Kapitel 6

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"Ja, da hast du wohl recht. Kommt wir setzten uns erst einmal", antwortete Lucy: "Wollt ihr etwas essen oder trinken?" Wir alle verneinten und hockten uns zusammen an den Tisch.

"Also?", fing ich nach einer Pause voller Stille an zu fragen.

"Wir haben einen anonymen Brief bekommen. Darin stand, dass es bald noch einen Edelstein geben würde. Zuerst verstanden wir nicht, denn es gab ja schon alle 12 Zeitreisenden. Aber dann verstanden wir. Wir dachten uns schon, dass du diejenige bist, die einen neuen Edelstein in sich trägt."

"Moment, unser Kind wird auch ein Zeitreisender sein? Kann ich den Brief mal lesen?", fragte ich verwirrt. Das war zu viel. Darüber, dass unser Kind auch Zeitreisen kann, hab ich noch nie nachgedacht.

Mein Vater lächelte und meine Mutter nickte, stand auf und holte ihn. Zusammen mit Gideon las ich ihn und konnte es kaum glauben.

"Was?", fragten Gideon und ich wie aus einem Mund, aber beide entsetzt. "Das heißt, wenn die Lodge erfährt, dass wir ein Kind erwarten, werden sie sich wieder zusammentun und der Graf kann mit seinem Tod auch unsterblich werden?", vergewisserte sich Gideon, als er den Brief zum zweiten Mal gelesen hatte.

Das war jetzt wirklich zu viel für mich. Ich dachte, diesen blöden Lodgenkram hatten wir endlich hinter uns.

Besorgt sah mich meine Mutter an und da bemerkte ich, dass sie mir eine Frage gestellte hat "Was? Sorry, ich war gerade in Gedanken", antwortete ich entschuldigend.

"Alles gut. Das ist bestimmt viel zu verdauen. Ich habe gefragt, ob ihr noch Kontakt zu den Wächtern habt, oder ob ihr es geheim halten könnt. Zumindest vorerst noch.", meinte meine Mutter.

"Wir haben eigentlich zu niemanden aus der Lodge mehr Kontakt, nicht nachdem sie uns umbringen wollten", lautete meine Antwort halb scherzend.

"Okay. Haltet euch von ihnen fern. Sie dürfen nichts erfahren, sonst steht das Leben eueres Ungeborenen auf dem Spiel!", sagte sie warnend. Man sah ihr an, dass sie sich große Sorgen machte und da war sie nicht die einzigste.

Unbewusst griff ich nach Gideons Hand und drückte sie einmal. Er verschränkte seine Finger in meinen und ich wusste, dass er alles tun würde, um mich und unser Kind zu beschützten. Wieder einmal war die Zeit verflogen und es kam die Zeit zum Abschied, zumindest fürs erste.

Meine Mum meinte noch, ich solle mir nicht so viele Sorgen machen. Es sei nicht gut fürs Baby. Das war aber leider leichter gesagt als getan und nickte nur stumm. Ich umarmte meine Eltern noch kurz und dann sprang ich auch schon in die Gegenwart zurück.

Es dauerte wie immer nicht lange, dann tauchte Gideon neben mir auf. Er sah, wie aufgelöst ich war und nahm mich in den Arm. Ab da konnte ich meine Tränen nicht mehr zurück halten und ließ ihnen freien Lauf.

Eine ganze Weile standen wir so da, bis ich mich endlich beruhigt hatte und Gideon meinte auch: "Es wird alles gut gehen. Ich werde euch beschützen." Ich nickte nur und ließ mich wieder in den Arm nehmen.

So setzten wir uns auf Sofa und ich schlief zu meiner Überaschung ein. Bei ihm fühlte ich mich geborgen und gut aufgehoben. Gut schlafen konnte ich aber trotzdem nicht.

RosenquarzrosaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt