Gideon: Ich wache vor Gwendolyn auf und nutze so die Chance, ihr beim schlafen zuzusehen. Die Liebe zwischen uns ist immer noch stark spürbar und ich möchte mir gar nicht vorstellen, wie es ihr in der ganzen Zeit ging.
Was genau mit ihr ist, hat mir immer noch keiner gesagt, sie meinten, ich solle mich jetzt lieber auf mich und das gesundwerden konzentrieren, aber ich möchte es einfach gerne wissen. Mir wurde nur gesagt, dass ihr in den Rücken geschossen worden ist, aber nicht, ob sie nun für immer im Rollstuhl sitzen muss oder nicht. Sie möchte auch augenscheinlich nicht darüber reden, was ich sehr gut verstehen kann und bin mir sicher, dass sie es mir erzählen wird, wenn sie soweit ist.
Was ich so gehört habe, hat die Loge ihr Leben wirklich auf den Kopf gestellt und ich war auch nicht immer nett zu ihr, doch das möchte ich ändern. Ich möchte ihr den restlichen Schmerz einfach ersparen. Auch wenn mein Gedächtnisverlust nicht gerade hilft, denn man kann ihren Schmerz darüber sichtlich in ihrem Gesicht. Sie hat ziemlich unsicher gewirkt, als sie mich gefragt hat, ob es okay ist, wenn sie hier schläft und wäre am liebsten Aufgesprungen, als ich ihr geantwortet habe.
Nachdem sie ihre Augen geöffnet hat, reibt sie sich verschlafen ihre wunderschönen, kastanienbraunen Augen und frägt mich: "Hast du denn gar nicht geschlafen?"
"Doch, ich war einfach früher wach. Du sahst so süß aus und ich wollte dich nicht wecken", erkläre ich ihr lächelnd.In diesem Moment kommt kommen die drei Ärzte wieder in den Raum und informieren uns: "Ihre Werte verbessern sich stetig, wenn sie so bleiben oder sogar noch besser werden, können sie morgen nach Hause. Sie können auch heute schon ein bisschen aufstehen, aber bitte erstmal nur im Rollstuhl."
Wir bedanken uns und Dr. Grey wendet sich an meine Freundin: "Dr. Albeck hat von ihrer Bitte erzählt. Natürlich können sie dort rein, aber bitte nicht zu lange. Mr. de Villiers muss sich noch ausruhen."
"Dankeschön", bedankt sie sich sofort lächelnd und die Ärzte verlassen das Zimmer.Als ich sie fragend ansehe, erklärt sie mir: "Ich habe mich mit Ben, also Dr. Albeck unterhalten und ihn nach deinen Lieblingsplätzen hier im Krankenhaus gefragt. Er meinte, du warst gerne im Ärztezimmer und in Gedankenversunken, wenn du Zeit zwischen zwei Patienten hattest, sonst hast du dich in die Arbeit gestürzt und bist nach Feierabend so schnell wie möglich wieder zu mir nach Hause gekommen."
Mittlerweile hat sie sich in den Rollstuhl gesetzt und umarmt mich freudig, darüber, dass ich morgen entlassen werde. Als sie mir in die Arme fällt, drückt sie sich aber auch zu arg gegen meinen Bauch und ich stöhne leicht auf, leider zu laut.
Schnell löst sie sich von mir und sieht mich besorgt an: "Es tut mir leid, ich habe mich nur so gefreut."
"Hey, alles gut", beruhige ich sie sofort und umarme sie so, dass es mir nicht weh tut. Lächelnd löst sie sich schließlich von mir und ich schlage vor, dass wir einen Film schauen.Gwendolyn: Ich hole schnell den Laptop aus der Tasche und nach kurzer Diskussion schauen wir den Film Urlaubsreif an. Auf seine Bitte hin, lege ich mich zu ihm auf sein Bett, stelle den Computer auf den Tisch und starte den Film.
Ich kuschle mich zu ihm in die Arme und zusammen gucken wir den Film, der mitten drin von einem Anruf unterbrochen wird. Ich höre ein scharfes Einatmen von Gideon und er macht keine Anstalten, den Anruf anzunehmen und ich entschließe mich es einfach selbst zu machen.
Irgendwie wütend, aber auch verletzt sieht er mich an und ich erkläre ihm mein Handeln: "Du hast keine Anstalten gemacht, ihn anzunehmen und du leidest doch auch unter dieser Situation. Hör doch einfach mal zu und dann sehen wir weiter."In diesem Moment baut sich die Verbindung auf und wir sehen ein Bild.
"Hallo", begrüßt die Anruferin uns zurückhaltend und mein Freund erwidert die Begrüßung nicht wirklich anders.
"Wie geh es dir? Ich habe von Raphael gehört, dass du im Krankenhaus liegst", fragt sie zaghaft. "Mir geht es gut", lautet seine knappe Antwort.
Ihm ist deutlich anzusehen, dass er nicht mit ihr reden möchte: "Selina, was möchtest du?""Ich wollte wissen, wie es dir geht. Ich habe mir Sorgen gemacht", erwidert seine Mutter.
"Das hat dich damals auch nicht daran gehindert, mich alleine in London zu lassen", meint er kühl. Diese Kälte kenne ich so gar nicht von ihm und es tut mir schon weh, sie nur zu hören. Beruhigend und sachte streichle ich ihm über den Arm und es scheint auch zu funktionieren, er beruhigt sich ein wenig. Liebevoll sieht er mich an, dann widmet er sich wieder seiner Mum.Diese scheint verletzt von seinen Worten zu sein, aber auch zu bemerken, wie ich ihn beruhigt habe.
"Hallo, du musst bestimmt Gwendolyn sein. Ich hab schon viel von dir gehört." Ich nicke zaghaft, denn ich weiß nicht, was ich darauf erwidern soll.
"Ach ja? Von mir nicht", flüstert Gideon gereizt und trotzdem hat seine Mutter es gehört und antwortet: "Nein, von Raphael. Du hast dich ja auch nie gemeldet.""Wieso sollte ich?", frägt er vorwurfsvoll.
"Weil ich immer noch deine Mutter bin. Glaubst du ernsthaft, mir ist das leicht gefallen?", möchte sie nun von ihm wissen.
"Immerhin hast du es durchgezogen, es hat dich nicht daran gehindert", sagt er achselzuckend und mit wütendem Blick.
"Ich musste damals einfach raus aus London. Glaub mir, ich hätte dich am liebsten mitgenommen!", versucht sie zu erklären."Wann wirst du denn entlassen?", wechselt sie dann auch gleich das Thema.
"Dadurch, dass sich meine Werte immer weiter verbessern, kann ich morgen entlassen werden", erklärt er ihr."Oh, dass ist schön. Ich habe die nächsten Wochen frei und wollte vorschlagen, dass Raphael, Leslie, Gwendolyn und du mich besuchen kommt. Dann lerne ich die beiden persönlich kennen und ich sehe dich auch mal wieder. Es kann ja auch nur über das Wochenende sein."
"Mom, was soll das denn jetzt? Wieso rufst du jetzt auf einmal an?"
Selina: "Besucht hast du mich in den vergangenen zwei Monaten ja auch nie oder hab ich das nur nicht mitbekommen und niemand hat mir davon erzählt?", fährt er mich weiter an.
"Gideon, das ist nicht so einfach. Ich konnte nicht alles stehen und liegen lassen, nur um dich zu besuchen und dann bekommst du das wahrscheinlich noch nicht einmal mit. Mittlerweile habe ich mir ein Leben hier aufgebaut, verstehst du?", erkläre ich mich."Trotzdem! Ich bin dein Sohn, ich lag zwei Monate im Koma und du konntest nicht einfach kommen? Nein natürlich nicht. Das würde nur eine richtige Mutter machen!", schreit er den Bildschirm jetzt an: "Du hast mich alleine bei der Loge gelassen und bist lieber mit deinem neuen Lover weggezogen. So etwas tut keine Mutter, die ihr Kind wirklich liebt! Weißt du eigentlich, wie ich mich in der ganzen Zeit gefühlt habe? Wie einsam ich war, wie oft ich mich nach euch gesehnt habe, wie oft ich das Gen und den ganzen Mist verflucht habe, bis ich Gwendolyn getroffen habe?"
Ich sehe, wie überrascht seine Freundin ihn ansieht, er redet wahrscheinlich verständlicherweise nicht darüber.
"Da bist du nicht der einzige, der das Gen und die Loge verflucht hat. Diese Leute, die sich für etwas besseres hielten, keine Gesetze beachten und sich benahmen wie es ihnen lieb war", melde ich mich wieder zu Wort: "Aber genau deswegen wäre doch auch ein Wochenende in Paris ganz schön. Einfach mal entspannen und diese Idioten vergessen.""Stimmt, sie sind Idioten, aber haben mich nie alleine gelassen. Ich habe früher immer darüber nachgedacht, was ich falsch gemacht habe. Wieso du mich verlassen hast und was ich hätte anders machen können, damit du hier geblieben wärst. Ich habe das alles so gehasst, sogar mich selbst, weil ich dieses Gen geerbt habe. Durch die Loge hatte ich nie wirklich Freunde, die einzige die mich verstanden hat und immer für mich da, war Charlotte.
Meine Sehnsucht nach meinem Bruder, nach dir hat mich verrückt gemacht und ich habe mich von allen so gut es ging abgeschottet. Ich habe nicht einmal meinen eigenen Patenonkel an mich ran gelassen hat, die einzigen, die mich da rausholen hätten können waren in Frankreich!
Charlotte hat es irgendwann geschafft, mich aus diesem tiefen, schwarzen Loch zu ziehen und dafür bin ich ihr auf ewig dankbar. Sie hat mir gezeigt, wie es sich anfühlt, für jemanden wichtig zu sein und selbst geliebt zu werden. Durch Gwenny habe ich dann verstanden, wie es sich anfühlt, selber jemanden aufrichtig zu lieben und ich liebe sie von ganzem Herzen.
Natürlich habe ich auch Raphael, Charlotte und Leslie gerne, aber in all der Zeit habe ich DICH vermisst! Egal, wie sauer ich auf dich sein wollte und ich auch bin, mir hat trotzdem in all der Zeit meine Mutter gefehlt!", es schien nun all das angestaute der letzten Jahre einfach aus ihm herausgebrochen zu sein.
Über seine Worte bin ich etwas überrascht, so habe ich nie darüber gedacht. Ich habe mich schuldig gefühlt und mich dafür geschämt, weshalb ich ihn so gut wie nie besucht habe.
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Rosenquarzrosa
FanfictionWird überarbeitet Das ist meine eigene Fortsetzung von der Edelsteintrilogie, so wie ich es mir nach den Filmen vorstelle. Die Figuren sind also größtenteils von Kerstin Gier aus den Büchern und Filmen. Ich hoffe sie gefällt euch und ihr könnt mir j...