Kapitel 28- der Mann

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Der Mann , der eben Fotos von uns gemacht hatte, riss mich aus meinen Gedanken. "Sind sie zusammen?"
Ich guckte weiter auf den Zug, wo Felix grade eingestiegen war.
"Nein.", ich lächelte den Mann an.
"Sie sollten zusammen kommen. Er scheint sie glücklich zu machen und sie scheinen ihn glücklich zu machen. Ich hab schon lange nicht mehr zwei so glückliche Menschen gesehen, seid meine Frau verstarb." - "oh das tut mir leid.", ich hatte ein bisschen Mitleid. Ich mein wer hätte das an meiner stelle nicht?! Zwei alte Menschen gehörten nunmal für immer zusammen und er war jetzt alleine.

Der Zug setzte sich in Bewegung und mir lief eine Träne die Wange runter.
Ich Vermisste ihn jetzt schon so krass.

"Sie brauchen doch nicht weinen, ich hab das Gefühl sie werden sich früher als erwartet Wiedersehen. Wollen wir uns vielleicht in ein Café setzen und ein bisschen quatschen? Mein Zug fährt erst in drei Stunden und ich wüsste nicht was ich in der zeit machen sollte. ", er lächelte mich nett an und ich nickte. Ich hatte schon lange nicht mehr so einen netten Menschen kennengelernt.

Wir machten uns auf den weg in ein Café und setzten uns dort in eine ruhige Ecke.
"Ich bin übrigens Jürgen." - "Ich Heiße Melissa." , wir lächelten uns an und dann kam auch schon die Bedienung.
Jürgen bestellte sich einen einfachen Kaffee und ich einen Latte Macchiato.

"Und wie heißt ihr Freund?" - "Felix..." , ich fing an zu Grinsen. Ich war froh mit jemanden darüber sprechen zu können.
"Und wie haben sie sich kennengelernt?" - "Oh das ist eine ziemlich lange und komische Geschichte.", ich wurde leicht traurig.
"Dann fangen sie an, ich denke ich kann ihnen folgen. Außerdem Liebe ich lange Geschichten." Es schien ihn wirklich zu interessieren, also fing ich an zu erzählen.

"Wir kennen uns schon seid wir Babys sind. Wir waren damals ziemlich gut befreundet und haben jeden Blödsinn gemacht. Mit 14/15 bin ich dann weggezogen aus unserem viertel und er war dann schon nach Köln gezogen.
Vor einer Woche hat mir meine Mutter dann alte Kinderfotos gezeigt, wo er auf fast jedem mit drauf war.
In der Schule habe ich meiner besten Freundin dann erzählt, dass ich gerne wieder Kontakt zu ihm hätte.
Am Nachmittag haben wir ihn dann im Internet Gesucht und auch schnell gefunden, da er ziemlich berühmt ist unter den Jugendlichen. " - "Das klingt doch bis jetzt garnicht so kompliziert. Aber darf ich fragen warum er berühmt ist?", er Trank von seinem Kaffee und guckte mich wieder interessiert an.
"Er ist Youtuber , genauso wie ich. Das heißt er lädt Videos von sich hoch, wie er zum Beispiel ein Videospiel spielt und es dabei kommentiert. Dies verfolgen dann 1.000.000 Leute auf seinem Kanal auf youtube und das sind seine Fans, denen das alles gefällt was er macht.
Bei mir zum Beispiel können meine Fans, verschiedene Sachen sehen, wie Challenges oder ähnliches." - "Ah ok. Klingt nach viel Spaß. Aber erzählen sie weiter."

"Ja und dann haben wir ihn halt im Internet gefunden, woraufhin ich mir seine Videos angeguckt habe.
Danach habe ich mich an einen Spruch erinnert, den er mir und meinem anderen Freund damals Abends auf einer Wiese erzählt hat, als wir in die Sterne geguckt haben. Er meinte 'Die Sterne sind wie wir, sie sind immer da, auch wenn man sie mal nicht sieht.'
Und dieser Spruch war der Auslöser warum wir wieder Kontakt haben. Er hatte ihn auf einer anderen Seite geschrieben und ich hab ihn beendet, daraufhin hat er mich angeschrieben und gefragt woher ich den Spruch kenne. Ich hab es ihm erzählt und dann haben wir Nummern getauscht und ein paar Tage geschrieben, bis er meinte das er nach Hamburg kommt, weil er mir was erzählen muss. " - "Bis jetzt klingt es noch nicht so kompliziert, aber der Spruch ist echt schön. "
"Ja das ist er.
Jedenfalls hab ich ihn dann am anderen Tag vom Bahnhof abgeholt und es fühlte sich an, als ob ein Teil von mir gefehlt hatte.
Die Tage waren echt schön, bis er mir dann diese komplizierte Sache erzählte, die er mir erzählen wollte.
Er hat mir erzählt das wir damals 2 Jahre zusammen waren, bis ich mit 14 einen starken Autounfall hatte und an Amnesie litt. Ich habe die Erinnerung ab meinem 8 ten Geburtstag komplett verloren und wusste somit bis vor ein paar Tagen nichts von der Beziehung, geschweige denn von der Amnesie. Auch von meinem ersten Kuss wusste ich nichts mehr. Und ja das ist drei Tage her und vorgestern hat er mir gesagt, dass er wieder weg muss weil er es nicht aushält bei mir, bei seiner Vergangenheit.
Und heute morgen war er einfach weg ohne jeglichen Abschied, deswegen bin ich zum Bahnhof gerast und den Rest haben sie ja gesehen." , ich wartete auf eine Reaktion.
Warum vertraute ich diesem alten Mann eigentlich so stark?

Die Gegenwart besteht aus der Vergangenheit [Dner,Taddl,Ardy FF]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt