Kapitel 40

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Gwendolyn:  Wir bleiben nicht lange in dem Ärztezimmer und machen uns wieder auf den Weg in unser/sein Zimmer. "Und?", frägt meine Freundin sofort. "Ich habe mich an ein paar Momente in dem Krankenhaus erinnert", sagt mein Freund. "Oh, das ist schön", erwidert Leslie beruhigt. In diesem Moment kommen die Assistenzärzte auch schon für die Visite. "Wie geht es ihnen Mr. de Villiers?", möchte Dr. Grey wissen. "Mir geht es gut, danke Dr. Grey", antwortet er höflich. "Ihre Werte haben sich sehr zum Positiven verbessert und da Sie ja medizinische Erfahrung haben, haben die Assistenzärzte und ich uns etwas überlegt. Wir können Sie heute entlassen, wenn Sie uns etwas versprechen. Sobald sich Ihr Zustand aber verschlechtern sollten, melden Sie sich bitte sofort bei mir oder kommen am besten gleich hierher. Versprechen Sie mir das?", erklärt die Ärztin uns. "Natürlich, nichts gegen Sie, aber ich möchte hier raus", seufzt er freudig auf. Ben und Vivienne fangen an zu kichern und auch Dr. Grey grinst: "Das verstehe ich natürlich. Trotzdem hoffe ich, Sie in ihrem Beruf wieder zu sehen." "Wenn ich wieder fit bin und mich wieder an die Sachen erinnern kann, komme ich natürlich zurück. "Ich kann Sie doch nicht mit diesen Vögeln nicht alleine lassen", erwidert er grinsend in Richtung seiner Freunde. "Du hast deine große Klappe echt nicht verloren", sagt Ben schmunzelnd zu ihm. "Was würdest du nur ohne mich machen", widerspricht er grinsend, dann verabschieden sich die drei Ärzte wieder. Dr. Grey sagt nochmal mit Nachdruck: "Zögern Sie bitte nicht, wenn Ihnen etwas komisch vorkommt. Sie haben ja beide meine Nummer." Ich nicke ihr dankend zu, sie gibt mir die Entlassungspapiere und schließlich verlassen die Ärzte das Zimmer. Nachdenklich betrachte ich das Formular und werde kurz darauf aus meinen Gedanken gerissen: "Kennt ihr euch?" "Wir haben uns in den letzten Monaten ein wenig angefreundet", erkläre ich den anderen und wechsle schnell das Thema: "Bereit zum gehen?" "Bereit, wenn du es bist", antwortet er grinsend. Ich sehe ihn kurz überrascht an, aber er hat es damals schon bei der Himmelskuppel gesagt, weshalb es nicht verwunderlich ist, dass er sich noch daran erinnert und lächle ihn an. "Dann los", erwidere ich liebevoll und nehme meine kleine Tochter wieder auf den Arm. Ich spüre, wie Hände sich auf meinen Rollstuhl legen und natürlich gehören die meiner besten Freundin, die sich gerade unsere Tasche um sich hängt. Ihr Freund geht sofort zu seinem Bruder, hilft ihm auf und zusammen verlassen wir das Krankenhaus. Die beiden sind so nett, uns nach Hause zu fahren. Nach 15 Minuten kommen wir endlich in unserer Wohnung an, wo wir mit dem Fahrstuhl in den ersten Stock fahren. Gideon sieht sich neugierig um, während ich überrascht zwischen meinen Freunden hin und hersehe: "Habt ihr aufgeräumt?" "Ja", antwortet Raph lächelnd und ich falle den beiden dankend um den Hals. Ich habe das Chaos nie wirklich bemerkt, ich war immer viel zu sehr in Sorge um Gideon und habe meine Umgebung nicht beachtet. Trotzdem bin ich den beiden sehr dankbar. 

Raphael: Ich bin erstaunt, dass es ihr sofort aufgefallen ist, denn als sie zum Duschen hier war, hat sie es wie ignoriert. Mir ist vorhin die Idee gekommen und so haben wir noch schnell ein wenig aufgeräumt, denn das Chaos hier hätte Gwen bestimmt wieder fertig gemacht und das wollten wir verhindern. Immerhin war mein Bruder endlich wach und wir wollten das alles am liebsten schnell vergessen. Gwen macht sich auf den Weg uns etwas zu trinken einzuschenken, kommt aber nicht an die Gläser ran und ich helfe ihr schnell. Ich sehe sie aus dem Augenwinkel besorgt an, denn nun hat sie Zeit das alles zu realisieren und zu merken, dass sie nicht mehr überall ohne Hilfe hinkommt. Wir setzen uns dann aufs Sofa und auch Gwen setzt sich darauf. Wirklich ordentlich haben wir nicht aufgeräumt, aber die größte Unordnung ist beseitigt. "Danke, aber ihr hättet euch echt keine Umstände machen müssen", bedankt sie sich jetzt schon zum dritten Mal und wirkt gleichzeitig so in sich selbst gekehrt, wie auch Gideon. Sie kann es einfach nicht lassen, sich zu bedanken und geschweige denn es einfach ruhen zu lassen. Lydia spielt in ihrer Ecke auf dem Spieleteppich und Leslie hat auch viel Spaß daran, sich um sie zu kümmern. Sie wäre bestimmt eine gute Mutter. Wir haben noch nie über unsere Kinderwünsche gesprochen, geschweige denn darüber, ob wir überhaupt welche wollen. "Rede doch einfach mal mit ihr", rät mir Gwen, die meinen Blick bemerkt zu haben scheint: "Sie hat dasselbe auch schon gedacht, wie du jetzt." Überrascht sehe ich sie an und sie kann sich kein Grinsen verkneifen. Ich werde darüber auf jeden Fall noch mit ihr reden, aber jetzt ist erstmal Gideon wichtig. "Denkst du, eure Mom wird sich über Lydia freuen?", wechselt sie das Thema vorsichtig. "Oh ja, da bin ich mir ganz sicher. Sie liegt mir schon immer in den Ohren, wie sehr sie sich ein Enkelkind von einem ihrer Söhne wünscht", erwidere ich trocken lachend. Bei diesem Thema kann sie ganz schön anstrengend sein und will auch einfach nicht locker lassen, daher habe ich die Hoffnung, dass sie sich etwas entspannt wenn sie Lydia sieht. Vielleicht hat sie dann auch wieder mehr Kontakt zu meinem Bruder und die beiden vertragen sich endlich wieder. Ich spüre, wie ein Fünkchen Hoffnung in mir aufkeimt und ich möchte ehrlich von Gwen wissen: "Wie steht er zu dem Besuch?" Sie seufzt und erzählt, während sie ihn nachdenklich ansieht: "Wirklich Lust darauf hat er nicht, aber er lässt sich darauf ein und das ist schon mal was. Auch er sieht ein, dass es so mit den beiden nicht weiter gehen kann und ich hoffe so, dass die beiden sich nach einem klärenden Gespräch wieder vertragen. Ihm tut das ganze auch nicht gut." Mir ist das auch schon aufgefallen und das ist auch meine Hoffnung. "Du hattest es durch die beiden auch nicht immer einfach, oder?", drückt sie sich vorsichtig auf. Ich nicke verächtlich mit dem Kopf, denn damit hat sie ins schwarze getroffen. Ihre ewigen Streitereien haben mich nicht ausgeschlossen und immer haben sie mich mit reingezogen.

Gideon: Neugierig sehe ich mich um, wie als würde ich zum ersten Mal dort sein. Mir kommt nicht wirklich etwas bekannt vor, doch als ich näher in den Wohnbereich trete erscheinen mir die Erinnerungen wie ein Film. Leider ist dieser nur sehr kurz, die auch keinen guten Hintergrund haben. Ich sehe, wie die Loge in unser Zuhause eindringt, wie Gwen mit unserer Tochter aus der Wohnung über die Feuerleiter verschwinden, die Wächter unsere Wohnung durchsuchen und mich zweimal niederschlagen. Scharf ziehe ich die Luft ein und bin froh, dass Gwenny das nicht sieht und auch nicht ansehen musste. Das hätte sie endgültig fertiggemacht. Wie in Trance bemerke ich, dass wir uns auf das Sofa setzen und die anderen eine Unterhaltung anfangen, in der sie mich außenvorlassen. Dafür bin ich ihnen auch dankbar, so kann ich in Ruhe mich mit den Erinnerungen auseinandersetzten und sie sacken lassen. Schließlich nehme ich am Gespräch wieder teil, es geht darum was wir in Paris alles machen werden. "Wie wäre es mit den Eiffelturm besichtigen?", mische ich mich mit ein und die anderen sehen mich überrascht an. "Ja, das haben wir auch schon überlegt. Außerdem haben wir beschlossen, euch auch mal Lydia für einen Tag abzunehmen und dann könnt ihr Zeit zu zweit in der Stadt der Liebe verbringen", sagt Leslie romantisch. Das Gespräch geht noch ein bisschen weiter, dann kommen wir zu einem wichtigeren Thema. "Woran hast du vorhin gedacht?" "Mir sind ein paar Erinnerungen wieder gekommen", antworte ich knapp und habe irgendwie gehofft, das Gespräch so abschließen zu können und auf die wartenden Blicke hin erkläre ich es genauer: "Sie sind mir wie ein Film gezeigt worden, wie im Krankenhaus. Wie du mit Lydia über die Feuertreppe geflüchtet seit, wie sie unsere Wohnung durchsucht und mich zweimal nieder geschlagen haben. Wie ich dann im Verlies aufgewacht bin. WAs aber danach passiert ist, weiß ich immer noch nicht." Gwenny scheint erstmal darüber nachdenken zu müssen, sie wirkt irgendwie erleichtert und zugleich auch traurig. "Kannst du dich an noch etwas erinnern?", frage ich sanft, aber auch hoffnungsvoll. "Nein, leider nicht. Ich denke, dass es mit der Wohnung zusammen hängt, ich meine immerhin habe ich mich auch an das Krankenhaus erinnert, als ich das Ärztezimmer gesehen habe." Das hätte ich wohl lieber nicht gesagt, denn meiner Freundin weicht alle Farbe aus dem Gesicht und sie setzt sich schnell in ihren Rollstuhl, um dann damit ins Bad zu preschen. Verwundert und auch sorgenvoll sehe ich ihr hinterher und bitte Leslie: "Kannst du mal bitte nach ihr sehen?" "Klar", sagt sie sofort und macht sich zu ihr auf den Weg. Was hat sie nur? Habe ich etwas falsches gesagt? Ist sie krank? Überfordere ich sie mit der Situation? Immer mehr Fragen tauchen in meinem Kopf auf, doch auch das bringt nichts und so spielen Raphael und ich mit Lydia, bis die beiden wieder aus dem Badzimmer kommen ist bestimmt eine viertel Stunde vergangen.  

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