Kapitel 52

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Gideon: Das unser Leben unserem Onkel und Dr. White so egal ist, hätte ich nie gedacht. Natürlich war mir nach den ganzen Erklärungen klar, dass unser Leben schon öfter in Gefahr war und doch finde ich es schrecklich, wie leichtfertig sie uns für eine blöde Prophezeiung sterben lassen. Gwen scheint zu bemerken, dass ich an etwas negatives Denke und ich erkläre ihr an was. Ich merke, wie Gwenny auch in ihren Gedanken versinkt und mir wird bewusst, dass ich ihr nie davon erzählt habe. Gerade möchte ich etwas sagen, als ich ein Geräusch höre und laufe vorsichtig zur Tür. Als ich dann meine Freundin neben mir sehe, schiebe ich sie hinter mich und schaue vorsichtig aus dem offenen Türspalt. Ich entdecke niemanden und lehne mich weiter aus der Tür. Trotzdem kann ich immer noch niemand entdecken und gehe ganz aus meiner Deckung. "Kleiner Rebell? Was machst du denn hier?", höre ich eine vertraute Stimme mit französischem Akzent. "Madame Rossini, was machen Sie denn hier?", frägt die Mutter meiner Tochter, die nun auch ihre Deckung verlassen hat. "Mein Schwanenhälschen, was ist denn passiert? Geht es dir gut?", möchte unsere Schneiderin sofort wissen. "Mir geht es gut, mir ist nichts passiert. Was machen Sie denn hier?", antwortet Gwenny, aber ich merke, dass das nicht die Wahrheit ist. Leslie hat mir erzählt, dass meine Freundin sich noch keine Zeit für sich genommen und somit auch ihren Zustand noch nicht angenommen hat. Ich mache mir Sorgen um sie und hoffe, dass sie klar kommt. Sie muss sich unbedingt mal Zeit für sich nehmen, ich hoffe die Reise kann ihr dabei helfen. "Die Loge hat mich gezwungen hier mitzumachen und sie sind auf der Suche nach euch. Wieso seit ihr hier? Ihr seit in Gefahr, ihr müsst verschwinden", warnt sie uns. Ihre Warnung ist sehr ernstgemeint und ich weiß, dass meine Freundin dieser Aufforderung nur zu gerne nachkommen würde. "Das geht nicht", antwortet Gwen trotzdem bestimmt. Es erstaunt mich, dass sie immer noch der Meinung ist und auch dafür einsteht. "Wie meinst du das, es geht nicht?", möchte Madame Rossini wissen. "Ich habe meine letzten drei Jahre vergessen und wenn ich hier bin, kommen ein paar Erinnerungen zurück", erkläre ich an ihrer Stelle. Gerade kommt auch wieder ein Film, indem ich Gwen versuche Angst einzujagen. Sie hat sich vorher über meinen Bart lustig gemacht und deshalb auch diese Antwort. Ich erkläre ihr, dass es im schlimmsten Fall nicht einmal mehr zu ihrer Geburt komme. Sie ist darauf gar nicht gut zu sprechen und geht wütend davon. Diese Erinnerung entlockt mir ein Grinsen, es hat mir damals viel Spaß gemacht, sie zu ärgern. Aber ich war auch wütend, weil sie noch so unerfahren war und ich Angst hatte, dass sie meine Mission ruiniert. In gewisser Weise hat sie das ja, aber ich bin ihr sehr dankbar dafür. Sie sieht mich gespannt an und ich flüstere in ihr Ohr: "Ich erzähle es dir später." Wir gehen weiter in den Tanzsaal und wieder kommen in mir Erinnerungen hoch.

Gwendolyn: Ich freue mich sehr, Madame Rossini wieder zu sehen. Sie war immer die netteste zu mir und hat mir damals auch eine Nadel mit zur Bonefire-Night gegeben. Ohne sie hätte Miro Rakoczy wer weiß was alles mit mir gemacht. Bei diesem Gedanken spüre ich erneut seine Zunge an meinen Hals und ich muss mich echt bemühen, meinen Würgereiz unter Kontrolle zu halten. Das ist allerdings gar nicht so einfach, denn meine Hormone machen alles viel komplizierter und ich bin viel empfindlicher. "Was ist los?", möchte mein Freund von mir wissen. Natürlich hat er es gemerkt, wie sollte es auch anders sein. Ich kann einfach nichts vor ihm verheimlichen und antworte ihm: "Das erzähle ich dir später." Eigentlich möchte ich es ihm gar nicht erzählen und habe es auch noch nie, denn ich weiß einfach nicht, wie er reagieren wird. Das habe ich schon nicht gewusst, als alles normal zwischen uns war und jetzt ist er noch unberechenbarer für mich. Aber da er sich nicht erinnern kann, denke ich nicht, dass er etwas unternehmen wird, dass gefährlich werden kann. Mittlerweile sind wir im Tanzsaal angekommen und in mir kommen die Erinnerungen hoch, wie Charlotte mich hier immer vorgeführt hat. Oder wie sie hier mit Gideon getanzt hat und die beiden es einfach nur perfekt beherrscht hat. Danach, wie ich in die Vergangenheit gesprungen bin und ich mit meinem Freund das erste Mal hatte. Es war ein wunderschöner Tag, der dann aber eine 180 Grad Wendung hatte. Danach hat er mich einfach fallen lassen und Raphael ist zu uns nach London gekommen, weil er erneut von der Schule geflogen ist. Naja, ich kann Gideon ja schon verstehen und ich nehme es ihm auch echt nicht übel, ich würde es nicht anders machen. Ich sehe meinen Freund an und er scheint sich an das selbe zu erinnern wie ich, denn er nickt und grinst mich an. Ebenfalls mit einem breiten Lächeln auf den Lippen gehen wir dann so weiter in den Raum in dem wir normalerweise elapsiert haben, also auch mit Cousine Sofa. "War das nicht euer Heuhaufen?", höre ich eine bekannte stimme und kann mir das Lachen nicht mehr verkneifen. "Hör auf das so zu nennen und was machst du eigentlich schon wieder hier, ich dachte du bist noch auf dem Collage", frage ich ihn. "Also ja und ich habe dich vermisst Heuhaufenmädchen", grinst auch er. Ich ziehe nur eine Augenbraue hoch und er gibt sich geschlagen: "Okay na dann Zimmerbrunnenmädchen. Ne warte der ist zu lang, wie wäre es mit Zeitreisemädchen?" Belustigt schüttle ich mit dem Kopf und beobachte ihn dabei, wie er durch die Luft fliegt. "Wir hatten viel Spaß auf Cousine Sofa, dass müssen wir mal wiederholen", höre ich eine raue Stimme und ich nicke nur, denn mir hat es komplett die Stimme verschlagen. "Solange ihr euch nicht wieder in meiner Kirche auszieht oder ihr es in meiner Anwesenheit macht", mischt sich Xemerius mit ein und wieder muss ich Lachen. "Also erstens haben wir uns nur umgezogen, daran ist nichts verboten und zweitens hatten wir eine Abmachung was das angeht."

Xemerius: "Jaja, würde ich jetzt auch sagen", protestiert er nur und schüttet eine Ladung Wasser über ihre Füße.
"Xemerius pass doch auf!", schimpft sie, während ihr Freund nur lacht und ich mit den Schultern zucke. "Wohin möchtest du noch?", richtet sich Gideon an sie und abwartend sehe ich sie an.
"Drachensaal und Archiv", antwortet sie sofort und ich folge den beiden unauffällig.
"Wann bekomm ich eigentlich mein Haustier?", richte ich mich wieder an sie.
"Du kannst dich doch gar nicht um sie kümmern und es würde dich ja auch gar nicht sehen, wieso willst du so unbedingt ein Haustier?", weicht sie jedoch meiner Frage aus.
"Also Nein? Du hast es mir aber versprochen und ich möchte einfach einen Gefährten, verstehst du? Es kommt sicher die Zeit, dann lässt du mich links liegen und kümmerst dich um deine Familie, wirst eigene Kinder und eigene Verantwortung haben, da brauche ich doch eine Beschäftigung!", erkläre ich ihr meine Gründe.
"Xemi, ich werde dich nie einfach so links liegen lassen, du bist mein Freund und ich werde immer für dich da sein, egal was bei uns gerade so abgeht. Aber ein Haustier bringt dir nichts, denn das sieht dich nicht und wird dich somit auch nicht beachten, ich stattdessen kann mit dir reden und auch mal was mit dir unternehmen wenn du möchtest", schlägt sie vor und ich stimme sofort zu. Gideon scheint wieder in sich gegangen zu sein, was mit ihm los ist weiß ich nicht und was das ganz hier soll.
"Außerdem sollen Haustiere eine beruhigende Wirkung haben und die Sorgen vergessen lassen, dass würde dir nicht schaden", füge ich ein weiteres Argument hinzu.
"Was soll das denn heißen?", möchte sie mit hochgezogenen Augenbrauchen wissen.
"Naja, deine Stirn hat ganz schöne Falten bekommen und dir würde es auch nicht schaden, mal wieder abzuschalten", erkläre ich.
"Willst du damit sagen, dass ich runzelig aussehe?", möchte sie nun belustigt wissen und irgendwie irritiert mich der schnelle Gefühlswandel.
"Nein, nur dass du dir anscheinend viele Sorgen in der letzten Zeit gemacht hast und man es dir ansehen kann. Also ich wäre ja für einen Hund."
"Ich glaube nicht, dass ein Hund etwas an meiner Lage ändern könnte", widerspricht sie schmunzelnd.
"Stimmt dafür müssen wir den Kotzbrocken los werden", stimme ich ihr zu.
"Du weißt, dass wir das nicht können", lacht sie.
" Was macht ihr eigentlich hier, ich dachte du magst den Ort nicht?", frage ich sie deshalb und ihr Ausdruck verändert sich zum traurigen.
"Tja, in letzter Zeit ging es drunter und drüber und Gideon hat die letzten 3 Jahre vergessen, deshalb sind wir hier. Er erinnert sich immer wieder an Sachen, wenn wir an dem Ort sind an dem es stattgefunden hat", erzählt sie mir.
"Wow, ohne mich seid ihr ja echt aufgeschmissen, aber schau nur wegen ihm bist du hier. Wir müssen ihn echt loswerden", erwidere ich nur und sie lacht wieder.
"Das stimmt, du fehlst einfach und verteidigst uns ja immer", gluckst sie und ich versuche sie mit einem bösen Blick anzusehen, muss aber auch lachen. Somit löst sich aber wieder ein Schwall Wasser, der diesmal auf Gwendolyn und Gideon landet, der das geschehen belustigt beobachtet. Auch er muss jetzt lachen und beide küssen sich.
"Bäh", kommentiere ich und sehe, wie sich das Zeitreise-Mädchen das Lachen verkneifen muss, als sie sich wieder gelöst haben: "Ich dachte ihr macht das nicht in meiner Anwesenheit."
"Wir gehen nicht in den Heuhaufen, wenn du da bist und wenn du nicht sehen willst, wie wir uns küssen, dann flieg doch einfach in einen anderen Raum oder gewöhn dich endlich daran", verteidigt sie sich lachend, während Gideon sie mit einer Mischung aus Verlegenheit, Lachen und Verliebtheit mustert.
"Dieser Trottel ist dir ja echt verfallen", merke ich an und Gwenny dreht grinsend ihren Kopf zu ihm.
"Was hat er über mich gesagt?", versteht er auch sofort die Lage und ich spucke ihm einfach mit Absicht ins Gesicht.

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