Stadt bemerkt der Detmolder auch eine zunehmende Entspannung bei Felix. Vermutlich liegt es an der sinkenden Wahrscheinlichkeit, dass sie hier erkannt werden. Seine Sitzposition ist weniger angespannt, er liegt schon fast in dem engen Zwischenraum. Zu seinem Glück ist er relativ klein.
Testweise fährt Tommi vorsichtig mit der Hand unter Felix' Pullover und erwartet darunter eigentlich das angenehme Gefühl seiner weichen Haut, stößt aber auf weiteren Stoff. Auf Felix' Lippen legt sich ein schelmisches Grinsen, das Tommis Vermutung, dass er sich das T-Shirt in die Hose gesteckt hat, bestätigt. Er ist fast etwas enttäuscht, bis Felix "Ich wusste, dass du das vorhast." sagt. Dann muss aber auch er grinsen.
"Aber hier nicht." fährt der Ältere ernst fort und spannt seinen Körper an, was Tommi bemerkt. Sein Blick fragt ein unschuldiges und verständnisloses "Aber warum denn nicht?" und wird von einem "Ich habe keinen Sex auf einer Flugzeugtoilette!"-Blick beantwortet. Worte benötigen sie nicht.

Immernoch überzeugt formt Tommi die Worte "Miles High Club" mit den Lippen, ohne einen Laut auszustoßen. Dabei hat er die ganze Zeit sein Stöhnen im Kopf. Felix verdreht die Augen. Er kann seinen Wünschen dann doch nicht widerstehen. Der Neuköllner zeigt mit dem Kopf in Richtung Toilette und beißt sich besonders lang nacheinander auf beide Lippen. Das ist ihr internes Symbol für "Blowjob, aber nicht mehr". Für die nächsten zwanzig Minuten wird die Flugzeugtoilette von zwei Männern gleichzeitig besetzt.
Als sie wieder auf ihren Plätzen sitzen, lächelt Tommi zufrieden und legt den Kopf auf Felix' Schulter.

Es ist ziemlich spät, als sie am Flughafen in Mexiko-Stadt ankommen. Die Nacht ist bereits dunkel und schwer über die Landschaft hereingebrochen, nur der Flughafen wird noch ausgeleuchtet. Als sie sich auf dem Rollfeld befinden, scheint es ganz hell. Später im Gebäude sieht das Licht, das von den großen, dünnen Lampen ausgeht, eher punktuell aus. Gemeinsam stehen sie auf den schier endlosen Rollbändern und schauen nach draußen. Die Magie des Momentes spüren beide. Gerührt greift Tommi nach Felix' Hand und sieht ihm verliebt in die Augen. Sie haben den gleichen Gedanken, Felix haut Tommi auf den Arsch und dieser rennt los. Felix rennt hinterher und sie lachen.

Das Hotelzimmer, in dem sie die nächsten sieben Nächte schlafen, hat eine riesige Fensterfront, die auf einen riesigen Balkon führt. Es ist 22:30 Uhr Ortszeit als sie ankommen und sich direkt assen in das große Bett fallen lassen. Tommi streichelt zum Einschlafen sanft über die Stelle an Felix' Oberarm, an dem er sich gestern noch voller Mut gegen Hepatitis A hat impfen lassen.

Die ersten drei Tage hat er leider ziemlich starke Impfnachwirkungen. Morgens liegen sie in Löffelchenstellung im Bett, Tommi ist der große Löffel. Felix wird von Husten, Fieber, Schnupfen, Glieder- und Bauchschmerzen geplagt. Er nießt, Tommi spürt die Erschütterung des Körpers an seiner Hand, die an Felix' Bauch liegt. Liebevoll gibt er ihm einen Kuss auf den Hinterkopf und deckt ihn noch weiter zu. "Gesundheit, mein Schatz."
"Danke, dass du an meiner Seite bist." murmelt er und kuschelt sich an Tommis Unterarm.

Um sich die Zeit zu vertreiben, rufen sie regelmäßig Julian per Videoanruf an. Leider ist die Internetverbindung nicht allzu gut, weshalb die Gespräche oft nur wenige Minuten dauern. Trotzdem versuchen sie es immer wieder.
"Alter, bin ich froh, dass wir beide hier sind. Stell dir vor, wir müssten so Kontakt halten. Horror." sagt Tommi, als sie erneut auf eine stabile Verbindung warten und nur ein verschwommenes Standbild von Julian auf Felix' Handybildschirm sehen. Wenige Sekunden später bewegt sich da wieder etwas.
"Mein Bruder musste mal wieder krank werden, war ja klar."
"Das ist soooo Felix!"
"Alter, da hab ich mich kurz vor knappf noch dazu durchgerungen, mich gegen die Scheiße impfen zu lassen, eine Panikattacke auf mich genommen und jetzt so'n Scheiß!" echauffiert sich Felix und muss sich sofort räuspern, weil seine Stimme versagt.
"Du hast das aber sehr gut gemacht." lobt ihn Tommi, streichelt über seinen Handrücken und gibt ihm einen Kuss auf die Schläfe. Aus dem Augenwinkel sieht er ein zufriedenes Lächeln von Julian.
"Na, und jetzt kann ich hier nicht mal Wasser aus'm Hahn trinken." fährt Felix fort und Tommi wundert sich, dass er so viel Energie zur Aufregung hat. Es scheint mit ihm wieder aufwärts zu gehen.
"Wenig Bock auf Aids." schließt der Neuköllner.
Sein Bruder lacht.
"Kann ich verstehen. Tommi wahrscheinlich auch nicht." ergänzt der Braunhaarige am Telefon.

"Uuuund, was habt ihr zwjetzt noch vor?" will er noch wissen.
"Puh, keine Ahnung." Das Paar blickt sich einander an, können ein Grinsen noch verkneifen.
"Wir hatten überlegt, mit TikTok anzufangen. Schnitt-Gegenschnitt-Comedy, mit Ausschnitten aus dem Podcast. Druntergelegt und so richtig schlecht nachgesprochen." schlägt Felix wid vor.
"Sprechen wir uns selbst oder den anderen?" fragt Tommi und verrät damit unterschwellig, dass sich das sein Freund gerade aus der Nase gezogen hat. Er gibt ihm einen sanften Klaps auf die Stirn. Julian lacht und Tommi fällt wieder auf, dass sich die Brüder sehr ähnlich sind, wenn sie lachen.


Yooo endlich sind sie im Mexiko-Urlaub😄 Geht noch weiter, I promise. Wollte eigentlich noch ein Weihnachtskapitel droppen, habe es aber nicht geschafft, das zu schreiben und es hätte auch timelinemäßig gar nicht in die Story gepasst😂😂

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