Gideon: Die Nacht verlief dann noch ruhig, wir sind schnell aneinander gekuschelt wieder eingeschlafen. Sie ist schon vor mir wach und ich wische ihr die Tränen aus den Augen, die sich in ihren wunderschönen, kastanienbraunen Augen gesammelt haben. "Was ist los?", frage ich sie besorgt. "Nichts, du sahst nur so friedlich aus", sie seufzt: "Wie die letzten zwei Monate. Aber lass uns nicht darüber reden. Ich habe dir Frühstück gemacht und dann müssen wir auch schon elapsieren." Ich nicke, denn erst jetzt fällt mir das besagtes Frühstück auf, dass sie uns an das Bett gebracht hat. Schnell holt sie auch Lydia dazu, die gerade aufgewacht ist und zusammen essen wir die wirklich leckere Mahlzeit. Dann klingelt es auch schon an der Tür und mein Bruder und Leslie sind da. Diese stürmt sofort auf Gwen zu, als sie sie erblickt und umarmt sie erstmal fest. Dann begrüßt sie auch mich, ich bedanke mich nochmal, dass sie Babysitten und wir machen uns fertig zum elapsieren. Den Chronographen packen wir in eine Tasche, fahren dann mit dem Motorrad und den anderen im Schlepptau zu Lady Tilneys Anwesen, um dort Gwennys Eltern zu besuchen. Dort angekommen, trage ich sie erstmal unter Proteste die Treppe nach oben, dann packen wir die Tasche aus und geben sie meinem Bruder, der unsere Sachen wieder mit nach Hause nehmen wird. Ich stelle den Chronographen auf das Jahr 1912 und frage vor dem Springen: "Bereit?" Ehrlich lächelnd antwortet sie: "Bereit, wenn du es bist." Ebenfalls lächelnd stecke ich den Finger in die Öffnung und lande kurz darauf in besagtem Jahr. Wir sind extra vor dem Haus gesprungen, um nicht einfach so irgendwo reinzuplatzen. Nach nicht einmal einer Minute landet auch meine Freundin neben mir und wir klopfen an. Sogleich wird uns auch die Tür geöffnet und wir werden freudig von ihrer Mutter empfangen. Ebenfalls wie das letzte Mal werden wir von Lucy in den Arm genommen und Paul schenkt mir nur einen warmen Händedruck. "Wie geht es euch?", möchte Gwennys Mutter liebevoll von uns wissen, als wir uns in den Salon gesetzt haben. Wie aufs Stichwort setzt meine Freundin sich in Bewegung und geht wahrscheinlich wieder in das Badezimmer. Ich bin noch zu schwach, um ihr hinterher zu rennen, aber das übernimmt ihre Mutter für mich und ich sitze mit ihrem besorgten Vater alleine hier: "Was hat sie denn? Ist sie krank?" "Ich weiß es nicht, Sie hat sich die letzten Tage mehrmals übergeben müssen, aber sie hat kein Fieber oder ähnliches. Das ist alles nur einen Moment so, gleich darauf ist alles so als wäre nichts gewesen und sie möchte mir einfach nicht erzählen, was mit ihr los ist", antworte ich erstaunlich ehrlich. Er nickt nur und in mir bahnt sich der Verdacht an, dass er darüber schon Bescheid weiß, doch bevor ich ihn danach fragen kann, kommen auch schon unsere Frauen zurück. "Mir geht es gut", winkt sie wieder ab und das Gespräch geht in eine andere Richtung: "Was habt ihr zwei heute noch so geplant?"
Lucy: Bei meiner Frage stöhnt Gwen nur genervt auf, sie möchte anscheinend nicht darüber reden und stattdessen antwortet Gideon: "Gwenny hat ein Klassentreffen, auf das sie nicht möchte." "Wieso denn nicht?", frage ich gespannt. "Weil ich nicht wirklich Lust auf meine alten Klassenkameraden und ihre blöden Kommentare habe", lautet ihre genervte Antwort und wir sehen sie überrascht an. "So schlimm wird es schon nicht", versucht Gideon sie aufzuheitern. "Werden wir ja sehen", meint sie miesepetrig. So kenne ich sie ja gar nicht. "Wird das Treffen in der Schule veranstaltet oder so in irgendeinem Saal?", frage ich weiter. "In der Schule, es wird ein Ball veranstaltet", erwidert sie. "Oh wie schön. Ich habe unsere Klassentreffen geliebt. Was ziehst du denn an?" Augenverdrehend antwortet sie: "Ich ziehe auf den Rat von meiner besten Freundin das gleich wie damals auf dem Kirschblütenball an, dein rotes Kleid von damals." Sie sieht bestimmt umwerfend darin aus und als ob sie meine Gedanken lesen kann, zeigt sie mir ein Bild (oben). Ich hatte Recht, sie sieht in dem Raum atemberaubend schön aus und es erinnert mich an meinen Ball mit Paul. Auch mein Mann scheint in Erinnerungen zu schwelgen, als er die Fotos sieht. Ich gebe sie weiter an Gideon, der das Bild eingehend mustert und in sich gegangen zu sein. "Ich erinnere mich daran", meldet er sich nach 5 Minuten des Schweigens. An meine Tochter gerichtet berichtet er: "Du sahst so wunderschön aus und wir haben uns zum ersten Mal während des Tanzes geküsst." Er sagt nicht alles, wahrscheinlich ist das nicht für die Ohren ihrer Eltern bestimmt oder er sagt einfach nicht mehr dazu, da sie ja weiß was passiert ist. Sie nickt allerdings glücklich und auch ich bin erleichtert, dass seine Erinnerungen zurückkehren. "Das war ein wunderschöner Abend", meint er lächelnd in ihre Richtung und sie nickt nur, wahrscheinlich hat es ihr die Stimme verschlagen und sie umarmt ihn kurzerhand. Mit Sicherheit ist es ihr peinlich, sich vor uns zu küssen und sie ist wahrscheinlich auch ein bisschen überfordert mit der Situation, da er ihre gemeinsame Zeit vergessen hat. "Wollt ihr das Bild behalten?", frägt sie uns nach der Umarmung. "Oh nein, du möchtest es doch bestimmt behalten", wehre ich schnell ab. "Keine Sorge, ich habe es auf dem Computer abgespeichert und kann es auch nochmal ausdrucken", meinte sie und wir stimmen dankend zu. Es ist schön, Fotos von ihr zu haben und das Foto erinnert mich sehr an meine Zeit damals. "Wann reist ihr denn nach Paris?", wechsle ich das Thema, als uns der Gesprächsstoff ausgegangen ist. Gideon scheint es immer noch nicht leicht zu fallen und ich bereue es sofort, dieses Thema angesprochen zu haben. Gwen antwortet: "Wir reisen nächste Woche dorthin. Zuerst wollten wir mal zu Hause ankommen und Leslie möchte unbedingt zu diesem Klassentreffen." "Kommt dein Bruder auch?", wende ich mich an Gideon und er nickt überrascht. Ich erkläre: "Gwenny hat uns erzählt, dass Raphael mit ihrer besten Freundin zusammen ist. Sie hält uns immer ein bisschen auf dem laufenden."
Gwendolyn: Er nickt, denn das scheint plausibel zu sein und Mom frägt: "Nehmt ihr Lydia mit?" "Ja, wir wollen sie gerne dabei haben", antworte ich. "Du mochtest deine Klassenkameraden nicht, weil du keine Lust darauf hattest. Kann das sein?" "Nein", erzähle ich ehrlich: "Sie haben sich dank Charlotte immer über mich lustig gemacht und warfen mir alle möglichen Sachen vor." Wenn ich nur an diese hochnäsigen Zicken dachte, werde ich schon wütend. Natürlich fühle ich das alles emotionsvoller durch die Hormone, doch bei den Gedanken könnte ich sie am liebsten schlagen. Ob ich das heute ertrage, weiß ich nicht und doch habe ich keine Wahl. Ich habe es Gideon versprochen, außerdem möchte ich herausfinden, an was er sich bei dem Anblick alles erinnern wird. "Du standest ganz schön in ihrem Schatten, oder?", mitfühlend sieht meine Mutter mich an und ich nicke nur. Jetzt macht sich auch der Rücksprung bemerkbar und ich umarme meine Eltern zum Abschied. Es tut mir immer wieder gut, mit ihnen zu reden und ich hoffe, dass wir sie morgen wieder besuchen. Diesmal umarmen sich sogar mein Vater und Gideon und dann springen wir auch schon zurück. Wir schwingen uns auf sein Motorrad und fahren engumschlugen zu unserer Wohnung, wo wir uns für das Treffen fertig machen. Wir haben mit Raphael und Leslie ausgemacht, dass wir sie abholen und stehen nun vor ihrer Wohnung. Meine Lust auf diese Feier hält sich immer noch in Grenzen, doch es kann auch ganz schön werden. Leslie trägt ebenfalls wie damals das gleiche Kleid und die beiden Männer haben einen schwarzen Smoking an, während ich Lydia ein kleines, rotes Kleid angezogen habe. Sie sieht so süß darin aus. "Du siehst genauso aus wie damals", begrüßt sie mich, als die beiden sich ins Auto gesetzt haben. "Du auch, einfach zauberhaft", bestätige ich ihr. "Und du auch, zum anbeißen", sagt sie zu Lydia, während sie sie dabei kitzelt, die freudig dabei auflacht. "Können wir los?", frage ich , nachdem ich auch Raphael begrüßt habe und alle bestätigen es mir, dann machen wir uns auf den Weg. Dort angekommen ist meine Lust vollkommen vergangen, doch es hilft nichts mehr, wir sind ja schon da und ich seufze. Ich nehme meine Tochter auf den Arm und Gideons Hand, die er sanft drückt, dann begeben wir uns zum Eingang. "Ich habe dich hier öfters abgeholt, meistens mit der Limousine und Mr. George, manchmal aber auch mit dem Motorrad", sagt mein Freund plötzlich. Ich nicke, denn immer weiter Erinnerungen kehren zurück und wir müssen nicht einmal in besagter Zeit sein. Später zeige ich ihm noch den Garten, vielleicht erinnert er sich auch so. Ich hoffe es, denn das alles nochmal zu sehen, verkrafte ich nicht. Charlotte hat wieder ihr blaues Kleid an, nur dass sie diesmal nicht in Begleitung des Eichhörnchens ist. Bei diesem Gedanken muss ich schmunzeln und auf die fragenden Blicke erkläre ich: "Ich musste gerade daran denken, dass Charlotte damals in Begleitung des Eichhörnchens war." Nun muss auch Leslie lachen, während die Männer uns immer noch verwirrt ansehen.

DU LIEST GERADE
Rosenquarzrosa
FanfictionWird überarbeitet Das ist meine eigene Fortsetzung von der Edelsteintrilogie, so wie ich es mir nach den Filmen vorstelle. Die Figuren sind also größtenteils von Kerstin Gier aus den Büchern und Filmen. Ich hoffe sie gefällt euch und ihr könnt mir j...