42 - Bedenken

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Am nächsten Morgen stehe ich gut gelaunt vom Bett auf und strecke meine Glieder. Adam liegt nicht mehr neben mir, seine Pflicht hat ihn sicher wieder gerufen. Auf seinem Kopfkissen entdecke ich eine kleine Karte. Lächelnd lese ich die Worte, die er mit seiner schönen Handschrift draufgeschrieben hat.

«Guten Morgen, Kätzchen. Ich wollte dich nicht wecken. Kaiden und ich mussten früh weg. Wir kommen heute Abend wieder. Irina möchte den Tag mit dir verbringen. Sie und sämtliche Wachen werden dich beschützen, also mach dir keine Sorgen. Ich liebe dich.»

Ich grinse wie ein Honigkuchenpferd und begebe mich ins Badezimmer, um zu duschen. Zwischen Adam und mir läuft es perfekt und ich habe keine Zweifel mehr, dass ich nun ein Lykaner werden will. Zwar hat Adam Angst, da ich eine Hexe bin. Jedoch bin ich bereit mich von ihm markieren zu lassen. Dies will ich heute mit ihm unbedingt besprechen.

Als ich frisch geduscht bin, ziehe ich mir ein paar Klamotten über und verlasse das Zimmer. Vielleicht ist Irina unten und wartet auf mich? Doch leider finde ich nicht Irina vor, sondern Meghan.

Ich will gerade umdrehen, als sie meinen Namen ruft.

„Wo willst du hin? Hast du etwa Angst vor mir?", lächelt sie mich provozierend an.

Ich verschränke meine Arme vor ihr und werfe ihr einen missbilligen Blick zu.

„Vor dir? Mit Sicherheit nicht."

Ihr falsches Lächeln fällt und sie sieht mich wütend an.

„Du weißt bestimmt, dass ich die Prinzessin hier bin. Sprich mich nicht so respektlos an, verstanden? Außerdem will ich, dass du dich vor mir verbeugst."

Ich schnaube belustigt auf.

„Du bist nicht meine Prinzessin. Für mich bist du lediglich ein nerviges Gör."

„Die mit Adam geschlafen hat. Mehrfach. Jahrhunderte lang!", lächelt sie.

Ich spüre einen Stich in meinen Herzen, versuche es mir aber nicht anmerken zu lassen. Ich werde nicht darauf reinfallen, denn sie soll nicht sehen, dass mich das verletzt.

„Weißt du, ich wollte Adam gestern besuchen. Da habe ich eure Nacht mitbekommen. Also, Adam klang ziemlich gelangweilt. Du weißt eben nicht, was Männer wollen. Adam hat mit hunderten Frauen geschlafen. Eine erfahrener als die andere. Dann kommst du. Ein Mauerblümchen, die keine Ahnung hat, wie man ihn zufriedenstellt. Er wird sich nicht nur mit dir zufrieden stellen. Ich habe Adam gehört. Du gefällst ihm nicht. Er toleriert dich nur, weil du seine Erasthei bist. Adam würde dich nie lieben. Er wird bald wieder zu mir zurückkommen. Weil er genau weiß, was ich kann."

Ich beiße mir auf die Zunge und versuche meine Gefühle nicht zu zeigen. Hat sie Recht? Klang Adam gestern gelangweilt? Natürlich hat er genug Erfahrung. Ich dagegen überhaupt nicht. Vielleicht wird er eines Tages zu Meghan zurückkehren.

„Du weißt, dass ich Recht habe. Sonst hätte er dich längst markiert. Aber er will seine Optionen offenhalten. Lass mich raten, er will dich nur beschützen. Er möchte dich noch nicht markieren, weil du eine Hexe bist. Nun, es gab viele lykanische Hexen und das weiß er auch. Mir stellt sich die Frage, weshalb er dich belügt."

Mit diesen Worten verlässt sie grinsend den Raum und lässt mich unsicher zurück. Meine Gedanken kreisen um Adam und mich. Will er mich deshalb nicht markieren? Weil er auf ewig an mich gebunden wäre? Weshalb belügt er mich?

Ich weiß nicht, wie lange ich so dastand. Erst als Irina mich an der Schulter antippt, bin ich wieder im Hier und Jetzt.

„Ich habe dich gesucht. Geht es dir nicht gut? Du siehst so blass aus?"

Ich schüttle meinen Kopf und antworte ihr: „Nein, mir geht es gut. Ich gehe besser wieder in die Bibliothek und versuche zu lernen."

„Möchtest du nicht eine Pause machen? Du lernst seit vier Monaten ununterbrochen."

„Nun, ich muss stärker werden und diesen Fluch von Mary brechen."

Irina seufzt und sagt: „Ich wünschte, dass die Hexen noch am Leben wären. Sie hätten dir alles beigebracht."

„Weshalb haben sie den Fluch nicht gebrochen?"

„Weil Mary leider viel zu stark ist."

Meine Augen werden groß und weitere Zweifel packen mich. Aufgeregt erkundige ich mich: „Was? Wie zur Hölle soll ich den Fluch dann brechen können? Ich wusste nicht einmal, dass ich Kräfte habe. Was soll ich dann ausrichten können?"

„Hör mal, Reena. Adam hat großes Vertrauen in dich und wir glauben alle an dich. Du wirst es schaffen. Da bin ich mir sicher. Nur du kannst es schaffen."

Nur ich?

Meine Laune sinkt weiter. Will mich Adam deshalb in seiner Nähe haben? Damit ich diesen Fluch brechen kann? Wenn ich dies geschafft habe, verlässt er mich dann? Ist dies der einzige Grund, weshalb er mich bei sich haben möchte?

„Danke für dein Vertrauen, Irina. Ich muss jetzt gehen."

Wie kann ich nur so naiv sein?, denke ich verbittert nach.

Adam will mich nicht. Er wollte mich nicht einmal am Anfang. Es passt alles zusammen. Er braucht mich nur um Mary loszuwerden.

In der Bibliothek angekommen, schnappe ich mir mehrere Bücher und sehe im Verzeichnis nach. Irgendetwas muss es doch geben. Nach einer gefühlten Ewigkeit finde ich etwas.

Na endlich. Ich bin mir zwar nicht sicher, ob ich es wirklich schaffen kann, beziehungsweiße es will. Was passiert, wenn es klappt? Ich weiß nicht, ob ich ohne Adam leben kann. Aber von ihm benutzt zu werden, wäre am Ende schmerzlicher für mich.

Heute Nacht, wenn er schläft. Heute Nacht, werde ich den Zauber ausprobieren. Ich muss unsere Erasthai-Bindung auflösen. Dann wird sich am Ende wirklich zeigen, was Adam an mir findet.

Dangerous Love (Adam & Sareena)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt