Kapitel 37

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Gwendolyn: Über seine Worte bin ich natürlich gerührt und ich liebe ihn mehr als mein Leben, doch er und seine Mutter tun mir leid.

Kurzerhand und ohne darüber nachzudenken, schalte ich die Kamera aus und küsse ihn zur Beruhigung. Überrascht erwidert er den Kuss und es fühlt sich so gut, so richtig an. Ihn und seine Küsse wieder spüren zu können, das konnte ich viel zu lange nicht mehr. Es scheint außerdem zu funktionieren, er scheint sich zu beruhigen.

Dann schalten wir die Kamera wieder ein und sehen eine grinsende Selina. Ich möchte sie nicht warten lassen, außerdem habe ich überstürzt gehandelt und muss erstmal über meine Tat im klaren werden. "Paris wäre die Stadt für euch beide", meinte sie grinsend und irgendwie konnte ich da nur zustimmen. Gideon verdreht nur die Augen und ich sehe ihn an, dann meldet sich unsere bis hierhin noch schlafende Tochter. "Es tut mir leid, ich muss mal kurz", entschuldige ich mich und da fällt mir auf, dass seine Mom wahrscheinlich gar nichts von unserer Tochter weiß. Ich sehe zu meinem Freund, der den gleichen Gedanken zu haben scheint und ich schüttle nur traurig den Kopf. Er seufzt und sieht wieder nachdenklich auf den Computer, wo sich eine Stille gebildet hat und ich fasse mir an den Kopf. Mir ist gerade etwas schwindlig und ich habe heute noch nicht elapsiert. Erschrocken drehe ich mich um und sehe Gideon an: "Wie viel Uhr haben wir?" "Es ist gleich 11 Uhr, wieso?", möchte er von mir wissen und ich habe das Gefühl, gleich durchzudrehen. Ich muss dringend elapsieren, sonst passiert hier vielleicht noch was. Schnell lege ich Lydia wieder in den Buggy und erkläre ihm auf den verwirrten Blick hin: "Ich muss wieder elapsieren." Ich stocke, denn mir wird bewusst, dass Gideon wieder wach ist. Muss er jetzt auch wieder elapsieren? Schnell frage ich ihn das und er zuckt nur mit den Schultern, dann erwidert er: "Wahrscheinlich schon, immerhin bin ich ja wieder wach. Sicherheitshalber sollte ich wahrscheinlich auch." Sie nickt, dann klopft es an der Tür und mein Bruder tritt herein. "Oh, danke Raphael", bedankt meine Freundin sich sofort und holt den Chronographen aus der Tasche. Bevor ich aber auf seinen fragenden Blick antworte, zeige ich auf den Computer, um ihm zu verdeutlichen, dass der Anruf immer noch läuft. "Ich ruf dich wieder an Mom, ich hab ne Untersuchung und ich rede mit Raphael. Bis dann", verabschiedet er sich kurzerhand und bevor sie noch etwas sagen kann, hat er schon aufgelegt. "Mom hat dich angerufen?", fragt Raphael verwundert. "Es tut mir leid, aber wir müssen", unterbreche ich die beiden: "Wir springen wieder zu meinen Eltern." Ich stelle den Chronographen ein, stelle ihn an sein Bett, dann frage ich: "Bereit?" Er nickt und ich springe in die Vergangenheit, er landet kurz nach mir in der Vergangenheit. Noch etwas wackelig auf den Beinen, hält er sich an meinem Rollstuhl fest und ich schlage vor, wir setzen uns auf die Bank des Parks, wo wir auf meine Eltern warten.

Lucy: Ich bin schon gespannt auf die Erzählungen, was bei ihr gerade so los ist, sie hatte das letzte Mal so ein komisches Gefühl, dass bei ihr etwas nicht stimmt. Gespannt sehe ich mich um und bemerke, dass unsere Tochter auf uns zufährt. Normalerwiese wartet sie immer an einer Stelle, doch dieses Mal geht sie auf uns zu, als würde sie nicht wollen, dass wir da hingehen. Gespannt sehe ich sie an, trotzdem begrüßen wir uns freudig. Sie wirkt irgendwie anders, aber ich kann es diesmal nicht von ihrem Gesicht ablesen. "Was ist passiert? Wie geht es Gideon?", möchte ich sofort wissen. Ich ernte dafür ein Schmunzeln und schlägt vor: "Können wir ein bisschen rumlaufen? Oder uns auf eine Bank setzen? Ich habe da hinten eine gesehen." Vorsichtig mustere ich sie, dann sind wir mit der Sitzbank einverstanden und gehen in diese Richtung. "Habt ihr seinen Geburtstag gestern gefeiert?", frage ich weiter und Gwenny sieht mich an: "Ja haben wir. Lydia und ich haben ihm Happy Birthday gesungen." Ich nicke und bemerke, dass mein Mann plötzlich stehen bleibt und verdattert frägt: "Was...?" Er zeigt nach vorne, folge seinem Blick und sehe meine Tochter überrascht an, die erklärt: "Er ist gestern aufgewacht. Wir wollten auf Nummer sicher gehen, deshalb ist er mit gesprungen, aber er ist noch nicht ganz fit, deswegen würde ich nur auf der Bank sitzen bleiben und heute mal nicht spazieren gehen." "Natürlich", sagen ich und mein Mann zeitgleich, dann gehen wir weiter. Ich bemerke den kritischen Blick von Gideon und sehe verwundert zu Paul. "Er hat die letzten 3 Jahre vergessen", informiert uns Gwen leise. Geschockt sehe ich sie an, dann fügt sie hinzu: "Durch die Hirnblutung hat er eine Gedächtnislücke von den letzten drei Jahren. Er hat unsere meiste gemeinsame zeit, die Ereignisse der Loge, euch, unsere Tochter und auch seine Assistenzarztausbildung vergessen. Die Ärztin meinte jedoch, dass seine Chancen gut stehen, dass seine ganzen Erinnerungen mit ein bisschen Zeit zurückkehren. Also seit ihm bitte nicht böse, wenn er nicht gleich so aufgeschlossen ist. Für ihn seit ihr immer noch die Feinde, die Gegner der Loge, die den Chronographen gestohlen haben." Wir nicken und sehen sie besorgt an. Sie lässt uns nicht hinter die Fassade blicken, sie möchte stark wirken und doch sieht man ihr die Erschöpfung, Erleichterung, Traurigkeit und Hoffnung an. Wie es ihr wohl geht damit? Wie sollen wir uns Gideon gegenüber jetzt verhalten? Schon sind wir an der Bank angekommen, setzten uns erstmal und ich widme mich dem Freund unserer Tochter: "Wie geht es dir denn?" "Mir geht es ganz gut, dafür dass ich gestern aufgewacht bin", erzählt er uns. Wir nicken und ich frage: "Wie geht es Lydia?" "Raphael ist wie die letzten Male bei ihr. Sie ist das Leben selbst und schläft schon ziemlich lange", antwortet Gwenny. Darüber bin ich sehr glücklich, denn ich weiß noch von ihrem Bruder, wie anstrengend das sein kann, nie wirklich schlafen zu können. "Ich soll euch noch schöne Grüße von Grace ausrichten", fällt mir gerade ein, sie bedanken sich glücklich und schicken welche zurück.

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