Als wir uns alle ins Wohnmobil setzen, ist die fröhliche Stimmung von gerade eben auf einmal wie weggeblasen. Steve startet wortlos den Wagen und fährt los, während wir anderen im hinteren Bereich des Autos sitzen und uns einfach anschweigen. Die bedrückende Stille macht mir Angst und ich rücke näher an Eddie heran, der neben mir auf der Bank sitzt. Ich merke, dass auch er angespannt ist, doch er scheint es in meiner Gegenwart nicht zeigen zu wollen und legt beschützend einen Arm um mich.
Sein Blick bleibt weiterhin leer und er starrt an die Wand vor ihm. Seine Finger umschließen den Speer in seiner Hand fester und ich kann hören wie schnell sein Herz schlägt. Mir geht es genauso und ich versuche tief durch zu atmen. Doch auch mein Atem geht viel zu schnell.
Ich lege meine Hand, auf Eddies, welche den Speer umfasst und fahre sanft mit meinem Daumen, über seine Ringe. Er löst seinen starren Blick von der Wand, drückt seine Lippen gegen meine Haare und gibt mir einen Kuss auf den Scheitel. Angesichts der Lage in der wir uns gerade befinden, vergesse ich jegliches Schamgefühl und genieße einfach nur seine Nähe. Wer weiß schon, was heute noch passiert. Wir könnten alle sterben...also wieso sollte es mir nun unangenehm sein vor den anderen so mit Eddie umzugehen.
Ich lege meinen Kopf auf seine Schulter und kuschele mich noch näher an ihn. Der Gedanke in diese andere Welt zu gehen, macht mir Angst. Ich war zwar noch nie dort, aber den Monstern und Vecnas Aussehen nach zu Folge, ist es wohl kein fröhliches Reich mit Einhörnern und Regenbögen. Obwohl ich das ganz klar bevorzugen würde.
...
Nachdem wir Max, Erica und Lucas am Creel-Haus abgesetzt haben steigt meine Angst immer mehr. Am Liebsten, würde ich hier mit aussteigen. Alles ist besser als in Vecnas Reich zu gehen. Ich würde ehrlich gesagt lieber auf dieser Seite bleiben. Aber gleichzeitig will ich bei Eddie sein, wenn er sich schon in Gefahr begeben muss. Wenn ihm etwas passiert und ich bin nicht da, würde ich mir das niemals verzeihen.
"Okay, wir sind da.", stellt Steve plötzlich fest und parkt vor Eddies Trailer. Niemand sagt etwas als wir das Auto verlassen und es scheint als könnte man die Spannung fast greifen.
Im Trailer stinkt es nach Verwesung und Tod und es ist plötzlich ganz kalt. Diese ekligen schwarzen Tentakel haben sich noch weiter um das Portal ausgebreitet, was mich angewidert das Gesicht verziehen lässt.
Ich folge Dustin und den Anderen bis unters Tor und warte bis einer nach dem Anderen, sich am Seil hoch gezogen hat und auf der anderen Seite wieder runter gefallen ist. Als ich an der Reihe bin, hilft Eddie mir das Seil hoch und kurz nachdem ich meinen Kopf durch das Tor gesteckt habe, fühle ich plötzlich eine merkwürdige Anziehungskraft, aber in die andere Richtung. Ich kann einen kurzen überraschten Schrei nicht ganz vermeiden als ich, auf die Matratze unter mir falle.
Dann sehe ich nach oben durch das Portal und sehe Eddie und Steve entgegen. Ein Lächeln schleicht sich auf meine Lippen. "Wow, das war...krass.", sage ich nur erstaunt und lasse mir von Nancy hochhelfen, denn die Anderen müssen ja auch noch durch.
Ich sehe mich unsicher um. Hier sieht alles genauso aus, wie auf unserer Seite, nur viel dunkler...und kälter...und mit mehr von diesen schwarzen Tentakeln...und in unserer Welt fliegen nicht diese merkwürdigen weißen Flocken durch die Gegend, die ein bisschen aussehen wie Asche.
...
"Okay, weiß jeder, was er zu tun hat?", fragt Nancy und sieht uns ernst an. Eddie, Dustin und ich nicken. "Gut. Ihr wisst: Ihr sollt sie nur ablenken. Den Rest übernehmen wir." Steve nickt zustimmend. "Ja. Und wenn es zu viele werden. Bringt ihr euch in Sicherheit. Wir kriegen das schon hin. Ihr seid nur der Köder. Also versucht auf keinen Fall die Helden zu spielen." Er sieht zuerst mich, dann Dustin und zum Schluss Eddie ernst an. Eddie schnaubt belustigt. "Keine Sorge, Harrington. Ich meine sieh mich an...", er macht kurz eine Pause. "Ich bin kein Held."
Steve sieht uns noch einmal ernst an, kommt dann zu mir um mich zu umarmen und löst sich wieder von mir, um auch noch Dustin zu umarmen. Dann wendet er sich an Eddie. "Pass gut auf die Kinder auf, Munson." Eddie nickt, während Dustin und ich ein genervtes Schnauben von uns geben. "Dein Ernst, Steve?", macht Dustin Augen rollend. Steve grinst nur ein letztes Mal und folgt schließlich Nancy und Robin.
...
Nachdem wir den ganzen Trailer, mit alten Holzbrettern abgeriegelt haben, sodass die Fledermäuse nicht durch die Fenster oder undichte Stellen rein kommen können, tragen wir Eddies Lautsprecheranlage rauf aufs Dach und schließen noch einige Verstärker an. Eddie holt noch seine Gitarre und als wir schließlich das Zeichen von Robin bekommen, steckt Dustin das letzte Kabel ein und Eddie macht sich bereit. Er reißt sich sein Gitarren-Plektrum vom Hals und sieht mich ernst an. "Für Chrissy.", sagt er mit fester Stimme und schaut mir dabei entschlossen in die Augen. Ich spüre wie sich eine Träne in meinen Augen bildet. "Für Chrissy.", wiederhole ich seine Worte und daraufhin fängt er an zu spielen.
Ich muss kurz zusammenzucken bei der Lautstärke, doch gewöhne mich schnell daran. Dustin und ich stehen geduckt hinter den Boxen und sehen zu Eddie hinauf. Das letzte mal als ich ihn spielen gehört habe, war in der zweiten Klasse, beim Talentwettbewerb. Doch soweit ich mich erinnern kann, kann er immer noch genauso gut spielen wie damals. Offensichtlich sogar noch viel besser. Dustin nickt erfreut mit dem Kopf mit, während Eddie Master of Puppets spielt und auch ich ertappe mich kurz dabei wie ich anfange, das Gitarrensolo zu genießen, als wäre ich auf einem Konzert. Doch wir sind hier nicht auf einem Konzert. Wir sind in einer Monster-Parallelwelt und versuchen gerade genau diese Monster anzulocken. Also ermahne ich mich, mich wieder zusammen zu reißen.
"Okay sie sind noch ca 30 Sekunden von uns entfernt.", brüllt Dustin zu Eddie und ich drehe mich um und sehe einen riesigen Schwarm übernatürlich großer Fledermäuse auf uns zufliegen. Mein Griff um den Speer, verhärtet sich und das Schild, halte ich schützend vor mich. "20!", kommt es erneut von Dustin. "10!", rufe ich nach weiteren zehn Sekunden und sehe wie die Fledermäuse immer näher kommen. "5!" Eddie spielt noch ein letztes Mal mit voller Leidenschaft bis Dustin ruft: "Jetzt!"
...
"Kommt schnell!", ruft Dustin und springt vom Trailer auf das Dach eines Autos. "Oh Scheiße!", rufe ich als ich die Fledermäuse uns fast erreicht haben und folge Dustin auf das Autodach und dann auf die Veranda vor dem Trailer. "Los! Macht schon!", brüllt Eddie hinter uns und folgt uns ebenfalls. Dustin und ich rennen in die Wohnung, während Eddie das Gitter vor dem Trailer schließt und es mit einem Stock verriegelt. Völlig aus der Puste, folgt er uns in den Trailer und lehnt sich an die Wand um kurz Luft zu holen. "Alter!", brüllt Dustin, sobald wir in Sicherheit sind voller Begeisterung. "Das war sowas von...metal!" Völlig überdreht hüpft er mit Eddie durch den Trailer und ich kann mir ein Grinsen nicht ganz verkneifen.
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Cherry (Eddie Munson ff)
FanfictionJackie ist in ihrem Abschlussjahr an der Hawkins-High. Sie ist Cheerleaderin mit ihrer besten Freundin Chrissy und führt ein ganz normales Teenager Leben mit Partys, Schule und Jungs. Als Chrissy jedoch bei einem mysteriösen Unfall stirbt, steht Jac...