42

415 24 0
                                    

Etwas hämmerte laut gegen die Tür.

Ächzend vergrub ich meinen Kopf in den herumfliegenden Haaren.

„Miiilaaaa"

Warum mussten Menschen immer so schreien?

Neben mir grummelte es. Ein Arm schlang sich enger um meine Hüfte.

Wenn jetzt noch Ruhe geherrscht hätte, wäre es fast ein schöner Moment gewesen, aber nein...

Bevor ich auch nur Anstalten machen konnte, aufzustehen, platze die Tür auf und Manu grinste mir entgegen.

Mit einem anzüglichen Blick auf die an der Wand liegende Lu fragte er: „Und wie wars?"

„Manu, raus hier!", meckerte ich.

Er hob abwehrend die Hände: „Das ist mein Zimmer!"

„Juckt mich das?", fragte ich angepisst und mit einem letzten Wackeln seiner Augenbrauen verschwand er wieder.

Arschloch.

Vorsichtig rollte ich mich herum, sodass ich Lu ansehen konnte.

Ihre Augen waren noch geschlossen, der Mund dafür leicht geöffnet. Die langen Haare hatten sich über Nacht aus dem Zopf gelöst und flogen nun kreuz und quer durch die Gegend.

Vorsichtig strich ich ihr über die Wange.

Das war gestern Nacht wirklich passiert. Krass.

Leicht kniff sie die Augen zusammen und kuschelte sich tiefer ins Kissen.

Süß, schoss es mir durch den Kopf und diesmal war mir klar, dass ich mich für meine Gedanken absolut nicht schlecht oder dumm fühlen musste. Immerhin war sie nun meine Freundin. Und damit meinte ich Freundin Freundin und nicht einfach nur gute Freundin. Es war noch ganz ungewohnt, sie so zu bezeichnen, selbst wenn es nur in Gedanken war.

Luise war meine Freundin. Ein Kribbeln baute sich in meinem Bauch auf. Mein Mund verzog sich praktisch von alleine zu einem Lächeln.

Ich strich ihr eine Strähne aus dem Gesicht und sagte leise: „Hey, wir müssen aufstehen"

Sie brummelte nur unzufrieden.

Das konnte ich absolut nachvollziehen. Aufstehen war ganz generell schon ein unschöner Teil eines Tages.

„Luise", flüsterte ich wieder und krauelte sie leicht unterm Kinn.

Endlich eine eindeutige Reaktion: „Wie spät ist es?"

Ich grinste: „Keine Ahnung, aber Manu ist wieder da"

Ein Nicken später schlug sie die Augen auf und lächelte mich leicht verlegen an.

„Guten Morgen", brummte sie.

„Na"

Ächzend setzte sie sich auf. Leicht bedröppelt blinzelte sie ins Licht.

Ich schwang die Beine aus dem Bett und nahm mir erstmal mein Handy vom Nachttisch. Der Rest musste später kommen.

Lu kroch zu mir und legte von hinten ihren Kopf auf meine Schulter: „Was machst du?"

„Wach werden", brummte ich und scrollte die verpassten Nachrichten durch.

Nach ein paar Momenten der Stille sagte sie: „Also das ist jetzt vielleicht eine sehr dumme Frage, aber ich hab nicht nur einen sehr... verrückten Traum gehabt, oder?"

Ich schnaubte leicht: „Falls du den Part meinst, an dem wir ein Paar geworden sind, nein das war ganz real. Warum, hast du deine Meinung geändert?"

Auch wenn ich das mit einem Hauch von Sarkasmus sagte, hatte ich Angst, dass sie vielleicht doch realisierte, dass sie das alles nicht wollte.

Von heteronormativer Hölle und einem Ziegenmädchen Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt