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Irgendwann ließ Luise sich von Juliana anquatschen und die beiden unterhielten sich ein wenig. Sie verstanden sich. Natürlich. Immerhin hatte ich noch keinen einzigen Menschen gefunden, der Luise wirklich unsympathisch fand... wenn man vielleicht von irgendwelchen Dorftussis absah.

Tatsächlich redeten die beiden über die Pferde, weil Julianas Großeltern wohl euch ein Pony hatten.

Ich gesellte mich zu Manu, der Emmy auf dem Schoß hatte und Alex auf den Boden.

Ehrlich gesagt war ich wirklich müde. Es war ein langer Tag gewesen und die lange Reise war echt anstrengend gewesen... auch wenn man bedachte, dass wir die meiste Zeit einfach nur gesessen hatten.

Als Carlos uns endlich rausschmiss, war ich fast schon froh. Mir fielen schon fast die Augen zu.

„Ey, Mila", Manus Stimme ließ mich aus meinem Wachschlaf schrecken „Wollt ihr nach Hause? Ich würd nämlich noch mit zu Emmy"

Ich sah zu Lu. Wenn sie noch bleiben wollen würde, würde ich wahrscheinlich mitkommen, aber auch sie gähnte herzhaft: „Ich glaub wir gehen zurück. Wo hast du ne Matratze?"

Denn die hatten wir noch nicht aufgebaut.

Manu winkte ab: „Ich penn woanders. Könnt mein Bett nehmen"

„Dein Bett ist winzig", gab ich zu bedenken. Da würden Lu und ich auf keinen Fall beide reinpassen.

„Umso besser", meinte mein wundervoller bester Freund zwinkernd und lief Emmy hinterher, die schon vorgegangen war.
Ich schnaubte.

Das schrie ja förmlich nach der unangenehmsten Situation überhaupt. Luise, die mich nichtmal richtig anschauen konnte, ohne rot anzulaufen und ich, die einfach nur hoffte, ihre Finger bei sich lassen zu können.

Im Zelt war das was anderes gewesen. Da waren wir beide ziemlich besoffen und auch noch viel müder als nun.

Und das schlimmste war: Ich wusste nicht, ob mich das freuen oder endzeitlich stören sollte. Immerhin mochte ich Luise ja... ziemlich, aber ich wusste, dass das irgendwie nicht wirklich funktionieren konnte. Es wäre einfach zu gut. Und außerdem war ich auch nicht unbedingt gut darin, funktionierende Beziehungen aufrecht zu erhalten... ach was, Beziehung. Da würde auch Lu nicht mitspielen. Darauf konnte ich nichtmal hoffen. Schließlich kam sie aus Ferse. Einem konservativen Kuhdorf.

Es sollte mich stören, aber mein Hirn weigerte sich stumpf, sich gestört zu fühlen.

Ich hatte es mich in den letzten Monaten schon viel zu oft gefragt, aber hier nochmal: Was hatte das Universum für ein scheiß Problem mit mir?

Etwas zupfte an meinem Ärmel.

„Mila?", fragte Lu „Hörst du mir zu?"

„Hmm?"

Sie lächelte sanft: „Wo müssen wir längs?"

Brummend schlug ich den altbekannten Weg ein.

Auf halber Strecke fragte sie: „Alles gut? Du siehst traurig aus"

Oh, das hatte ich garnicht bemerkt.

„Ne, bin nur müde", meinte ich.

Lu nickte: „Ich auch"

Stumm wanderten wir durch die beinahe verlassenen Straßen, bis wir nach einer gefühlten Ewigkeit vor der richtigen Wohnungstür standen. Beinahe wäre ich aus Gewohnheit in den falschen Stock marschiert.

Das wäre vielleicht peinlich geworden. Die neuen Mieter hätten mich bestimmt für eine Verrückte oder einen außer Kontrolle geratenen Teenager gehalten.

Von heteronormativer Hölle und einem Ziegenmädchen Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt