Träge von der Hitze hockten Lu und ich im Schatten des LKWs auf Campingstühlen, die wir in einer Kiste unter dem Beifahrersitz gefunden hatten, die nackten Füße in kühlen Wassereimern stehend.
Alfred war irgendwo im allmählich größer werdenden Getümmel verschwunden.
Wir warteten auf eine letzte Prüfung für das zickige Pferd, die aber erst am Nachmittag stattfinden würde, also saßen wir einfach nur und warteten.
Auf Luises Schoß lag die hübsche grüne Schleife, die sie und Monster vorhin gewonnen hatten.
Sie hatte gradezu gestrahlt, als sie wieder zurück auf den Parkplatz gekommen war. Das hatte das ewige Warten auf die Platzierung fast schon wieder wettgemacht.
„Ich schwitz wie ein Elch", verkündete Lu und wischte sich über die Stirn.
„Elche können schwitzen?", fragte ich nach.
Sie zuckte mit den Achseln: „Keine Ahnung, aber wenn sie es tun würden, würden sie bestimmt genauso stinken, wie ich grade"
Ich schnaubte belustigt.
Ich ließ den Kopf zurückfallen, in der Hoffnung, dass vielleicht ein Luftzug mein Gesicht abkühlen könnte, doch leider tat mir das Universum diesen Gefallen nicht.
Lag es eventuell doch an den Kettenbrief, den ich als Elfjährige nicht weitergeschickt hatte und der mir daraufhin zehn Jahre andauerndes Pech versprochen hatte?
Das würde zumindest so einiges erklären.In einer schnellen Bewegung hatte Lu mir die Schleife in den Zopf gehängt.
Grinsend fragte ich: „Ernsthaft?"
Schwer baumelte der Wimpel an meinen Haaren. Das Ding war definitiv für Pferde konzipiert. Mein Zopf war jedenfalls ruiniert.
Luise kicherte nur.
„Sehr erwachsen, Luise", meinte ich noch immer lächelnd und versuchte meinen Kopf wieder von diesem Ding zu befreien, was sich allerdings als schwieriger als gedacht herausstellte.
Luise kam mir zuvorkommend wie immer zur Hilfe.
Mehr als großzügig, wenn man bedachte, dass sie ja überhaupt erst für das Problem verantwortlich war.
„Soll ich was zu trinken holen?", fragte sie dann „Ich hab extra noch die Kühlbox eingepackt"
Entrüstet sah ich sie an: „Und das sagst du jetzt erst?"
Entschuldigend grinste sie und zog ihre Füße aus dem Eimer.
Auf dem benachbarten Lastwagen wurde grade ein anderes Pferd verladen.
Man, ich schwitzte alleine schon vom Nichtstun. Das war wiedermal so einer der Tage in denen die pure Existenz schon viel zu anstrengend war und die ganzen Menschen hier waren auch noch der Meinung dabei ihre Pferde über die Sprünge hetzen zu müssen.
Dorfmenschen...
Luise kam zurück mit einer eiskalten Flasche Wasser und einem mindestens genauso kalten Weißwein.
Es war Mittag.
Gottverfickter Mittag und es schien komplett normal für sie zu sein, jetzt einfach Wein anzuschleppen!
Wortlos ließ sie die Flaschen in ihren Wassereimer gleiten, ehe sie wieder verschwand. Was kam als nächstes?
Dazu noch ein kleines Gläschen Doppelkorn (Ja, mir wurde auch von dieser Variante berichtet und ich war schockiert. Da konnte man doch auch gleich Brennspiritus saufen!)?
Mit zwei ausgespülten Senfgläsern kam sie wieder: „Weinschorle?"
Ergeben nickte ich. Ohne Alk war das hier echt kaum auszuhalten. Also nicht ‚das hier' im Sinne von Luise oder den Pferden sondern ‚das hier' im Sinne von ‚diese ganze Umgebung'.
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Von heteronormativer Hölle und einem Ziegenmädchen
Teen FictionMila hat keine Lust. Keine Lust auf schlechtes Internet. Keine Lust auf ihre Mutter und ihren Ökotrip. Keine Lust auf nervige Dorfkinder und erst recht keine Lust auf das verdammte Dreckskaff, in das ihre Mutter sie verschleppen will. Es ist wortwö...