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25. Dezember 14:27 Uhr
Perspektive Thomas "Tommi" Schmitt

"Wir haben gestern Nacht den Wendler und seine Freundin vergessen!" prustet Felix, verfällt in einen Lachflash und verschluckt sich dabei fast an dem Rührei, welches er zwar höchstprofessionell, dafür leider mit viel zu viel Salz zubereitet hat. Einerseits finde ich es leicht befremdlich, wie locker und unbesonnen er im Gegensatz zu mir mit dem Geschehenen der Nacht umgeht, andereseits lässt mich die Bezugnahme auf eine "Was machen Sachen?"-Folge schmunzeln und ich muss daran denken, dass er an dem Drehtag irgendwie komisch drauf war. "Den Kaffee, den er dir geholt hätte, hättest du eh nicht trinken dürfen." provoziere ich ihn vorsichtig.
Der Blick, den ich zurückbekomme ist wie Milch, die einen Tag zu lang offen rumstand: leicht sauer.
Die ganze Sache scheint wirklich stark an ihm zu kratzen, was ich auch verstehen kann:
Sein Zigaretten-, als auch sein Kaffeepensum sind normalerweise wirklich enorm und wir haben schon vorher darüber geredet, wie schwer er davon wegkommt. Plötzlich werde ich bei dem Gedanken, dass ich nur noch bis Silvester hier sein und die Möglichkeit zum ihn unterstützen haben werde, traurig. Also nehme ich mir vor, in der verbliebenen Zeit alles Erdenkliche für ihn zu tun. Als Erstes fällt mir in meiner seichten Ratlosigkeit Ablenkung ein: "Leider nicht so gut wie das von Hazel." kommentiere ich das Rührei grinsend und warte auf seine Reaktion. "Ja, der Schuss Milch hat's zerstört. Aber die musste weg." rechtfertigt er sich und trinkt einen Schluck Wasser, um seinen Hals von dem Hustenanfall zu erholen. "Aber komm, man kann es schon essen." fragt er indirekt und sieht dabei tatsächlich etwas unsicher aus. Ich nicke bestätigend und trinke ebenfalls etwas, weil ihm der Salzstreuer schon mit enormen Folgen aus der Hand gerutscht ist. "Aber ey, zumindest ist der Kater nicht so krass wie sonst nach Weihnachten." lacht Felix und ich verkneife mir den Kommentar, dass er auch einen komplett katerfreien 25. Dezember hätte erleben können.

Ich zwinge mich, keinen Gedanken daran zu verschwenden, dass 2 Typen in 1 Mal duschen wassersparender gewesen wäre, während ich mich meiner Klamotten entledige und in die Dusche steige. Wir haben beschlossen, dass erst ich mich fertig mache, während Felix die Küche aufräumt, wobei mir meine von ihm definiert geringe Mithilfe etwas gegen den Strich geht. Aber der Herr Mezzosopran Lobrecht wollte es so und seine Manieren als Gastgeber zur Schau stellen.

Ein leises Lachen verlässt meinen Mund, als ich den Duschkopf in seiner Vorrichtung drei Stufen nach oben setzen muss, weil es mir auf Felix' Höhe sonst nicht möglich gewesen wäre, alles oberhalb meiner Brust zu waschen. Das warme Wasser lasse ich einige Minuten lang befreiend über meinen Rücken laufen und achte darauf, dass es beim Haare waschen nicht nach vorn über mein Gesicht fließt, um dieses unangenehme Gefühl zu umgehen.

Mit einem Handtuch um der Hüfte und noch Wassertropfen auf dem Oberkörper verlasse ich das Badezimmer und laufe durch den Flur des Westflügels in mein Gästezimmer, weil ich zu verkopft war, um mir neue Sachen vorher rauszulegen. Ob mich Felix so sieht, ist mir tatsächlich egal- weder lege ich es darauf an, noch versuche ich, ihm aus dem Weg zu gehen.

15:12 Uhr
Perspektive Felix Manuel Lobrecht

Tommi liegt halb, sitzt halb in Jogginghose und lockerem T-Shirt auf meiner Couch und liest interessiert in meinem "Utopien für Realisten" , als ich mit noch nassen Haaren angezogen vom Duschen zurückkomme. Ich muss schmunzeln: Selbst in Jogginghose sieht er irgendwie so unglaublich sexy aus und mir fällt die schicke Uhr an seinem dünnen Handgelenk auf, die ihn irgendwie elitär aussehen lässt. Nicht, dass er die sonst nie tragen würde, aber dass sie auch an so einem chilligen Tag seinen Arm schmückt, verwundert mich erst, wobei mir dann auffällt, dass er die eigentlich immer anhat.
Nach einigen starren und nachdenklichen Sekunden meinerseits nehme ich es in Angriff, ihn unterschwellig über meine Anwesenheit zu informieren: Von "Alter, hast du dir das Buch immernoch nicht gekauft? Ich hab' dir das schon voll lang empfohlen." begleitet fletze ich mich ihm gegenüber. "Du hast es doch hier, ich kann es ja jetzt lesen." grinst er mich frech an und ich muss lachen. "Ich glaub', ich rede da mal in der nächsten oder übernächsten Folge drüber, die Hackis müssen das unbedingt kennen."- als Reaktion bekomme ich nur ein abwesendes Nicken und so wende ich mich innerlich wieder meinen Gedanken an seine Uhr, indem ich sie ganz subtil anstarre. Starre viel und blinzle wenig.

Hatte er die Uhr beim Sex auch an?
Ausgezogen habe ich sie ihm jedenfalls nicht.
Und er selbst war es auch nicht, so weit ich mich erinnere.
Aber auf jeden Fall hatte er sie den ganzen Abend vorher dran.

Wieder einmal fällt mir auf, wie verdammt dünn er eigentlich ist und etwas ungewollt rutscht mir eine Bemerkung dazu raus: "Ey Tommi, du musst mal mehr essen. Irgendwie macht mir das Sorgen.". Mein fester Blick, auf den er trifft, lässt ihn leicht zurückschrecken und auch mein Tonfall scheint ihm etwas zu ernst.
"Ach komm', wärst du nicht so krass trainiert, würdest du genauso lauchig aussehen wie ich." witzelt er, doch ich merke, dass ihn das durchaus beschäftigt.

"Oder wenn DU mehr trainieren würdest, Thomas, hm?" kontere ich, begleitet von einem theaterreifen, überdramatisierten Zwinkern. Meine Stimmlage dazu kann sich auch jeder vorstellen.
Um meinen hoffentlich deutlichen Sarkasmus zu unterstreichen, gehe ich mit meinem Gesicht nah an seine rechte Wange ran und da er eh wieder nach unten Richtung Buch schaut, ziehe ich in Erwägung, ihn auf die Wange zu küssen.
Doch ich unterlasse es.
Stattdessen lege ich innerlich grundlos seufzend mein Kinn auf seine Schulter und überfliege grob die Seiten, die ich eh schon gelesen habe, ohne wirklich ihren Inhalt zu erfassen.
Meinen rechten Arm lege ich um seine Schultern und streichle wie schwebend mit dem Daumen seinen Hals und Nacken, ohne zu aufdringlich zu wirken.

"Don't think about it too much, too much, too much, too much
There's no need for us to rush this through
Don't think about it too much, too much, too much, too much
This is more than just a new lust for you"

Wow. Habe nicht erwartet, dass das direkt der erste erklingende Song ist, wenn ich die "felix lobrecht o.s.t."-Playlist starte, weil Tommi das Buch weggelegt hat und wir jetzt Fifa zocken. Die Zeilen kicken gerade heftig, kreisen in meinem Kopf, beziehen sich auf unsere Situation und ich kann mich nicht sehr auf das Spiel konzentrieren, was der Grund für Tommis Sieg ist, welchen er gebührend feiert.
Schmunzelnd resigniere ich nach der ersten Runde, lege den Controller weg und tausche ihn gegen mein Handy.
Tommi's fragenden Blick sehe ich im Augenwinkel rechts und quittiere ihn leicht abwesend und zudem halb gelogen mit "Ich antworte noch paar Leuten von gestern.". Zwar habe ich WhatsApp geöffnet und lese mir auch einige Chats durch, aber aufgrund der dominierenden Monotonie enthält Keiner eine Antwort.
Ich bin auf der dringenden Suche nach Ablenkung, finde aber nicht wirklich etwas und möchte ehrlich gesagt auch Tommi nicht so stehen lassen- also zocken wir einfach noch ein paar Runden.
Den eigentlichen Spielstand vergesse ich schnell, da er mich nicht wirklich interessiert.
Heute ist so ein Mir-ist-alles-egal-und-ich-bin-irgendwie-scheiße-drauf-Tag.
Kurz schließe ich über diesen Gedanken die Augen, höre Tommi's Controller seinen Platz auf dem Tisch finden und spüre seinen Kopf auf meiner Schulter. Lächelnd schaue ich zu ihm hinunter. "Ich hab' so 'nen krassen Kater alter" murmelt er gegen meine Schulter.
"Soll ich dir noch 'n Wasser holen, mein kleiner Kater?" lache ich.

Ich rasche euch über (auf Wunsch diverser Hackis :D)
Ihr wolltet etwas Romantik, ihr habt etwas Romantik :D
Viel Spaß beim Fünffragenanstag!

Platzierte, verkopfte, elegalante Gemischtes Hack StoryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt