Kapitel 97 - Heißhunger

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Ungeduldig wippte ich mit meinem Bein auf und ab und schaute nach draußen. Nachdem Felix meinen Koffer heute morgen runter gebracht hatte, hatte ich mich spontan dazu entschlossen Lini besuchen zu fahren. Und jetzt saß ich in der Bahn und würde gleich ankommen.

Die Türen öffneten sich und ich sprang mit meiner kleinen Tasche raus. Leider blieb ich nur den Tag über hier, da Rewi für morgen etwas geplant hatte. Als er mir das gesagt hatte, fragte ich noch einmal nach, denn ich hatte so meine Zweifel daran, dass er etwas planen konnte.

Nach wenigen Sekunden erkannte ich Lini, die in ihrem dicken Wintermantel an einer Säule stand und mit klappernden Zähnen auf mich wartete. Sofort schloss ich sie in die Arme und eine Träne rollte meine Wange runter, aber nicht weil ich traurig war, sondern weil die Luft einfach scheiße kalt war und meine Augen anfingen zu tränen. Schrecklich so was.

"Oh Melly, ich hab dich vermisst!", klapperte Lini und griff nach meiner Hand um mich hinter sich her zu ziehen. "Ich dich auch! Trotzdem ist das kein Grund mich zu entführen.", antwortete ich und kassierte einen bösen Blick. War doch nicht ernst gemeint. Schweigend gingen wir dann zu unserem alten Lieblingscafé und setzten uns in die hinterste Ecke. Seufzend zog ich meine Winterjacke aus und hing sie an einen Hacken, Lini tat es mir gleich, doch etwas schockte mich. Ich traute mich gar nicht zu fragen, da ich Angst hatte das sie wieder böse wird, aber das musste ich jetzt klären bevor ich es nie erfahre. Direkt sprach ich das Thema an als sie sich zu mir an den Tisch setzte und gerade dabei war in die Karte zu gucken.

"Ich schätze wir trinken mal keinen Sekt...", nuschelte ich in ihre Richtung und wartete auf ihre Reaktion. Doch es passierte nichts. Stattdessen antwortete sie völlig monoton "Von mir aus."

"Ich hab gerade voll Heißhunger auf Spagetti Eis und du?", fragte ich und achtete auf die kleinsten Bewegungen in ihrem Gesicht, doch wieder passierte nichts. "Ne, ich nehme glaube ich erst mal nur einen Kaffee.", lächelte sie mich an und ich startete einen neuen Versuch. So schnell gab ich nicht auf.

"Boah, ich hab in den letzten Tagen so viel gegessen, ich pass in keine meiner alten Jeans mehr rein.", log ich und achtete wieder auf ihr Gesicht. Anstatt eine Reaktion in ihrem Gesicht zu sehen, bemerkte ich wie sie sich ein mal kurz über den Bauch strich.

"HA, ICH HAB'S GEWUSST! DU BIST SCHWANGER!!", schrie ich voller Freude und kassierte diesmal böse Blicke von den anderen Kunden und den Kellnern. Lini aber wurde immer roter und roter. "Woher-?", fing sie an doch ich unterbrach sie direkt.

"Ich bin deine Beste Freundin, ich weiß so etwas. Außerdem nimmst du nie zu, weswegen ich das ausschließen konnte.", ,lachte ich und nahm einen Schluck meines Kakaos. Beschämt sah sie mich an und ich konnte nicht anders als wie eine behinderte zu grinsen. Das war so schön das sie endlich glück mit Fynn hatte. Moment war das Kind überhaupt von Fynn?

"Ich hoffe mal Fynn ist der Vater!", sage ich und schaue sie warnend an. Dieses mal sah ich pures entsetzen in ihrem Gesicht. "Natürlich!!"

Erleichtert atmete ich auf und fing ein neues Thema an.

Wir redeten über ihren Beruf, Youtube, unsere alte Schule, Fynn, Adri und natürlich über Felix und Taddl. Wir waren halt auch nur Mädchen.

"Und du hast ehrlich mit Taddl geschlafen? War er denn gut?", fragte Lini mich gespannt und schlürfte an ihrer dritten Cola. Gott, die wird heute am Rad drehen.

"Ja habe ich und ja er war verdammt gut.", lachte ich und nahm einen Schluck meines Bieres. Ja mittlerweile waren wir in einer kleinen Bar, da das Café nicht ganz zu unseren Themen passte.

"Felix oder Taddl?", fragte sie plötzlich und wackelte mit den Augenbrauen. "Was ist mit denen?" "Wer ist besser im Bett?"

Mit offenem Mund starrte ich sie an und dachte nach. Ich hatte vor ihr eine Antwort zu geben, doch das war gar nicht so einfach.

"Ich weiß nicht... Beide sind gut... Felix ist eher der liebevolle, aber bei Taddl... da kommen schon mal Nachbarsbeschwerden an.", lachte ich und musste an den Vorfall mit Ardy und frau Lindenbach denken. Das war echt zu geil, aber sie hatte recht. Taddl und ich waren in der Nacht nicht wirklich leise.

"Neiiiin", entsetzt starrte sie mich an "Ihr habt echt eine Beschwerde gekriegt?"

"Wir nicht direkt, aber der arme Ardy.", lachte ich und nahm wieder einen Schluck von meinem Bier. Plötzlich klingelte mein Handy und ich ging lachend ran. Die Nummer war unterdrückt.

"Hallou?", lachte ich in den Hörer und grinste zu Lini, die mich beim Sex nach machte. Das traf sie echt überhaupt nicht gut.

"Hallo?", fragte ich erneut, da keiner geantwortet hatte.

"Ich liebe dich...", ertönte es, doch ich erkannte die Stimme nicht, da es in der Bar nicht gerade leise war.

"Wer ist da?", fragte ich geschockt, doch mein Handy piepte nur. Verwirrt steckte ich mein Handy wieder in die Tasche und stand auf. "Ich sollte langsam nachhause fahren Lini.", lächelte ich sie an und sie nickte leicht traurig. Sie brachte mich noch zum Bahnhof und als die Bahn kam verabschiedeten wir uns voneinander.

"Pass auf dich auf und auch auf das kleine Baby.", lächelte ich und umarmte sie fest. Ich vermisste die zeit, wo wir uns jeden Tag sahen und alles erdenkliche machten. Und jetzt? Jetzt musste ich 4 Stunden her fahren um sie sehen zu können.

"Du auch auf dich! Und Fynn passt schon auf uns auf, keine Sorge."

Schnell sprang ich in den Zug und setzte mich auf meinen reservierten Platz. Müde lehnte ich meinen Kopf gegen die Scheibe und starrte in die Dunkelheit. Ich musste noch ziemlich lange über den Anruf nachdenken, so das ich nicht bemerkte wie ich nach einer Weile einschlief.


Die Gegenwart besteht aus der Vergangenheit [Dner,Taddl,Ardy FF]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt