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Mit offenem Mund sah ich zu dem Bündel, das definitiv schon zu lange die Luft anhielt.

Okay, wenn sie mir nur noch eine Sekunde gegeben hätte, hätte ich es wohl auch gesagt. Oder auch nicht. Dahingehend traute ich mir selber nun doch zu wenig.

Nach einem kleinen Kurzschluss in meinem Hirn, rauschte ein wahrer Wirbelsturm durch meinen Kopf. Sie hatte es gesagt, sie! Nicht ich! Sie! Luise war in mich verknallt!

„Ich...", setzte ich an, unsicher was danach kommen sollte.

„Ist gut", piepste das Bündel „Musst nichts sagen"

Etwas verdutzt meinte ich: „Ich will aber"

Was genau das sein sollte, war mir bisher zwar nicht wirklich eingefallen, aber irgendwas sollte es sein. Irgendwas tolles. Irgendwas, das Lu zum Lächeln brachte... auch wenn es dazu wirklich nicht viel brauchte, so viel wie sie grinste. Irgendwas romantisches, das mich vorzugsweise keinen Selbstekel vor Schnulzigkeit verspüren ließ. Irgendwas... besonderes.

„Ich mich auch"

Sehr besonders. Top ten von ‚Besonders'. Mila, geh dich vergraben.

„In dich selbst?"

Nun müsste ich sie wirklich nach einer Schaufel zum Vergraben fragen. Aber für uns beide! Aber immerhin schien sie wieder zu atmen. Auf Wiederbelebung hätte ich eher weniger Lust gehabt.

„Nein du blöde Kuh! In dich"

Es auszusprechen tat gut, endlich war es raus.

Der Sturm flaute ab.

Das Bündel bewegte sich.

Umständlich drehte sie sich zu mir um: „Wirklich?"

„Ja", meinte ich, ruderte aber schnell ein wenig zurück: „Also... ich mag dein Lächeln"

Zu sehr wie ein Mädchen aus einem Highschooldrama wollte ich dann ja auch nicht sein.

Im sanften Licht des Mondes konnte ich sie bemüht ein Lächeln unterdrücken sehen.

Also ein wenig mehr Freude hätte ich mir schon von einem Mädchen erhofft, das sonst schon beim Anblick einer Butterblume in Exstase geriet.

Nun kaute sie allerdings nur auf ihrer Lippe herum: „Und du ähm, hast nicht... also willst..."

Ich zog eine Augenbraue hoch.

Sie setzte neu an: „Also, Juliana hat gesagt...-" „-...Eines Tages schubs ich sie vom Dom. Was hat sie sie dir erzählt?"

Eine tolle Freundin war das!

Lu zog den Kopf ein: „Ich will jetzt keinen Streit zwischen euch stiften"

Liebenswürdig wie immer.

„Zu spät", meinte ich.

Sie seufzte: „Juliana hat gesagt, dass du immer nur Drama hinter dir herziehst und ich wahrscheinlich nur eine Herausforderung bin?"

Wenn man mich und meine vorherigen Beziehungen kannte, war das garnicht mal so eine unwahrscheinliche Vermutung. Wütend auf Juliana war ich trotzdem, einfach weil das diesmal absoluter Müll war... auch wenn das mit dem Drama war garnichtmal so weit ab von der Realität war.

Ich zog die Augenbrauen zusammen: „Was soll denn das jetzt heißen?"

Sie zuckte mit den Achseln: „Meinte sie einfach und ich weiß nicht, was ich davon halten soll"

Vorsichtig nahm ich ihr Gesicht zwischen meine Hände: „Halt da garnichts von, okay? Ich mag dich wirklich"

„Nicht nur, weil es in Ferse einfach keine Alternativen gibt?"

Von heteronormativer Hölle und einem Ziegenmädchen Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt