Kapitel 57

33 0 0
                                    

Gideon: Meine Freundin ist ganz fasziniert von den Gebäuden und es sieht so aus, als ob sie sich in diesen Ort hier verlieben würde. Da ich ihren Rollstuhl schiebe und sie immer wieder die Räder ein wenig bremst, stupse ich ihr in den Arm und flüstere: "Paris ist traumhaft, nicht wahr?" "Ja", nickt sie: Warst du schon mal hier?" Ich schweige, da ich ehrlich erstmal darüber nachdenken muss und antworte schließlich: "Ja, einmal. Es war kurz vor meinem 16 Geburtstag und somit auch meine letzte Chance, da ich ja danach regelmäßig elapsieren musste. Wie du dir aber vorstellen kannst, war das damals kein so schönes Treffen und ich reiste nach 2 Tagen wieder nach London, meinem wirklichen Zuhause. Obwohl meine Mutter mit Raphael nach Frankreich gegangen ist, habe ich mich dennoch immer mehr in London zu Hause gefühlt, als bei meiner Mutter. Mit ihr habe ich seit dem immer nur geringen Kontakt, aber mit Raphael hab ich mich immer gut verstanden, wir haben auch regelmäßig telefoniert und er hat mich auch manchmal besucht." Meine Freundin sieht mich nachdenklich an und scheint in Gedanken versunken, weshalb ich belustigt frage: "Was? Tue ich dir jetzt leid?" Sie haut förmlich die Bremsen rein und sieht mich an: "Du erinnerst dich daran?" Verwirrt sehe ich sie an, doch wie aufs Stichwort kommt der Film, als ich in ihrem Bett gelegen bin und ich genau das gleiche gesagt habe, nachdem ich ihr von meiner Kindheit erzählt habe, danach hätten wir fast unser erstes Mal gehabt, wäre nicht Grace plötzlich reingeplatzt. Ich nicke langsam und sehe sie dabei an: "Ja, gerade kam die Erinnerung." Lächelnd nickt sie und antwortet dabei: "Und nein du tust mir nicht leid, wäre das damals nämlich nicht gewesen, hätten wir zwei uns gar nicht kennen gelernt. Ich hätte mich nie in dich verlieben, keine Wohnung und auch keine so süße, kleine und wundervolle Tochter mit dir haben können." Überrascht sehe ich sie an, denn mit dieser Antwort habe ich so gar nicht gerechnet , weshalb ich mich vorbeuge und sie innig küsse. Als wir uns wieder lösen, merke ich das breite Grinsen in meinem Gesicht und erwidere: "Ja, dass wäre ganz schlimm gewesen. Dann hättest du nie das Gefühl kennen gelernt, wegen jemandem nicht atmen zu können." Sie schmunzelt daraufhin, verdreht ihre Augen, schlägt mich sanft auf meinen Arm und flüstert, während sie ihre Bremsen löst und sich langsam in Bewegung setzt, da wir schon wieder stehen geblieben sind: "Du bist manchmal so ein Kotzbrocken!" Auch ich gehe ihr hinterher und fange wieder an sie zu schieben, während ich nur grinsend frage: "Hast du das etwa vergessen Miss Purpleplum?" Sie grinst, ich küsse sie erneut und dann holen wir auch schon zu den anderen auf, die langsam vor uns hergelaufen sind und gerade lachen. Als sie uns erzählen, worüber sie lachen, muss auch meine Freundin lachen, während ich das gar nicht so lustig finde. Mein Bruder findet es super witzig und lacht mich voll aus. "Und was bist du dann?", möchte ich belustigt von ihm wissen.

Raphael: "Auf jeden fall nicht der Hitzköpfige von uns beiden", lache ich wieder und ich weiß nicht wieso, aber ich finde das gerade ziemlich lustig. Die anderen steigen in mein Lachen mit ein und auch Gideon muss lachen. Als wir schließlich ankommen, sehe ich wie sich Gwenny erneut in den Ort verliebt und auch meine Freundin ist hin und weg, während mein Bruder, Mum und ich schmunzeln müssen. Trotzdem merke ich die besorgten Blicke meiner fast Schwägerin und auch ich mache mir immer mehr Sorgen. Es war schon ein ganz schönes Stück zu laufen und ich habe keine Ahnung ob ich mir das einbilde, aber er scheint sich immer mehr auf ihren Rollstuhl abzustützen. Während des Spazierganges unterhalten wir uns viel über unser Leben in London, wie es uns ging, wie wir zusammen gekommen sind und wie es den beiden mit der Loge erging. Nur selten sprechen wir über Mums Leben, wahrscheinlich auch wegen Gideon, der dann nur wieder schlechte Laune bekommen würde und das konnten wir alle jetzt nicht gebrauchen. Natürlich war es falsch von Mum, ihn alleine in London zu lassen, aber sie ist immer noch unsere Mutter und dieses ewige Gestreite und die Vorwürfe müssen endlich aufhören. Mit einem Blick zu Gwendolyn sehe ich, dass sie genauso denkt und fest entschlossen ist, die beiden wieder zusammenzubekommen, aber auch einen Hauch von Traurigkeit. Was sie wohl gerade denkt? Sie lächelt mich mit einem alles okay, mir geht es gut Blick an, doch selbst sie scheint nicht wirklich überzeugt davon sein. Mit den Lippen forme ich ein Danke, sie nickt lächelnd und ganz ehrlich, ich bin froh, dass sie und mein Bruder zusammen gefunden haben. Gwendolyn sieht sich nach einer Bank um und bittet mich still mit einem besorgten Blick zu Gideon eine Pause einzulegen. "Wie wäre es, wenn wir mal kurz eine Pause machen und uns hinsetzen?", schlage ich deshalb vor und Gwenny nickt mir dankend zu. "Ja sehr gerne", antworten mir meine Mutter und meine Freundin wie aus einem Mund und ich schmunzle als Antwort. Währenddessen sehen sich Gideon und Gwen schweigend an, bis Leslie sich räuspert und Gwenny meine Freundin verlegen ansieht. Leslie, Mum und ich müssen allerdings grinsen und wir setzten uns alle gemeinsam auf die Bank, genießen ein paar Minuten einfach die stille und die Schönheit von Paris. Lydia zerstört die Ruhe allerdings und als ich sie Gwen abnehme und sie durchkitzle, beruhigt sie sich schnell wieder. "Sie ist so süß. Wieso hast du nie etwas erzählt?", richtet sich Mum an Gideon. "Wir hatten wenig Kontakt, außerdem sollten nur so wenig wie möglich von ihr erfahren", antwortet mein Bruder nur knapp. Sie sieht ihn fragend an, doch wie ich es mir schon gedacht hatte macht er keine Anstalten etwas zu sagen und deswegen übernimmt das Gwendolyn: "Ihr und mein Leben war während der Schwangerschaft in Gefahr und auch jetzt sollten noch nicht so viele von ihr wissen. Es ist einfach zu gefährlich für sie und wir wollen sie einfach so beschützen, das war nichts gegen dich."

Gwendolyn: Während des Spaziergangs habe ich darüber nachgedacht, was für ein Glück die Jungs eigentlich mit ihrer Mutter haben. Klar war es falsch von ihr Gideon so zurückzulassen, aber Raphael und er könnten immer ihre Mutter besuchen und das so lange sie wollen, während ich meine leiblichen Eltern immer nur für maximal 5 Stunden am Tag sehen kann. Ich bin nicht sauer auf meine Eltern, weil sie mich hier zurückgelassen haben und selbst in die Vergangenheit gereist sind, sie wollten mich nur beschützen und trotzdem fehlen sie mir hier oft einfach. Ich erkläre gerade, wieso ihre Kinder ihrer Mutter noch nie von unserem Engel erzählt haben und gespannt hört sie zu, während sie immer wieder zwischen Gideon, Lydia und mir hin und her. Fassungslos sieht sie mich an, nachdem ich geendet habe und frägt mit aufsteigender Wut: "Hat das wieder etwas mit dieser blöden Loge zu tun?" Ich sehe sie mitfühlend an, da ich es selbst wütend bin, wenn ich an die Loge denke und nicke schließlich. "Oh diese Bastarde mach ich kalt", droht sie wütend. Bei dieser Drohung muss ich schmunzeln, denn das hatte ich mir auch schon oft vorgenommen. "Kontrollieren sie euch immer noch?", frägt sie weiter. "Naja, die meisten haben sich seit den Ereignissen in der Bonfire Night abgewannt und sie hätte sich fast ganz aufgelöst, aber der Graf gibt nicht so leicht auf. Er hat wieder ein paar Anhänger gefunden", kläre ich sie auf, doch sie scheint nur die Hälfte zu verstehen und als ich meinen Freund ansehe, der den Blich zu Boden gesenkt hat und verstehe, dass seine Mutter von seinem kurzen Tod nichts wusste. Auch sie scheint zu merken, dass sie nicht alles weiß und sieht mich wieder, aber umso erwartungsvoller an, da auch sie versteht, dass ihr Sohn ihr nichts davon erzählen wird. "Ich weiß nicht, ob du das wirklich wissen willst", versuche ich sie davon zu überzeugen, dass es so das Beste ist. "Nein", sagt sie bestimmt: "Ich möchte wissen, was damals passiert ist. Raphael, wieso hast du nichts erzählt?" "Es hätte sowieso nicht geändert! Außerdem hat Gwen ja alles geregelt", verteidigt sich ihr Sohn sofort. "Was hat sie wieder in Ordnung gebracht? Was erzählt ihr mir nicht? Ich möchte es wissen, bitte", verlangt sie fordernder. Man kann es ihr ansehen, dass sie es einerseits unbedingt wissen will, aber auf der anderen Seite auch Angst hat, vor dem was wir ihr erzählen werden. Ich sehe Leslie, Raphael und Gideon nacheinander ein und eigentlich möchte ich es ihr gar nicht erzählen, aber sie hat auch ein Recht auf die Wahrheit. Seufzend sehe ich Selina an, die immer noch gespannt wartet und fing schließlich an zu erzählen: "Die Wächter haben auf Befehl des Grafen Gideon entführt und mich vor die Wahl gestellt: Entweder ihn oder den gestohlenen Chronographen meiner leiblichen Eltern. Das kam für mich natürlich nicht in Frage und so schmiedeten Charlotte, Leslie, Raphael, meine Eltern und ich einen Plan und soweit lief auch alles gut."

RosenquarzrosaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt