Gideon: "Wer ist das Eichhörnchen?", frage ich neugierig. "Der Graf", antwortet Leslie und man hört auch eine gewisse Wut in ihrer Stimme. "Damals aber noch Mr. Whitman und wir wussten nichts davon. Außerdem stand sie vollends hinter der Loge, aber das hat sich ja geändert", verteidigt meine Freundin sofort ihre Cousine. Wieso sie ihn das Eichhörnchen genannt haben, verstehe ich immer noch nicht. Das Gespräch ist allerdings beendet, als Charlotte zu uns tritt und wir den Saal betreten wollen. "Wie geht es euch?", möchte sie von uns wissen. "Uns geht es gut", antworten wir wie einstudiert und stehen vor dem Eingang des Saals. Es führt allerdings eine Treppe nach unten und so nehme ich sie kurzerhand auf meine Arme und trage sie nach unten, während sie ihren Kopf auf meiner Schulter bettet. Leslie hatte kurz vorher unsere Tochter abgenommen und Raphael nimmt den Rollstuhl. Ich spüre die gaffenden Blicke der Leute da unten und habe so langsam das Gefühl, dass Gwen das eigentlich vermeiden und deshalb nicht kommen wollte. Wir gehen etwas abseits, wo ein paar Stühle um Tische aufgebaut sind und ich setze meine Freundin wieder in ihren Rollstuhl. Wir unterhalten uns zu zweit, während sie wieder Lydia auf ihrem Schoß hat, während Raphael mit Leslie tanzt und Charlotte von ehemaligen Freundinnen an einen anderen Platz geschleppt worden ist. Der Tanz der beiden ist sehr kurz und sie kommen wieder zu uns. "Wo hast du so tanzen gelernt?", frage ich meinen Bruder belustigt. "Mom hat mich gezwungen einen Tanzkurs zu besuchen, nachdem ich von der ersten Schule geflogen bin", gibt er grimmig aber auch mit einem Lächeln zu. Das kann ich mir irgendwie richtig gut vorstellen und muss mir ein Lachen verkneifen. "Ja, nicht jeder hatte eine Sonderschule fürs Tanzen auf Soiréen am Nachmittag", verteidigt Gwen ihn, findet es aber auch lustig und ich weiß noch, dass sie das schonmal zu mir gesagt hat. Auf einmal kommt romantische Musik und wenn mich nicht alles täuscht, ist das das gleiche Lied wie damals. Ich sehe Gwen an, die verträumt aussieht und ich packe sie an der Hand, hebe sie dann wieder hoch und gehe mit ihr zur Tanzfläche. "Was hast du vor?", frägt sie mich verwundert. "Ich tanze mit dir, wie damals", antworte ich grinsend und sie schmunzelt, lässt dann wieder ihren Kopf auf meine Schulter sinken und schlingt ihre Hände um meinen Hals. Ich bewege mich zur Musik und wir genießen es beide sehr. Nach einiger Zeit sieht sie mich an und ich küsse sie wieder, genau in diesem Moment fallen genau wie damals die Blütenblätter. Wie als hätten sie alle nur darauf gewartet, dass wir uns küssen und als wir uns lösen, schaut meine Freundin nach oben und fängt an zu lachen. Bei diesem Anblick wird mir warm ums Herz, sie wieder so glücklich zu sehen, macht mich ebenfalls glücklich und es ist, wie als würden all die Sorgen einfach für den Moment von ihr abfallen. Wir genießen beide den Tanz, bis die Musik endet und wir wieder an unsere Plätze zurückgehen.
Gwendolyn: Es fühlt sich so gut an, wieder mit ihm zu tanzen, wenn auch nicht richtig. Ich finde es süß von ihm, dass er so mitdenkt und es ist einfach wunderschön, dass genau in diesem Moment in dem wir uns küssen, die Blütenblätter wieder über uns fallen. Anschließend setzt er mich wieder in meinen Rollstuhl und wir sehen uns eine Weile verlegen an, bis er vorschlägt: "Wollen wir ein bisschen an die frische Luft?" Ich stimme sofort zu, nehme meine Tochter wieder auf den Schoß und er fährt mich diesmal mit dem Rollstuhl die Treppe hoch, dann gehen wir nach draußen. Ich bin froh, nicht länger den Blicken der anderen ausgesetzt zu sein und draußen atme ich erstmal tief die frische Luft ein. Im Saal war es doch etwas stickig und ich fühle mich einfach wohl hier draußen, nicht von Wänden umgeben zu sein. "Gehen wir nach hinten? Da ist es meistens leerer", frage ich ihn und er stimmt nickend zu. Er nickt und ich setze Lydia ab, damit sie an meiner Hand selber laufen kann. Sie ist mittlerweile alt genug und da Gideon mich sowieso schiebt, kann sie das laufen noch ein wenig üben. Freudig quickt sie auf und wir laufen los. "Es ist sehr schön hier", fange ich schließlich an. "Ja, da hast du Recht. Es wirkt so friedlich", meint er. Wir sind über die riesige Treppe raus gegangen und ich sehe die vergangenen Geschehnisse vor meinem inneren Auge. Wie wir die Treppe runter gerannt sind, er mir seine Gefühle erzählt hat und dann wie der Graf uns schließlich erschießen ließ, nachdem wir uns getrennt hatten. Die Erinnerungen waren zwar schmerzhaft, aber die Hand meiner kleinen Tochter in meiner zu spüren und zu wissen, dass mein Freund aufgewacht ist, gibt mir Kraft. Das alles zeigt nur, dass alles möglich ist und wir alles erreichen können, was wir uns vorgenommen haben, solange wir einander haben. Lächelnd sehe ich beide an, nehme Gideons Hand von meinem Rollstuhl und küsse sie. Er sieht mich erstaunt an, beugt sich dann aber zu mir runter und wir küssen uns innig auf den Mund. "Wofür war das denn?", frägt er ebenfalls lächelnd, als wir uns wieder voneinander lösen. "Dafür, dass du bei mir bist. Zusammen können wir einfach alles schaffen", erkläre ich ihm. Er nickt, so als wisse er, was mir durch den Kopf geht. "Für dich war das alles nicht einfach, oder?", stellt er eine weitere Frage. Ich nicke nur, denn für das was wir alles durchgemacht haben, gibt es einfach keine passenden Worte. "Ich habe versucht dir zu helfen", meint er schließlich. "Ich weiß und dafür bin ich dir auch unendlich dankbar. Als ich dich damals gerettet habe, ging das nur mit dem Unsterblichkeits-Elixier und davor hat er uns beide schon erschießen lassen. Unser Plan hat nicht ganz so funktioniert, wie wir ihn geplant hatten, aber wichtig ist nur das Ergebnis. Ich musste deshalb warten und dabei zusehen, bis ich es ihm abnehmen und dich heilen konnte", kläre ich ihn auf.
Gideon: "Es tut mir leid", entschuldige ich mich bei ihr. "Was denn?", möchte sie verwirrt wissen. "Einfach alles. Dass ich dich damals nicht retten konnte, dass dein ganzes Leben auf den Kopf gestellt wurde und dass du dir immer so viele Sorgen um mich machen musstest. Die du dir auch immer noch machst und dafür, dass du wegen einer Rettungsaktion für mich verletzt wurdest", erzähle ich ihr. Sie macht einfach die Bremsen in ihren Rollstuhl und sieht mir fest in die Augen: "Du musst dich für gar nichts entschuldigen. Du kannst nichts dafür! Wenn dann ist der Graf daran Schuld, er hat das alles zu verantworten. Du hast getan, was du konntest und das reicht mir doch, das beweist nur, wie sehr du mich liebst. Wärst du nicht bei mir, hätte ich wahrscheinlich schon öfters das Handtuch geschmissen. Dank dir habe ich jedoch nie aufgegeben und ich werde auch immer um unsere Liebe kämpfen, sei es das letzte was ich tue. Ich würde nichts davon bereuen und es immer wieder machen!" Wow, mit diesem Liebesgeständnis habe ich nicht gerechnet. Ich weiß gar nicht wirklich, wie ich darauf reagieren soll, mir hat es die Sprache verschlagen. "Ich...", fange ich etwas unbeholfen an: "Ich habe zwar viel unserer gemeinsamen Zeit vergessen, doch ich spüre unsere Liebe immer noch wie am Anfang. Ohne dich ergibt nichts einen Sinn, nicht hat einen Wert. Du hast mir gezeigt, dass man Situationen auch aus anderen Blickwinkel betrachten muss und das nicht alles immer so aussichtslos ist, wie es scheint. Dass es einen Grund hat, zu Leben und durch dich kann ich meines auch genießen. Du hast mir gezeigt, wie man liebt und eines kannst du mir glauben. Ich liebe dich und würde mein Leben für deine und die Sicherheit unserer Tochter geben, denn ohne euch ist nichts Wert!" Schon etwas überrascht über meine Worte sehe ich sie an, doch es hat einfach mein Herz aus mir gesprochen und ich habe jedes Wort so gemeint. Sie sieht mich mit glitzernden Augen an und ich küsse sie kurzerhand, um meinen Worten noch etwas mehr Nachdruck zu verleihen. Sie soll merken, wie viel sie mir bedeutet und wie dankbar ich bin, sie kennenglernt zu haben. Auch wenn ich sie eigentlich gar nicht verdient habe. Ich spüre ihre Erleichterung über diese Worte und wir legen beide all unsere Liebe und die Liebesgeständnisse in diesen Kuss. Diese Frau ist einfach unglaublich, sie ist standhaft, stark, geduldig und trotzdem fürsorglich und zärtlich. Sie umarmt mich und ich sehe in die Richtung des Ortes, an dem wir beide gestorben sind. Wenn sie mich nicht zurückgeholt hätte, wäre mein Leben schon längst vorbei und ich läge unter der Erde. Bei diesem Anblick versteife ich mich, denn wieder taucht ein Film vor meinem inneren Auge auf. Ich erinnere mich an den Kampf und alles was danach bis zu der Freude der andern mich zu sehen, passiert ist. "Du erinnerst dich daran, oder?", frägt meine Freundin, nachdem der Film zu ende ist und ich mich langsam wieder entspanne.
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Rosenquarzrosa
FanfictionWird überarbeitet Das ist meine eigene Fortsetzung von der Edelsteintrilogie, so wie ich es mir nach den Filmen vorstelle. Die Figuren sind also größtenteils von Kerstin Gier aus den Büchern und Filmen. Ich hoffe sie gefällt euch und ihr könnt mir j...