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Sorry für das Chaos, aber ich musste das alles noch ein wenig umschreiben, aber jetzt gehts wieder normal weiter.

Luise sah mich großen Augen an.

Ihre Hand nach wie vor vorsichtig auf meiner Hüfte abgelegt, meine mindestens ebenso sanft an ihrer Wange. Im Hintergrund ging langsam die Sonne unter, doch auch die bunten Farben, die das Ende eines weiteren Sommertages ankündigten, konnten mich nicht von ihrem Gesicht ablenken.

So schön.

Eine Libelle flog an uns vorbei und ihr Mundwinkel zuckte leicht nach oben.

Die rot-blonden Haare noch immer voller kleiner Wassertropfen. Ihre Wangen waren leicht gerötet und ihre vollen Lippen waren noch leicht geöffnet. Von einem mehr unabsichtlichen Kuss, der am Ende eines beinahe traumhaften Tages stand.

Begonnen hatte er gegen Mittag.

Damit, dass jemand bei mir an der Haustür klingelte, hatte ich zwar fast schon gerechnet, da sowohl Anni als auch Luise sich viel zu viel langweilten, wenn sie einander nicht hatten, aber das war an diesem Tag nicht nötig.

Lautes Dröhnen bahnte sich seinen Weg von der Straße durch mein weit geöffnetes Zimmerfenster direkt in mein Ohr.

Erst dachte ich an einen Trecker, doch das Brummen bleib.

Als dann schließlich noch jemand aufgeregt meinen Namen rief, stand ich seufzend auf und eierte zum Fenster.

Was da los war, war echt ein seltsames Bild.

Ein wirklich fettes Quad, auf dem Tobi breit grinsend mit dem Helm unterm Arm hockte, hinter ihm eine kleinere Gestalt, die sich mehr ängstlich an ihm festklammerte.

Kim.

Der nahm seinen Helm allerdings nicht ab.

Und direkt an unserem Gartenzaun: Luise.

In einer für ihre Verhältnisse wirklich sehr kurzen Hose und ihrer riesigen Jeansjacke. Auch sie hatte einen Helm unter den Arm geklemmt und ihr Grinsen war so breit, dass es fast schon als wahnsinnig durchgehen würde. Hinter ihr stand ein wirklich sportlich aussehendes Motorrad.

„Komm raus!", forderte sie mich auf und winkte mich hektisch zu sich.

Sollte ich etwa aus dem Fenster steigen, oder wie?

„Was ist denn?", rief ich zurück. Ich hatte zwar sowieso mit ihr reden wollen, aber was diese Aktion nun bringen sollte, war mir rätselhaft.
Meine Mutter hatte gesagt, dass sie mich nicht alleine nach Köln fahren lassen würde. Wenn ich also nicht alleine wäre, wäre das eine ganz andere Geschichte und warum dann nicht Luise fragen?

„Lulu hat ihr Moped und will angeben! Das ist los!", erklärte Tobi stellvertretend, doch Lu ignorierte den Kommentar und rief nur wieder: „Komm schon runter!"

Kopfschüttelnd meinte ich: „Gib mir einen Moment!"

Hatte ich den Tag bis dahin im Bett verbracht? Ja, und ich war sehr stolz drauf.

Das war in letzter Zeit eine wahre Rarität geworden: Ein halber Tag im Bett.

Schon echt traurig eigentlich... egal.

Blitzschnell warf ich mir ein paar herumliegende Klamotten über, band mir einen Zopf und hetzte die Treppe runter.
Im Flur sah ich einmal kurz in den Spiegel: bauchfreies Top, sommerliche Stoffhose.

Quinnie kläffte und drehte sich aufgeregt im Kreis.

„Du bist ein echt schlechter Wachhund", sagte ich zu ihr, während sie nur schwanzwedelnd den Kopf schief legte.

Von heteronormativer Hölle und einem Ziegenmädchen Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt