"Freak." Ich verdrehe genervt die Augen. "Ich mag's nicht, wie dieser Kerl dich angesehen hat." Oh man, das kann doch jetzt nicht sein Ernst sein. Der Typ hat mich doch nur kurz angelächelt. Schnell versuche ich das Thema zu wechseln um von dieser merkwürdigen Begegnung abzulenken. "Holst du mich nach dem Nachsitzen ab?", frage ich Chad und gebe ihm einen Abschiedskuss. "Ach weißt du, ich wollt mich noch mit den Jungs treffen, um für das Spiel zu üben." Ich schürze die Lippen. "Aber wir sehen uns doch morgen wieder." "Na gut, dann bis Morgen."
Als ich den Raum fürs Nachsitzen betrete, sind außer Mrs. Clarke, die mit strengem Blick hinter ihrem Schreibtisch sitzt, noch ein paar andere Schüler da. Auf die Schnelle zähle ich 12. "Setzen sie sich, Jackie." Mrs. Clarke tippt ungeduldig mit dem Finger auf den Schreibtisch. Ich sehe mich schnell nach einem Sitzplatz um, damit ich sie nicht noch mehr verärgere, als die Alte es eh schon immer ist. Zu meinem Bedauern stelle ich fest, dass nur noch ein Platz übrig ist und der ist ausgerechnet neben dem Jungen, von gerade eben.
Als ich durch die Reihen gehe, macht sich niemand der anwesenden Schüler die Mühe, mich zu beachten. Sie lümmeln alle nur auf ihren Plätzen, ein paar schlafen, ein paar starren gelangweilt vor sich hin und in der letzten Reihe, lackiert sich ein Junge die Nägel schwarz. "Mr. Jones. Die Nägel können sie sich auch zuhause machen. Der Nagellack stinkt bis hier vor." Der Junge ignoriert das Geplapper von Mrs. Clarke und lackiert munter weiter. Dass die Hälfte des Lacks dabei auf der Haut neben seinen Nägeln, anstatt auf den Nägeln selbst landet, scheint ihn nicht sonderlich zu kümmern. Ich gehe weiter zu dem Platz hinten am Fenster, als der Junge mit den langen braunen Haaren, plötzlich seinen Blick hebt und mich ansieht. Ich schaue schnell zur Seite, lege meine Sachen auf dem Platz neben ihm ab und setze mich. Als ich meine Hausaufgaben raus hole, um wenigstens etwas Sinnvolles in dieser Stunde Zeitverschwendung zu tun, spüre ich, wie der Junge mich von der Seite anstarrt. Ich gehe nicht darauf ein und lasse mich nicht von ihm beirren, auch wenn ich zugeben muss, dass mich das ein wenig nervös macht.
Nach einer halben Stunde, bin ich längst fertig mit den Hausaufgaben und kritzele nur noch mit meinem Stift, verschiedene Meereslebewesen in mein Heft. Das ist so eine Macke von mir. Ich hab zwar gute Noten, bin fleißig und habe einige Merkmale einer Streberin, aber dennoch bin ich alles andere als ordentlich. Ich vergesse oft meine Schulsachen zuhause, verliere meine Schlüssel, hefte meine Blätter selten ordentlich ein und in manchen Fächern habe ich nicht mal einen eigenen Hefter. Und wenn ich dann doch mal einen Hefter habe, ist er beschmiert mit unzähligen Kritzeleien. "Okay Schüler, ich habe gleich ein Gespräch mit Mr. Higgens. Ich bin in 10 Minuten wieder da. Das Direktorat ist direkt nebenan, also wehe ich höre auch nur einen Laut, aus diesem Zimmer." Mit diesen Worten verschwindet Mrs. Clarke aus der Tür, natürlich nicht ohne vorher noch mal einen warnenden Blick in die Runde zu werfen.
"Hey Pssst.", kommt es plötzlich von der Seite. Zum ersten mal hebe ich meinen Blick und schaue rüber zu dem Jungen. "Das sieht echt cool aus.", er deutet auf die Zeichnungen in meinem Biohefter. "Du bist ja ne richtige Künstlerin." Ich sehe auf die Bleistift-Schildkröte vor mir und dann wieder zu ihm. "Danke.", sage ich etwas schüchtern und übernehme sein Lächeln, wodurch sein Grinsen noch breiter wird.
"Was macht jemand, wie du beim Nachsitzen?", fragt er schließlich verwundert. "Ich ähm...naja." Ich überlege kurz mir eine Lüge auszudenken, entscheide mich dann jedoch für die Wahrheit. "Mein Freund hat im Jungs-Klo geraucht und Mrs. Clarke hat mich dann mit der Zigarette erwischt, während er abgehauen ist." "Autsch, na das ist mal ein toller Freund.", entgegnet er und stößt belustigt Luft aus, während er den Kopf schüttelt. Ich sage nichts dazu, doch tief in mir drin, weiß ich, dass er wenigstens ein bisschen Recht hat. Chad kann wirklich manchmal etwas...nun ja...egoistisch sein. Aber das macht ihn doch nicht direkt zu einem schlechten Freund, oder? "Ich nehme an Chad ist dieser 'tolle' Freund.", fügt der Braunhaarige noch hinzu. Ich nicke woraufhin er nur schnaubt. "So ein Arschloch, wie der, hat so ein schlaues Mädchen wie dich gar nicht verdient." Überrascht sehe ich ihn an. Ich glaube, das ist das erste Kompliment, was ich für meine Intelligenz bekommen habe. Ich bekomme gewöhnlich nur Komplimente, die sich auf mein Aussehen beziehen. Und selbst, bei diesen Komplimenten, hab ich keine Ahnung, wie ich mich darauf verhalten soll. Aber das ist ja auch kein Wunder. Ich bin es nicht gewohnt bei Anderen positiv aufzufallen, vor allem, was mein Aussehen betrifft.
"Jackie, hm?" Verwirrt sehe ich ihn an. "Was?" Er deutet mit dem Kopf auf meine Cheerleader Jacke auf der oben links mein Name steht. "Deine Name ist Jackie, nicht wahr?" Ich nicke. "Achso ja, ich bin Jackie, aber meine Freunde nennen mich Jack."
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Cherry (Eddie Munson ff)
FanfictionJackie ist in ihrem Abschlussjahr an der Hawkins-High. Sie ist Cheerleaderin mit ihrer besten Freundin Chrissy und führt ein ganz normales Teenager Leben mit Partys, Schule und Jungs. Als Chrissy jedoch bei einem mysteriösen Unfall stirbt, steht Jac...