Rosenquarzrosa

Kapitel 28

Gwendolyn: Ich bin noch sehr müde, aber viel zu sehr mache ich mir Sorgen um Gideon.
"Wie geht es ihm?", frage ich besorgt in die Runde. Alle haben einen traurigen Blick drauf und Charlotte sieht nach rechts neben mich. Ich folge ihrem Blick und sehe dort meinen Freund, der schläft, lauter Schläuche in seinen Körper führen und sogar beatmet wird.

"Was ist mit ihm?", frage ich panisch und möchte aufstehen.
"Liegen bleiben!", befiehlt Charlotte mir und drückt mich sachte zurück aufs Bett. In diesem Moment kommt Dr. Grey und begrüßt die anderen, dann widmet sie sich mir: "Schön, dass sie wach sind. Wie geht es ihnen?"
"Mir geht es gut, aber was ist mit Gideon?", möchte sie wissen.
"Das wird ihnen später erklärt. Haben sie Schmerzen?", fragt die Ärztin weiter.
"Nein. Nur mein Rücken ein bisschen", erkläre ich daraufhin.
"Okay, ja das ist ganz natürlich. Wenn die Schmerzen stärker werden, sagen sie uns bitte bescheid", informiert mich die Ärztin.

"Natürlich, aber was ist denn passiert?", möchte ich wissen.
"Dürfen die hier anwesenden mithören?", frägt sie mich.
"Ja", lautet meine Antwort und sehe sie gespannt an.
"Ihnen wurde in den Rücken geschossen und die Kugel hat ihr Rückenmark verletzt. Sie haben deshalb eine Paraparese erlitten, das ist eine Lähmung der Beine", erklärt sie mir: "Sie sind von der Hüfte abwärts gelähmt. Es tut mir leid, wir haben alles getan was wir konnten. Ihrem Baby geht es gut, es hat keinen Schaden genommen."

"Was meinen sie mit Baby?", frage ich verwundert, dann dämmert es mir: "Heißt das, ich bin schwanger?" Die Ärztin nickt und gratuliert mir: "Herzlichen Glückwunsch. Sie sind etwa in der 6. Schwangerschaftswoche." "
Danke", antworte ich ehrlich, dann trifft es mich wie einen Schlag: "Wo ist Lydia? Geht es ihr gut?"
"Ja, deine Tante Maddy passt auf den kleinen Engel auf", antwortet mir Mum. Erleichtert sehe ich sie an, dann nimmt Dr. Grey wieder das Gespräch auf: "Wenn Sie fragen haben oder etwas brauchen, melden Sie sich einfach. Wenn so nichts weiter ist, lasse ich sie dann mal wieder alleine."

Wir nicken alle, bedanken uns nochmal und verabschieden uns dann von ihr. Besorgt sehe ich wieder zu Gideon, dann sehe ich meine beste Freundin, seinen Bruder und meine Familie abwartend an.

Raphael seufzt und erzählt mir endlich alles: "Er war auch bewusstlos, als ihr zurückgesprungen seid und auch er hatte eine Not-OP. Durch Schläge und Tritte hat er mehrere innere Blutungen im Kopf und Bauch gehabt, darauf weisen die ganzen blauen Flecken hin. Im Gesicht hat er einen ziemlich tiefen Kratzer, wahrscheinlich durch ein Messer und seine offenen Handgelenke stammen von den Handschellen. Die Ärzte haben getan was sie konnten, sie konnten alle Blutungen stillen und trotzdem ist sein Zustand kritisch. Sie mussten in ins Koma versetzen, wissen aber nicht wann und ob er aufwachen wird, es liegt jetzt ganz bei ihm ob er kämpft oder nicht."

Geschockt sehe ich ihn an, denn ich kann das ganze gerade einfach nicht glauben. Wieder möchte ich aufstehen und zu ihm gehen, aber ich spüre wegen dieser Paraparese ja meine Beine nicht mehr und auch meine Familie hält mich davon ab.

"Das kann doch alles nicht wahr sein", beginne ich zu schluchzen.
"Hey, alles wird gut", versucht mich Mum aufzumuntern und kommt auf mich zu, aber ich kann das gerade nicht: "Ach ja? Ich kann nie wieder laufen, die Loge wird uns niemals in Ruhe lassen, Gideon liegt im Koma, die Ärzte wissen nicht mal, ob er überhaupt noch aufwacht und ich bin mit seinem zweiten Kind schwanger. Wie soll ich das denn schaffen, wenn er stirbt?"

Ich beginne unaufhaltsam zu weinen und mir wird das gerade einfach alles zu viel. Erst jetzt realisiere ich, was ich da gerade gesagt habe und welche Diagnose ich bekommen habe.
"Ich kann ihn nicht verlieren", wird mir klar. Ich würde daran zerbrechen und das wissen die anderen genauso gut wie ich und als ob diese Diagnose nicht schon ausreicht.