Ich vermisse dich

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Als ich zwei Stunden später aus einem Albtraum aufwache, versuche ich das, so gut es geht, zu verdrängen. Alles ist gut, Jackie. Das war nur ein Traum. Vecna hats nicht auf dich abgesehen. Alles gut. Verschlafen sehe ich mich um. Alle schlafen ruhig und auch Dustin ist mittlerweile eingeschlafen, obwohl er eigentlich Wache halten sollte. Besorgt sehe ich zu Max. Sie liegt mit Kopfhörern auf der Couch und schläft seelenruhig.

Plötzlich höre ich ein Geräusch hinter mir. Erschrocken drehe ich mich herum. Auf dem Tisch entdecke ich ein Walky-Talky, an dem gerade ein roter Punkt aufleuchtet. "Hey Dustin? Bist du da?"

Mein Herz macht einen Aussetzer und plötzlich bin ich hell wach. Ich starre auf das Funkgerät und frage mich ob ich mir das gerade bloß eingebildet habe. Ich sehe zu Steve, es scheint nicht als hätte er etwas gehört. Er schläft tief und fest, halb sitzend, halb liegend im Sessel und hat seinen Kopf auf seinen Arm gestützt. Doch er zeigt keine Reaktion. Ich schaue auch noch zu Dustin und den anderen. Aber niemand außer mir ist wach.

"Dustiinn? Halooo?" Als ich seine Stimme erneut höre stellen sich meine Nackenhaare auf und mein Herz schlägt so schnell, als müsste es gerade den Sprint seines Lebens hinlegen. Okay , Jackie. Krieg dich wieder ein. Es ist nur Eddie. "Dustin? Hey, hier ist Eddie, der Verbannte." Ich sehe zu Dustin, doch er schläft einfach weiter. Ganz langsam und vorsichtig stehe ich auf, um niemanden zu wecken. "Dustin, bist du da?" Auf Zehenspitzen laufe ich zum Tisch und nehme das Walky-Talky in die Hand. "Hallo? Dustin? Kannst du mich hören?" Ich sehe mich um, doch die Anderen scheinen wirklich so tief zu schlafen, dass sie nichts mitkriegen. Mit dem Walky-Talky, schleiche ich aus dem Keller ins Badezimmer. "Erde an Dustin?" Ich atme tief durch. "Halloho?", fragt Eddie erneut ungeduldig und schließlich drücke ich den kleinen Knopf an der Seite des Funkgeräts. "Eddie?"

Für einen Augenblick herrscht Stille auf der anderen Seite, doch dann höre ich wie er den Knopf betätigt. "Cherry?" Als er den Namen sagt muss ich unwillkürlich grinsen. Es tut so gut seine Stimme wieder zu hören. Zu wissen, dass es ihm gut geht. "Bist du es wirklich, Cherry?" Ich nicke, doch da fällt mir wieder ein, dass er das durchs Walky-Talky ja gar nicht sehen kann. Ich drücke den kleinen Knopf. "Ja...ja ich bin's, Eddie.", sage ich froh darüber mit ihm reden zu können. "Hey, wie-wie geht's dir, Prinzessin?", fragt er mich seufzend. "Naja, nicht so gut.", erkläre ich ihm. "Ich wollte am Samstag mit so einem Typen ins Kino gehen, aber er hat mich einfach sitzen gelassen."

Kurze Stille. "Das muss echt ein Idiot sein, der so ein tolles Mädchen wie dich sitzen lässt.", kommt es schließlich zurück und ich muss grinsen. "Ja. Ja das ist er. Ein Idiot." Ich überlege kurz. "Aber ich muss zugeben, dass er ein ziemlich süßer Idiot ist." Was zum? Es ist schon wieder, als könnte ich nicht kontrollieren, was mein Mund macht. "Ach ja? Ist er das?" Ich kann sein Grinsen förmlich vor mir sehen. "Ja, das ist er." Erneut herrscht kurz Stille. "Hm und glaubst du...dass dieser Idiot so süß ist, dass du ihm vielleicht verzeihen könntest." Ich überlege kurz. "Nun ja, wenn er es wieder gut macht, dann kann ich ihm vielleicht verzeihen." "Oh glaub mir, das wird er." Bei seinen Worten, schlägt mein Herz wieder schneller. Beruhig dich, Jackie. Du scherzt doch nur ein bisschen mit ihm herum. Das ist alles. Ihr albert nur ein bisschen herum. Das ist doch alles bloß Spaß. "Na das hoffe ich doch."

Ich höre sein Seufzen durch das Funkgerät. "Hey Jack, es tut mir echt Leid ich-" "Hey, ist schon gut." "Jackie, hör zu ich muss dir was sagen. Ich wäre schon längst zu dir gekommen wenn ich könnte aber...naja...ich kann hier nicht weg." "Ich weiß, Eddie. Du musst dich nicht entschuldigen. Du hast  nichts Schlimmes getan." 

Erneut herrscht für eine Weile Stille bis ich schließlich wieder das knackende Geräusch aus dem Funkgerät höre. "Also...Monster...hm?" Ich gebe ein Seufzen von mir. "Steve und die anderen haben mir davon erzählt. Doch ich weiß nicht ob ich das glauben kann.", erkläre ich ihm schnaufend. "Ich glaube nicht, dass das eine Sache des Könnens ist, sondern eher des Wollens.", entgegnet er ebenfalls seufzend. "Also glaubst du es?" Stille. "Ich...ich denke schon. Ich meine im Endeffekt bleibt mir nichts anderes übrig. Bei all den Dingen, die ich in den letzten Tagen gesehen habe." Ich seufze erneut und bin froh als er schließlich das Thema wechselt.

"Du weißt gar nicht, wie schön es ist, endlich deine Stimme wieder zu hören, Prinzessin." Ich weiß ich sollte bei diesen Worten nicht lächeln, doch ich tue es trotzdem. Doch er hat Unrecht. Auch wenn ich es niemals öffentlich zugeben würde...bin ich auch wahnsinnig froh endlich sein Stimme wieder zu hören. "Und-und wie geht es dir jetzt? Das...das ist sicher alles ganz schön viel auf einmal. Ich meine wegen Chrissy. Du-du hattest ja nicht mal Zeit zum Trauern." "Trauern kann ich noch genug, wenn wir ihren Mörder gefunden haben.", erkläre ich nur schnell, weil ich merke wie sich Tränen in meinen Augen bilden, bei dem Gedanken an Chrissy. "Das werden wir. Das verspreche ich dir, Jackie. Wir werden Chrissy rächen."

...

"Hey, Eddie?" Ich lehne meine Stirn an das Walky-Talky, als ob ich ihm dadurch näher sein könnte. "Hm?" Keine Ahnung, was ich ihm sagen will. Keine Ahnung, ob all das hier wirklich nur Spaß ist. Ich weiß nicht, wie ich nach Dustins Fragerei gestern fühle. Ich weiß nicht wie ich für ihn fühle. Also sage ich ihm das einzige, von dem ich weiß, dass es stimmt. Denn ich fühle es ganz deutlich in mir. "Ich...ich vermiss dich."

Nach einer Weile Stille antwortet er schließlich. "Ich vermiss dich auch, Cherry."

Ich hab keine Ahnung  woher, doch aus irgendeinem Grund weiß ich, dass auch Eddie seine Stirn an das Funkgerät gelehnt hat.



Cherry (Eddie Munson ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt