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Angeekelt pulte ich Quinn ein paar nasse Blätter aus dem Fell.

Laut Emma war sie erst in einen Wasserbottich auf der Pferdeweide und anschließend in den Kompost gesprungen, bevor die Kinder sich wieder auf den Weg ins Camp gemacht hatten.

Schön.

Nun sah mein eigentlich gefleckter Hund aus, wie ein schlammiges Monster aus dem Moor und das schlimmste daran war, dass sie es auch noch tierisch zu genießen schien.

Sie wollte kaum stillhalten, während ich versuchte den gröbsten Dreck wegzubekommen.

„Wir könnten sie auch kurz unter den Gartenschlauch halten", bot Luise an, die grade das übrige Essen eingetuppert hatte.

„Meinst du?", fragte ich „Denkst du nicht, dass sie uns dann hasst?"

Sie grinste: „Wer sich einsauen kann, muss auch damit klar kommen, wieder sauber gemacht werden. Das hat meine Oma immer gesagt"

„Ach ja? Und dann hat sie euch unter den Gartenschlauch geschubst?", fragte ich belustigt.

Sie zuckte selbstverständlich mit den Achseln: „Ja"

Kopfschüttelnd meinte ich: „Ihr spinnt echt alle"

„Also willst du?"

Seufzend gab ich nach: „Nützt ja wohl nichts"

Wie er wartet hasste Quinn es bis aufs Blut, mit dem Wasserschlauch gereinigt zu werden, aber für mich war es nicht wesentlich besser. Es war echt verwunderlich, wie viel Dreck aus einem so kleinen Hund kommen konnte. Es war fast so, als wenn man versuchte einen Schwamm auszuwaschen. Immer wenn man dachte, dass endlich auch der letzte Schaum weg sein musste, kam nochmal was nach. Es war wirklich nicht zu fassen.

Als Quinn sich schüttelte und somit Dreck und Wasser versprühte quietschte ich angeekelt auf, während Luise nur laut lachte.

„Undankbares Stück!", fauchte ich meinen Hund an, der Luise auf den Schoß gesprungen war und sie nun mit großer Freude eindreckte, während sie irgendwie versuchte ihren Gips, der noch immer in diesem Tütenhandschuh steckte, vom größten Matsch fernzuhalten.

Ihre Haare hatten sich wiedereinmal aus dem Zopf befreit und flogen in feuchten Strähnen um ihr Gesicht herum, als sie versuchte, Quinns Zunge auszuweichen.

Fasziniert beobachtete ich sie. Manchmal konnte ich einfach nicht anders, als sie anzusehen.

„Mila! Dein Hund will mich fressen!", rief sie lachend „Hilf mir!"

Erst da konnte ich mich aus meinem seltsamen Stalkertum befreien. Schnell zog ich Quinn von ihr runter und spülte das Hündchen ein letztes Mal ab, bevor ich sie laufen ließ.

Luise grinste: „Ich glaub, ich muss auch duschen"

Ja, das musste sie wohl. Das blaue Top übersäht mit Sand, Kompost und Wasserflecken in Pfotenform. Die Haare nass und staubig und dennoch sah sie absolut fröhlich aus. Als ob das ihr Lebenstraum wäre: Kompostierte Hunde reinigen.

Im Endeffekt beschrieb dieser Moment Luise ganz gut. Selbst nach der größten Drecksarbeit stand sie barfuß in einer Matschpfütze, zeigte sie ihr breitestes Lächeln und dachte nichtmal dran, genervt zu sein. Dieses Mädchen war ein Phänomen.

„Das ist die Rache für die Dorftaufe", meinte ich und stupste ihr neckisch unters Kinn.

Sie schüttelte nur belustigt mit dem Kopf, ehe sie mich überschwänglich umarmte und so den ganzen Dreck auf mich übertrug.

Hatten die Menschen hier überhaupt keinen Sinn für Anstand? Oder Ekel? Oder Hygiene? Wenn ich jemals eine mittelalterliche Krankheit wie Cholera oder Pest oder so bekommen sollte, dann wäre es definitiv die Schuld dieses Ortes.

Von heteronormativer Hölle und einem Ziegenmädchen Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt