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„Mila, du hier? Wir dachten alle, dass du abhaust und in der Stadt unter ner Brücke lebst", meinte Anton fröhlich und schüttelte sich die roten Haare aus dem Gesicht.

Oh man, die Alliierten hätten damals anstatt Schokolade Hirn vom Himmel werfen sollen. Wäre langfristig auf jeden Fall sinnvoller gewesen.

„Wenn dann hätte ich mir eine Sugarmommy gesucht", meinte ich ungerührt und das Mädchen neben ihm prustete los, während Lu wiedermal die Farbe einer Tomate annahm.

Anton sah mich verstört an. Seine schwarzhaarige Begleiterin, die genauso wie er eine dieser komischen Anzüge trug, die in Banken eben so üblich waren lachte ihn aus und meinte: „Also besser ne alte Frau als ein alter Mann. Alte Männer sind ranzig"

Keck grinsend stellte sie sich vor: „Hey, ich bin Tini"

„Bin ich nur von Verrückten umgeben?", fragte Anton hilflos „Lu, hat sie dich auch angesteckt?"

Angestrengt verkniff meine Freundin sich ein Grinsen und lief nur noch röter an. Wenn er wüsste. Am liebsten hätte ich einfach nur „ja" geschrien. Angesteckt mit akutem Lesbinismus.

Für Anton war das wohl Antwort genug und er bat uns einfach nur, ins Auto zu steigen, damit er unser Taxifahrer sein konnte.
Sehr freundlich.

Tini auf dem Beifahrersitz und Luise und ich auf der Rückbank.

„Du kommst aus Ferse, richtig?", fragte Tini an Luise gewandt.

Eifrig nickte sie: „Ja, aus Mitt"

Die Schwarzhaarige drehte sich um und sah Lu prüfend an, ehe sich erkennen in ihren Augen widerspiegelte: „Ahh, du bist die Prinzessin von Ferse"

Luise lachte: „Ich glaube nicht"

„Mia-Luise Grevensehl, richtig?"

Sie nickte fragend.

„Sag ich ja, Ferser Dorfadel"

Anton schüttelte belustigt den Kopf: „Alter, Tini, du hast sie nicht mehr alle"

„Wir sind nicht adelig", beharrte Luise.

Tini zwinkerte ihr zu: „Inoffiziell schon"

Luise sah hilfesuchend abwechselnd zu mir und dann zu Anton.

Der meinte nur: „Jetzt weißt du, warum ich Arbeit so anstrengend finde: Ich muss den ganzen Tag mit ihr verbringen"

„Gern geschehen", meinte Tini frech.

Anton murrte: „Du hast doch nicht mehr alle Tassen im Schrank"

„Stimmt, in meinem Schrank sammle ich nur die Köpfe meiner Feinde"

Während unser Fahrer nur genervt stöhnte, musste ich lachen. Das Mädchen war mir sympathisch.

„Und du kommst aus Ecksen?", fragte Luise.

Tini nickte: „Im Waldweg"

„Aus der Kommune?", fragte Lu skeptisch.

Warte, was?

„Es ist ein Wunder, dass sie in einer Bank arbeiten kann, ohne da verbannt zu werden", merkte Anton an.

„Wir wohnen nicht in der Kommune. Unser Haus ist daneben"

Anton nickte sarkastisch: „Ja klar, ihr habt da gaaaaarnichts mit zu tun"

Ich schaltete mich ein: „Es gibt hier eine Kommune?"

„Ja!", meinte Anton.

„Nein!", behauptete Tini.

Fragend sah ich Luise an.

Von heteronormativer Hölle und einem Ziegenmädchen Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt