5 - Erasthai

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Den ganzen Weg über bin ich nervös gewesen. Ich habe nicht gewusst, wie sehr mich eine einzige Stimme so von der Bahn werfen kann.

Aber dies ist nicht der einzige Grund, weshalb ich binnen weniger Minuten am Hauptquartier ankomme. Riley hat mich belogen und ich weiß nicht, was sie mit diesem Mädchen machen. Ich befürchte das Schlimmste.

Das Hauptquartier ist etwa eine halbe Stunde vom Palast entfernt. Wir verwenden es selten, eigentlich nur um Feinde auszufragen. Seth und Riley sind für die Sicherheit dort zuständig und jeder Eindringling wird gefangen genommen. Sollte ich jedoch erfahren, dass ein unschuldiges Mädchen gefoltert wird, wird das ernste Konsequenzen nach sich ziehen. Vielleicht reiße ich ihnen zur Strafe die Arme aus. Irgendwie müssen sie es lernen.

Ich habe nicht einmal das Auto ausgeschaltet, als ich herausspringe und mich mit schnellen Schritten auf dem Weg dorthin mache. Ich finde Riley draußen vor, der mich mit großen Augen anblickt.

"Adam? Was machst du denn hier?"

Gerade will ich antworten, als ich am ganzen Körper Gänsehaut bekomme. Mein Blick fällt direkt zur Tür und ich kann die Emotionen des Mädchen spüren. Meine harte Fassade bricht für eine Sekunde als ich bemerke, was da drin vor sich geht. Mit Lykanergeschwindigkeit stehe ich in einer Milisekunde vor der Tür und trete sie ein. Dabei fliegt sie gegen die Wand.

Ich habe keine Zeit über irgendetwas nachzudenken, denn mein Blick fällt auf die kleine Gestalt, die auf dem Boden sitzt und ihre Knie an sich gezogen hat.

Als sie mich erblickt, hört sie auf zu weinen. Ihre blauen Augen blicken mich direkt an und ich muss gestehen, dass ich so ein ozeanblau noch nie erblickt habe. Ihre schwarzen Haare sind lang und durchnässt, sodass sie an ihrem Gesicht kleben bleiben. Ihre vollen Lippen haben eine - durch die Kälte - bläuliche Farbe angenommen und zittern.

Trotz der ganzen Situation, ist sie mit Abstand die schönste Frau, die ich je erblickt habe. Ich kann meine Augen nicht von ihr nehmen und blende meine Umgebung vollkommen aus.

Erasthai. Mensch.

Sie muss meine Erasthai sein. Ich schnuppere an der Luft und der Duft, der mir in die Nase steigt, ist der himmlischste Duft, den ich in meinen ganzen Leben je gerochen habe.

Wenn ich ein normaler Lykaner wäre, wäre ich direkt in ihre Arme gelaufen und hätte sie ohne zu zögern markiert. Doch mein einziger Gedanke ist...

...wer hat ihr das angetan?

"Adam? Was tust du hier?", höre ich die Stimme von Seth. Ich wende mich von meiner Erasthai ab und sehe gerade noch, wie er seine Hose zuknöpft.

Ein lautes, animalisches Knurren verlässt meinen Mund und mein Lykaner wird wütend. Ich will ihn hier und jetzt in Stücke reißen, aber das wäre für ihn ein Geschenk.

In all den Jahren habe ich gelernt, meinen Lykaner im Zaun zu halten. Nie ist es mir so schwer gefallen, wie jetzt. Ich hole tief Luft und gehe mit schweren Schritten auf die schwarzhaarige Schönheit zu.

Ihre Augen werden groß, als ich wie ein Raubtier auf sie zu gehe. Ich fühle deutlich, wie ihre Angst immer größer wird. Als ich mich zu ihr hinunter knie, kann ich meine Augen kaum von ihr nehmen.

Ich lege behutsam meine Hand auf ihr aufgeschürftes Knie und gebe ihr das Gefühl von Sicherheit. Ihr Körper enspannt sich direkt und sie blickt mich stumm an.

"Würdest du nach oben gehen und auf mich warten?", frage ich leise.

Ihre blauen Augen bringen mein Herz schneller zum Schlagen und erst nach einer Weile nickt sie.

"Habe keine Angst. Ich bin gleich bei dir."

Neben ihrem Duft, nehme ich auch Verbranntes wahr. Ein Blick auf ihre Handfläche und meine Wut vergrößert sich nur noch. Ich werde ihn umbringen. Es ist amtlich.

Langsam nehme ich ihre gesunde Hand und helfe ihr beim Aufstehen. Wenn die Situation nicht ernst wäre, dann würde ich über ihre Größe schmunzeln. Sie reicht mir gerade bis zur Brust und war über einen Kopf kleiner als ich. Sie sieht so klein und zerbrechlich aus.

Ich bemerke, dass ihr Shirt auch durchnässt ist und ziehe meinen Pullover aus. Ich reiche ihr ihn mit den Worten: "Zieh den hier oben an."

Sie nickt stumm und verlässt das Zimmer eilig.

Als sie den Raum verlassen hat, spannt sich mein ganzer Körper an. Ich habe Glück, dass ich die Ruhe in Person bin, ansonsten hätte ich Seth vor ihren Augen getötet. Aber das Letzte was ich möchte ist, ihr Angst einzujagen.

Ich drehe mich um und fange an bösartig zu lächeln.

"Ach, Seth. Eigentlich habe ich vorgehabt, dir einen Arm abzureißen. Aber wenn ich mir all das hier ansehe, dann verdienst du noch viel mehr."

"Adam, sie ist eine Spionin. Sie wollte nicht reden."

"Sie ist ein Mensch, du elender Hund!", knurre ich.

"Und was zur Hölle hattest du eben vor?"

Er senkt den Kopf herab und murmelt eine kleine Entschuldigung. Meine Mordlust wächst dadurch nur noch mehr.

Wie ein Raubtier gehe ich auf ihn zu und packe den Bastard am Kragen. Er versucht sich zu wehren, aber gegen mich hat er keine Chance. Immerhin ist er lediglich nur halb so alt wie ich.

"Was hast du ihr angetan? Hast du versucht sie zum Reden zu bringen, indem du ihren Kopf ins kalte Wasser getaucht hast und sie halb ertränkt hast?"

Er bleibt stumm.

"Hast du ihre Hand verbrannt?"

Seine Angst wächst.

"Hast du versucht, sie zu vergewaltigen?"

Er macht sich kleiner.

"Du wirst sterben, Seth. Für dich werde ich mir Zeit nehmen, die ich gerade nicht habe."

Mit einer Gedankenverbindung rufe ich drei meiner Soldaten her. Da sie erst in wenigen Minuten da sein werden, schlage ich mit meiner Hand in seinen Nacken ein. Er wird direkt bewusstlos und ich lasse ihn wie einen Sack zu Boden fallen.

"Elendiger Hund."

«Wenn ihr hier seid, bringt ihr Seth in eine Zelle. Und findet Riley!», gebe ich die Order.

Ich versuche mich langsam wieder zu beruhigen, bevor ich mich auf dem Weg zu meiner Erasthai mache.

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Mögt ihr Adam?

Dangerous Love (Adam & Sareena)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt