Karamell

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Das restliche Wochende verlief ohne weitere besondere Vorkommnisse. Nachdem Eddie mich nach dem Konzert wieder nach Hause gefahren hat, war es bereits um 3 Uhr nachts und den restlichen Samstag verbrachte ich mit Schlafen Und Fernseh schauen. Am Sonntag hab ich mich wieder den wichtigen Dingen, wie Schule gewidmet und hab für die anstehenden Arbeiten gelernt. Auch wenn dies eher schlecht als Recht verlief, denn meine Kopfschmerzen haben mich das ganze Wochenende wieder gequält.

Chads Anrufe habe ich ignoriert, ich hatte zu große Angst, mich irgendwie zu verplappern, wenn er mich gefragt hätte, wie das Konzert denn so war. Wenn er herausfindet, dass ich mit Eddie dort war, rastet er aus. Doch nun ist das Wochenende wieder vorbei und ich kann mich nicht mehr mit der Lüge raus reden, ich hätte seine Anrufe verpasst.

...

Als ich beim Mittagessen meinen Apfel und die Flasche Wasser nehme, sehe ich mich um. Ich laufe ein wenig in die Richtung unseres gewohnten Tisches. Doch dann sehe ich, dass Chrissy nicht da ist. Stattdessen fällt mein Blick auf Jason und Chad. Na toll. Also ohne Chrissy kann ich den Tag vergessen. Ich hab Chad den ganzen Tag noch nicht gesehen, weil ich Montags so gut wie keine Kurse mit ihm zusammen habe. Doch jetzt werde ich wohl nicht drum herum kommen, denn da hat er mich auch schon entdeckt und winkt mich zu sich rüber. "Hey, Babe.", begrüßt mich mein Freund, als ich mich zu ihm setze und gibt mir einen Kuss. "Hey." "Wie war das Konzert?". Na toll. 

"Es war gut.", winke ich nur schnell ab und hoffe, dass das Thema damit abgehackt ist. Zu meinem Glück fühlt sich Chad wohl ausnahmsweise mal schuldig, und fasst meine knappe Antwort als Zeichen dafür auf, dass ich immer noch wütend auf ihn bin. Bin ich ja auch. Aber ich bin eben auch irgendwie froh, dass er nicht mitgekommen ist. "Hey, tut mir wirklich Leid, dass ich nicht kommen konnte, Baby. Aber ich verspreche dir, ich werde es wieder gut machen.". "Versprich lieber nicht zu viel, Kumpel. Wir müssen noch viel trainieren für das Spiel am Freitag.", wirft Jason ein und lächelt mich dann entschuldigend an. "Tut mir Leid, Jack, dass ich deinen Freund so in Anspruch nehme. Ich verspreche, nach dem Spiel gehört er wieder dir." Chad und Jason müssen beide lachen und ich ringe mir wenigstens ein amüsiertes Lächeln ab. "Leider müssen wir auch schon wieder los. Um die Uhrzeit ist in der Halle nichts los. Das müssen wir nutzen." 

Ich sehe die Jungs enttäuscht an, als sie sich von ihren Stühlen erheben. "Es ist nur noch bis Freitag, Baby. Danach können wir alles machen, was du willst." Chad gibt mir einen Kuss auf die Wange und trottet dann mit Jason und den anderen Basketball Jungs wieder davon. Jetzt sitze ich ganz alleine am Tisch. Oh man. Das kann doch echt nicht sein Ernst sein. Immer dreht sich alles nur um dieses blöde Basketball. Ich sehe mich verloren um. Da ich heute ziemlich spät in die Mensa gekommen bin, ist sie nun schon wieder fast leer. An einem Tisch sitzen ein paar Mädchen, die ich nicht kenne und ein Teil des Hellfire-Clubs ist noch da. Ansonsten sind alle wieder draußen oder in den Unterrichtsräumen. Da höre ich plötzlich Dustins Stimme. 

"Hey Jackie! Komm doch zu uns." Auch Eddie, der Dustins Reaktion gesehen hat, sieht jetzt zu mir auf und lächelt mich begeistert an. Unsicher sehe ich mich um. Was werden die anderen wohl von mir denken, wenn ich mich an den Tisch der "Freaks" setze. Es sind zwar nur noch die drei Mädels an dem anderen Tisch da, aber was ist wenn die den anderen erzählen, dass ich mich zum Hellfire-Club gesetzt habe? Andererseits, sie scheinen sich nicht mal für mich zu interessieren, wahrscheinlich wissen sie nicht einmal wer ich bin, ich weiß ja auch nicht wer sie sind.  Ich atme einmal tief durch, hebe meine Schultern und versuche so selbstbewusst wie möglich auszusehen, als ich geradewegs zu dem Tisch des Hellfire Clubs gehe. "Hey, Cherry.", begrüßt Eddie mich grinsend. "Hey.", sage ich nur leise und sehe mich unsicher nach einem Platz um. "Hey Jackie, cool, dass du mal mit uns isst. Hier setz dich neben mich." Dustin rückt ein Stück zur Seite und deutet auf den Platz zwischen ihm und Eddie. Dankbar lasse ich mich neben ihm auf dem Stuhl nieder.

Die restlichen Jungs aus dem Hellfire Club sehen mich verwirrt an, was mich nur noch unsicherer werden lässt. "Was macht die denn bei uns? Das ist doch Chads Freundin.", fragt der Junge im rot schwarz kariertem Hemd. Schüchtern sehe ich mich um und weiß nicht was ich sagen soll, doch da hat Eddie auch schon angefangen zu reden. "Diehie hat auch einen Namen, Jeff. Und das ist doch völlig egal. Jackie ist cool.", erklärt er ernst und sieht den Jungen, der offenbar Jeff heißt, wütend an.

Jeff hebt abwehrend die Arme. "Sorry man, war ja bloß ne Frage." Dann sieht er entschuldigend zu mir. "Sorry Jackie, war nicht so gemeint." Ich nicke nur und nuschele ein: "Ist schon gut." zurück. "Wie geht's dir? Ich hab in letzter Zeit nicht mehr viel von dir gehört.", stellt Dustin fest, woraufhin Mike, der neben ihm sitzt, mich genervt ansieht. "Ja das kommt sicher, weil sie nicht mehr mit uns befreundet sein darf, seit sie mit den 'coolen' Kids abhängt." Ich ziehe sofort wieder den Kopf ein. "Mike, sei doch nicht so gemein zu ihr-", wirft Dustin ein, doch ich unterbreche ihn. "Nein. Ist schon gut, Dustin. Er hat ja Recht. Es tut mir Leid, dass wir in letzter Zeit nicht mehr so viel miteinander machen.", entschuldige ich mich mit schlechtem Gewissen. 

Früher war ich sogar wirklich gut mit den beiden Jungs und den anderen befreundet. Naja gut eigentlich war ich nur mit Dustin gut befreundet, weil mein Bruder ständig mit ihm abgehangen hat und ich irgendwann gemerkt habe, dass er eigentlich ganz cool ist. Mit Mike, Will und Lukas hab ich mich eigentlich auch immer ganz gut verstanden, bloß mit den beiden Mädchen aus der Freundesgruppe, bin ich irgendwie nie gut klar gekommen. Es schien mir immer, als wären Max und Elfie beste Freunde, die alle Geheimnisse miteinander geteilt haben und auch wenn ich immer Teil von ihnen sein wollte, hab ich immer das Gefühl gehabt, dass ich da nicht rein passen würde. Na ja und irgendwann dann, hab ich es mir auch noch mit Mike vermasselt. Ich glaube er hat es mir nie verziehen, dass ich eines Tages plötzlich zu den Beliebten gehört habe. Aber ich kann es ihm nicht verübeln. Ich weiß ich hab sie einfach so für die 'coole' Freundesgruppe fallen lassen.

 "Wartet. Ihr drei wart mal Freunde?", fragt plötzlich ein Mädchen mit dunklen Haaren, die ebenfalls ein Hellfireshirt trägt. Sofort komme ich mir in meinem Cheerleader-outfit, etwas Fehl am Platz vor. Dustin nickt. "Und das sind wir immer noch.", erklärt er ernst und sieht dabei vor allem Mike an bevor er sich dann wieder an das Mädchen wendet. "Aber, weil Jackie älter ist als wir, ist sie auch vor uns auf die High-School gewechselt, während wir noch auf der Middle-School waren. Und dann haben wir uns irgendwie ein bisschen aus den Augen verloren." Ich weiß noch wie ängstlich und verloren ich an meinem ersten Tag an der High-School gefühlt habe. Die einzigen Freunde, die ich hatte, hatte ich nur durch meinen Bruder. Und nun konnte ich nicht mal mehr mit den Mittag essen. Ich hab schnell gelernt, wer die beliebten und die unbeliebten Schüler waren. Und ich gehörte damals noch zu letzterem. Ich war introvertiert, dicker als die meisten anderen Mädchen in meinem Alter, hatte noch keinen irgendwie besonders coolen Style und eine Zahnspange hatte ich auch noch. Ich wusste, wenn ich mich nicht verändere, werde ich hier niemals Freunde finden und ganz alleine bleiben. Also tat ich genau das. Auch wenn ich heute nicht wirklich stolz darauf bin. Und ich glaube Mike hat mir das nie verziehen und auch Dustin war deswegen anfangs etwas angefressen, aber schließlich hat er akzeptiert, dass ich jetzt nun mal so bin. 

Ich lasse mich tiefer in meinen Stuhl sinken und ziehe den Kopf ein wenig ein. Meine Finger spielen unsicher mit dem Ring, den ich mal von Chrissy geschenkt bekommen habe und ich senke unsicher meinen Blick, sodass meine offenen Haare ins Gesicht fallen.  Ich spüre wie die Blicke der Hellfire Mitglieder auf mir liegen. Was hab ich mir nur dabei gedacht, mich zu ihnen zu setzen? Ich passe doch gar nicht zu ihnen.  Da schiebt sich plötzlich eine Hand in mein Sichtfeld und hält meine Finger davon ab, nervös mit dem Ring zu spielen.

"Hey. Ist alles in Ordnung?", fragt er unsicher und als ich zu ihm aufsehe, sieht er mir tief in die Augen. Irgendwie hab ich das Gefühl, dass seine dunkelbraunen Augen heller leuchten, als sonst. So romantisch wie die Strahlen der untergehenden Sonne, die durch die Äste eines dichten Waldes scheinen. So gemütlich und warm wie eine Tasse Milchkaffee an einem kalten Herbsttag und so süß wie Karamell. Für einen Moment verliere ich mich in diesem wunderschönen Braun und vergesse alles um mich herum.



Cherry (Eddie Munson ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt