Cherry (Eddie Munson ff)

Was ist Liebe?

"Wer war das denn?" Erschrocken fahre ich zusammen, als ich das Haus betrete. "Oh man Steve, erschreck mich doch nicht so.", entgegne ich nur und versuche an ihm vorbei, hoch in mein Zimmer zu gehen. "Du bist ganz schön spät." "Oh du darfst also ganze Nächte nicht zuhause sein und ich bekomme schon Anschiss, wenn ich mal zwei Stunden später nach Hause komme?" "Das ist kein Anschiss. Ich mach mir nur Sorgen um dich. Du bist meine kleine Schwester." Mit rollenden Augen dränge ich mich an ihm vorbei und rufe: "Ja, aber so klein bin ich gar nicht mehr, Steve."

Zum Glück sind Mum und Dad gerade bei den Wheelers zum Abendbrot essen und ich kann ungestört telefonieren. "Hey Chad.", begrüße ich meinen Freund. "Hey Süße." "Und hast du dich wieder abgeregt?" Ich höre ein Lachen, am anderen Ende der Leitung. "Ja hab ich Babe und hey es tut mir Leid. Ich hätte nicht so ausrasten dürfen." "Ist schon in Ordnung, aber hey ich weiß, wie du das wieder gut machen kannst." "Achja wie denn?", fragt er neugierig und mit säuselndem Tonfall. Amüsiert verdrehe ich die Augen. "Nicht das was du jetzt denkst, du Spinner. Aber ich hab heute in der Schule so ein Plakat gesehen. Freitag Abend ist ein Konzert von den Runaways in Dallas." Auf der anderen Seite der Leitung ist es kurz still. "Die Runaways? Echt jetzt?", antwortet er schließlich abgeneigt. "Du weißt doch, dass ich nicht auf so einen Tussen-Rock stehe."

Ich ignoriere die Beleidigung einfach. "Aber ich. Bitte, tu es für mich. Es wird sicher lustig. Das verspreche ich dir. Bitte geh mit mir dahin. Tu es für mich.", bettele ich ihn an. Nach einem kurzen Seufzen antwortet er schließlich "Na gut. Ich geh gleich im Plattenladen die Karten kaufen." "Danke Chad.", antworte ich erfreut. "Kein Problem, für dich tu ich doch alles, Baby. Ich liebe dich." Ich halte kurz inne bei dem Satz und muss an Eddies Frage denken. 'Liebst du ihn?'. Es wäre gelogen, wenn ich sagen würde, ich hätte mir die Frage nicht selbst schon mal gestellt. Aber das ist doch ganz normal, oder? Ich meine das ist meine erste richtige Beziehung. Es hat sich doch bestimmt jeder Teenager diese Frage gestellt, in der ersten Beziehung. Ich sollte mir deswegen nicht allzu große Sorgen machen. "Ich dich auch.", antworte ich also schließlich nach kurzem Zögern. 

"Hey ich bin wieder da!", ruft Steve von unten, der offenbar gerade einkaufen war. Ich höre die Tür ins Schloss fallen und dass er die Treppe hoch kommt. Er fragt gar nicht erst, sondern platzt einfach in mein Zimmer. "Schau, ich hab Pizza mitgebracht." Er schmeißt sich neben mich aufs Bett. "Hey was soll das? Zieh gefälligst deine Schuhe aus. Du machst noch alles dreckig hier." Steve rollt genervt mit den Augen und streicht sich die Schuhe von den Füßen. "Wie du willst, Prinzessin." "Dankeschön. Und ich hab dir schon mal gesagt, dass du mich nicht Prinzessin nennen sollst." "Wieso denn nicht? Immerhin bist du so hochnäsig wie Eine." 

"Ich hab dir sogar diesen Film, den du so magst, mit dem DeLorean, von Robin mitgebracht." Er hält die 'Zurück in die Zukunft'-Kassette vor mir hoch. Ich nehme sie erfreut entgegen. "Cool, aber was wird das hier Steve?", frage ich ihn verwirrt. "Was meinst du?", fragt er unschuldig und nimmt mir die Kassette wieder aus der Hand, um sie in den Kassettenrecorder zu legen. "Steve komm schon...Pizza und mein Lieblingsfilm. Was machst du überhaupt hier in meinem Zimmer?"

"Ich will einfach mal ein bisschen Zeit mit meiner Schwester verbringen, okay?" Ich sehe ihn fragend an. "Jetzt sieh mich nicht so an. Ich hab einfach Angst, dass wenn du nach deinem Abschluss dieses Jahr zum College gehst, wir uns irgendwie aus den Augen verlieren. Deshalb will ich so viel Zeit wie möglich mit dir verbringen." Gerührt sehe ich ihn an. "Du hast Angst, dass ich gehe? Naww. Steve, das ist ja total süß.", sage ich, denn ich weiß, dass ihn das nervt. "Ach halt doch die Klappe und hol lieber ein Messer, um die Pizza zu teilen."

Während der Film läuft, liegen Steve und ich zusammen auf meinem Bett und essen die Pizza. Doch obwohl es mein Lieblingsfilm ist, kann ich mich nicht wirklich auf den Film konzentrieren. Meine Gedanken sind ganz woanders. "Steve?", frage ich schließlich unsicher. "Hm?" Erst als ich frage: "Woher weiß man, dass man jemanden liebt?", wendet er seinen Blick vom Fernseher und sieht mich an. "Wie kommst du denn jetzt auf sowas?", fragt er belustigt. Ich zucke mit den Schultern. "Keine Ahnung, das ist mir halt gerade so eingefallen."