Kapitel 56

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Gwendolyn: "Eben, ich muss mich auch noch daran gewöhnen, aber ich kann das nicht wenn ich immer Hilfe habe und es nie selbst mache. Wieso versteht das keiner?"
"Nimm es nicht so schwer, es ist auch für ihn eine komische Situation. Ich versteh dich vollkommen, aber versetz dich doch auch mal in seine Lage. Er ist nach zwei Monaten aus dem Koma aufgewacht, dann waren plötzlich die Leute, die immer für ihn da waren die Feinde, er hat eine Tochter und du sitzt im Rollstuhl. Für ihn ist das ganze auch nicht einfach und er ist genau wie du, er macht sich einfach Vorwürfe, immerhin hat dich die Kugel auf einer Rettungsaktion für ihn getroffen und jetzt sind wir bei seiner Mutter, die er seit er 12 war nicht mehr gesehen hat", legt sie mir die Fakten da.
"Sag mal auf wessen Seite stehst du eigentlich?", patze ich sie sofort an, doch dann wird mir bewusst was ich gesagt habe: "Verdammt sorry, so habe ich das nicht gemeint. Das ist gerade alles nur so anstrengend."
"Ich weiß, aber das wird wieder und ich meine, Gideon liebt dich! Egal, ob du laufen kannst oder nicht und er wird dir jederzeit helfen, dass hat er schon immer und das wird auch auf ewig so bleiben", erinnert sie mich, ich nicke und drücke sie nochmal fest an mich.
"Danke", bedanke ich mich nochmal bei ihr: "Ich bin froh, dass ich dich habe."
"Ich auch, dass ich dich habe", erwidert sie lachend und auch ich habe wieder ein Lächeln auf den Lippen, dann klopft es.
"Hey, entschuldige wenn ich störe, aber wir müssen bald elapsieren Gwenny", erinnert mich Gideon und ich nicke.
"Wir sind gleich soweit, bereitest du schon mal alles vor?", bitte ich ihn und er nickt als Antwort, dann geht er mit dem Chronographen in der Hand wieder.
"Wie soll ich das nur überstehen?", möchte ich verzweifelt von meiner besten Freundin wissen.
"Du packst das schon, so habt ihr wenigstens etwas Zeit um euch zu unterhalten und niemand stört euch. Versuch einfach auch ihn zu verstehen, versprichst du mir das?", bittet mich meine Freundin und natürlich verspreche ich es. Ich seufze, dann straffe ich meine Schultern und zusammen mit Leslie verlasse ich das Zimmer.
"Wo springen wir eigentlich?", frage ich interessiert.
"Dieses Gebäude stand seit 1990 bis 2010 leer, das heißt wir sollten niemandem begegnen", informiert mich mein Freund und wieder nicke ich. Darüber habe ich zu Hause gar nicht nachgedacht, wie schlau von mir. Ich überbrücke noch das letzte Stück zwischen uns und sehe ihn an: "Bereit?" "Bereit, wenn du es bist", lächelt er, ich winke noch kurz den anderen und dann verschwinde ich auch schon in der Vergangenheit. Keine Minute später landet auch schon Gideon neben mir, der mich etwas unschlüssig anschaut und ich finde das alles gerade ziemlich unangenehm, weshalb ich vorschlage: "Wollen wir etwas spazieren gehen? Zu gerne würde ich Paris in diesem Jahrhundert sehen."
"Wenn du möchtest", lächelt Gideon mir zu und gemeinsam verlassen wir das Gebäude.

Gideon: Mir tut es leid, dass wir beide uns gestritten haben, aber sie versteht mich einfach nicht. Ich fühle mich einfach dafür verantwortlich, dass sie jetzt im Rollstuhl sitzt und möchte ihr doch einfach nur helfen. Schweigsam laufen wir nebeneinander her und jeder ist in seinen eigenen Gedanken versunken.
"Es tut mir leid", gebe ich schließlich auf.
Verwundert sieht sie auf und frägt: "Was denn? Du hast nichts falsch gemacht."
Etwas ungläubig sehe ich sie an und sie fährt fort: "Ich weiß, dass du mir nur helfen wolltest und ich bin dir auch dankbar dafür. Du bist immer für mich da und willst es mir einfach nur leichter machen, die Wahrheit ist, dass ich einfach wieder unser normales Leben möchte und ich jedes Mal, wenn ihr mir helft ich mich einfach so nutzlos fühle."
"Ich kann ja verstehen, dass du wieder in unsere Normalität zurückkehren willst, aber das ist für uns alle eine neue Situation, an die wir uns gewöhnen müssen. Und nur weil du jetzt öfters Hilfe brauchst, bist du noch lange nicht nutzlos", widerspreche ich ihr sofort: "Du kannst gar nicht nutzlos sein und wir werden es allen zeigen, die das Gegenteil behaupten. Ich liebe dich und das wird sich nie ändern, mich wirst du nicht mehr los!"
Ich sehe, wie sich ein Lächeln auf ihre Lippen stiehlt: "Ich liebe dich auch Gid, du bist das beste was mir je passiert ist und ich bin froh, diese kleine Familie mit dir zu haben." Auch ich muss lächeln und beuge mich zu ihr runter, dann spüre ich auch schon ihre weichen Lippen auf meine. Wir küssen uns innig und lösen uns dann schließlich wegen Luftmangels.
"Danke", bedankt Gwenny sich dann nach einiger Zeit.
"Wofür?", möchte ich verwundert wissen.
"Dass du es mit mir aushältst", lacht sie.
"Immer doch, ohne dich wäre ich nicht komplett und ich kann und möchte nicht mehr ohne dich Leben", lasse ich mein Herz sprechen.
"Ich auch nicht ohne dich, daran würde ich zerbrechen", sagt sie ehrlich und wechselt dann das Thema: "Wir springen bald zurück oder?"
"Ja, wir sollten uns auf den Weg nach Hause machen", stimme ich ihr zu, denn auch ich spüre schon das leichte Ziehen in der Magengegend.
"Ob deine Mutter uns Lydia zurückgibt?", möchte meine Freundin belustigt wissen, während ich sie zurückschiebe.
"Ich glaube nicht, Mum ist ziemlich verschossen in unsere kleine Prinzessin", gebe ich ehrlich zu und Gwenny fängt wieder an zu Lachen: "Okay hab ich was falsches gesagt oder was ist so witzig?"
"Du bist deinem Bruder nur sehr ähnlich", erwidert sie grinsend und ich antworte schlicht: "Das nehme ich mal als Kompliment." Jetzt müssen wir beide lachen, dann verschwindet sie auch schon im rubinroten Licht, kurz danach springe auch ich wieder zurück in die Gegenwart. Dort angekommen stehen wir auch schon vor Mums Gebäude und fahren in den zweiten Stock, wo die anderen uns auch schon freudig empfangen.
"Na, ausgesprochen?", möchte Leslie sofort wissen, als sie unsere lächelnden Gesichter sieht und wir beide müssen Grinsen, während wir lachen.

Selina: Zum Glück haben die beiden alles klären können und gemeinsam bleiben wir im Flur stehen: "Können wir dann gleich los oder wollt ihr euch nochmal umziehen? Oder erst später los?" "Von mir aus können wir gleich los", erwidert Gideon und alle stimmen ihm zu: "Wir müssen nur noch kurz den Kinderwagen holen." "Ach wieso denn? Mein Gefühl sagt mir, dass wir ihn eh nicht brauchen werden und zur not kann sie sich auch auf meinen Schoß setzen und da schlafen", schlägt Gwendolyn vor und auch Gideon scheint die Idee zu gefallen, weshalb wir dann auch schon losgehen. "Wo geht es denn alles hin?", möchte sie auch gleich von mir wissen, nicht ohne sorgenvollen Blick zu meinem Sohn. "Ich hatte mir überlegt zur Avenue der Champs-Élysée zu gehen und danach noch den Louvre zu besichtigen. Es ist nicht weit und wir können immer noch umdrehen, falls etwas sein sollte", beruhige ich sie lächelnd und sehe sie wissend an. Gwendolyn nickt dankend und ich schenke ihr einfach ein breites lächeln, was sie ebenfalls Lächeln lässt und schon gehen wir los. Gideons Freundin bestaunt wirklich alles hier und bleibt irgendwann auch stehen, mein Sohn ebenfalls und unterhalten sich.
"Wie läuft es eigentlich mit Nathan, ich habe ihn noch gar nicht gesehen", richtet sich Raphael an mich.
"Oh, ich dachte es wäre keine so gute Idee, wenn Gideon ihn sieht und außerdem machen wir gerade so eine Art Pause", antworte ich ausweichend.
"Was ist passiert Mum? Ich dachte er ist der richtige für dich", möchte mein Sohn auch schon wissen. "Nichts, es hat einfach nicht gepasst", meine ich nur so, doch auf seinen wartenden Blick erwidere ich seufzend: "Er hat mich mit einer anderen Betrogen und danach habe ich ihm zum Teufel geschickt." "Wenn ich da gewesen wäre, würde er jetzt nicht mal mehr laufen können", knurrt Raphael und Leslie und ich müssen beide lachen. "Überlass das kämpfen lieber deinem Bruder", schmunzelt seine Freundin: "und bleib du der Vernünftige von euch beiden." "Ach, dann ist Gideon also nicht vernünftig?", möchte Raphael belustigt wissen. "Doch schon, aber er hat einfach mehr Kampferfahrung", verteidigt sie sich selbst: "Aber trotzdem glaube ich, bist du es manchmal, der ihn wieder zu Vernunft bringt." "Kann schon sein", lacht mein Sohn und auch die anderen stoßen wieder zu uns. "Worüber redet ihr?", wendet sich Gwendolyn an uns. "Dass Gideon manchmal etwas hitzköpfig handelt", erklärt Charlotte grinsend und auch Gwen kann nur lachend nicken. "Oha, wie kann ich das jetzt verstehen?" "Naja, als du meiner Cousine vorgeworfen hast, nur auf deiner Nase rumzutanzen und du dafür nicht zu haben bist, anstatt ihr zuzuhören", sagt Charlotte auch schon ein Beispiel. "Oder als du in die Loge eingebrochen bist und einfach so in die Vergangenheit gereist bist", wendet auch Raphael ein. "Außerdem hattest du gleich Vorurteile gegen Gwenny, als wir erfahren haben, dass sie der Rubin ist", zählt auch Leslie ein Argument auf. "Jaja, ich habe es verstanden", entgegnet mein Sohn grinsend, als Charlotte wieder anfangen wollte. "Sicher? Ich glaube wir haben noch einige Beispiele", lacht Raphael ihn aus.

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