31

404 29 0
                                    

Heute leider nur ein kurzes Kapitel. Das hat leider mit der Aufteilung nicht ganz so schön funktioniert (Ich teile manche Kapitel für Wattpad auf, damit ich regelmäßig hochladen kann).
Dafür werden die nächsten wieder länger.
Viel Spaß beim Lesen.
—————————

„Und sie ignoriert dich jetzt ernsthaft?", fragte Manus Stimme aus meinem Handy-Lautsprecher.

Während ich meine getragenen Klamotten genervt in den Wäschekorb pfefferte, antwortete ich dezent verzweifelt: „Ja! Die Nachrichten kommen an, aber sie liest sie nichtmal!"

„Immerhin hat sie dich nicht blockiert", versuchte Manu mich aufzumuntern.

Betonung auf „versuchte". Funktionierte aber absolut nicht.

„Du bist echt keine große Hilfe", stellte ich resigniert fest.

Der Kuss war jetzt schon zwei Tage her und er wollte mir einfach nicht aus dem Kopf gehen.

Am selben Abend war ich selber noch viel zu aufgeregt, um überhaupt dran zu denken, noch mit Luise zu schreiben oder gar zu reden. Nachdem Tobi mich schlecht gelaunt bei mir Zuhause abgeladen hatte, hatte ich mich in maximaler Verwirrung auf mein Bett geworfen und die halbe Nacht wachgelegen. Der Moment war mir immer wieder durch den Kopf gezogen. Ihr Blick, ihre Lippen auf meinen, ihre Nervosität... Oh man.

Erst auf dem Rückweg war mir wirklich bewusst geworden, dass es ihr erster Kuss gewesen war. Das hatte sie ja erzählt.
Ich wusste noch nicht so wirklich, ob ich es bereuen sollte. Beziehungsweise wurde mir, je mehr Zeit verging, immer klarer, dass ich es bereuen sollte. Schließlich war sie die einzige hier, mit der ich mich wirklich gut verstand und die ich hier wirklich in Ordnung fand.

Gestern war ich auch noch zu aufgeregt, um ihr zu schreiben. Ich wusste einfach nicht, was ich sagen sollte. Ich hatte ein paar mal unseren Chat aufgerufen und angefangen zu tippen, aber es dann immer wieder gelöscht.

Es schien mir immer irgendwie unpassend. Als ich mit meiner Mutter einkaufen war, hatte sie mich schon gefragt, ob ich irgendwas eingeworfen hatte, weil ich so hibbelig und unkonzentriert gewesen war. Als ich dann nichtmal Hunger auf Schokobrötchen hatte, war sie endgültig der Überzeugung gewesen, dass irgendwas bei mir nicht stimmte. Allerdings konnte ich mit ihr da auch nicht drüber reden. Ich wollte keine viel zu erwachsenen Ratschläge oder Belehrungen, was ich denn wie wo hätte anders machen oder fühlen müssen.

Aber an diesem Morgen (naja, was hieß morgen, es war fast Mittag) hatte ich mir ein Herz gefasst und ihr geschrieben.

Hey Lu, hast du vielleicht heute Zeit? Dann könnten wir ein bisschen reden.

Nichts besonderes. Einfach nur eine kleine Nachricht, um zu schauen, ob ich mit der Aktion wirklich alles verbockt hatte.

Aber seitdem: Funkstille.

„Hat der Kuss ihr denn gefallen?", fragte Manu.

Angeekelt zog ich einen angekauten BH aus Quinns Hundekorb.

Vorwurfsvoll fragte ich den kleinen Hund, der grade auf meinem Bett lag und mich interessiert beobachtete: „Ernst jetzt?"

„Ich hab nur ne Frage gestellt", verteidigte Manu sich.

„Ne, ich meine Quinn. Sie hat schon wieder einen BH gefressen", erklärte ich.

Manu lachte: „Dein Hund steht genauso auf Titten wie du!"

Stolz meinte ich: „Hat halt Geschmack", ehe ich ihr den BH wieder zuwarf. Das Ding war eh hinüber. Schwanzwedelnd fing sie an zu kauen. Notgeiles Biest.

„Und was ist jetzt mit deinem Ziegenmädchen?"

„Keine Ahnung. Sie war halt wirklich sehr nervös glaub ich. Sie meinte ja, dass sie noch nie jemanden geküsst hat und dann kamen Kim und Tobi ja schon wieder", ich seufzte: „Man Manu, ich will nicht, dass darum jetzt auch die Freundschaft kaputt geht. Egal was da jetzt passiert ist. Sie ist mir auch als Freundin wichtig"

Manu lachte.

„Ist das dein Ernst?", meckerte ich ihn an „Lach mich nicht aus!"

„Ich lach dich nicht aus. Ich wunder mich nur"

Danke bester Freund. Noch nie eine so große Hilfe gewesen. Höchstens als er mit Absicht immer unsere kleinen und großen Fehltritte in Gegenwart meiner Mutter erwähnt hatte. Da war er noch viel weniger hilfreich gewesen. Arschloch.

Aber dabei konnte er es nichtmal belassen und redete einfach weiter: „Sonst war das einzige was dich und deine Trullas verbunden hat, eure Vaginas"

Er hatte Glück, dass uns mehrere hundert Kilometer trennten. Sonst hätte ich ihn getreten. Und zwar nicht zu sanft.

„Weißt du noch? Öko-Lisa?"

Och nö, nicht die Nummer. Ich schnaubte: „Die hieß Elena. Und wir waren kein Paar sondern hatten nur F+"

„Machts das besser?", fragte er und sein blödes Grinsen erschien vor meinem inneren Auge. Genauso sah er grade aus. Da war ich mir ziemlich sicher.

Ich antwortete bissig: „Fick dich"

Wütend räumte ich weiter auf. Ja, so hatte ich auch geschaut. Ich räumte tatsächlich auf... oder tat zumindest so. Jedenfalls räumte ich zumindest meinen Kram im Zimmer nervös hin und her.

„Mila, was auch immer du grad machst, hör auf. Das Knistern fuckt mich dezent ab. Geh zu deinem Ziegenmädchen und rede mit ihr. Die ist bestimmt mindestens genauso aufgeregt und verwirrt wie du grade. Tendenziell eher mehr. Wahrscheinlich sitzt die grad vor ihrem Handy und weiß auch nicht was sie antworten soll. Geh da einfach hin, Klingel bei ihr an der Tür und sag was Sache ist"

Endlich mal ein echter Rat.

Geahnt hatte ich das aber leider schon. Es führte nichts an einem Besuch bei Luise vorbei.

Von heteronormativer Hölle und einem Ziegenmädchen Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt