Ich weiß es.

1.2K 70 7
                                    

Nachdem wir geklärt haben, wer welche Rolle übernimmt und einen Plan ausgearbeitet haben, der aus mehreren Phasen besteht und mit dem wir Vecna hoffentlich besiegen können, machen wir uns an den ersten Punkt ganz oben auf der Liste: Waffen besorgen. "Hier...the Warzone." Eddie zeigt auf eine Werbeanzeige in einer Zeitung. "Ich war schon Mal da. Das ist riesig. Da gibt es Alles was man braucht, um...naja um Sachen zu töten, hauptsächlich." "Wie kann sowas legal sein?", fragt Robin schockiert. "Ich hab keine Ahnung, aber Glück für uns, dass es so ist." "Und woher weißt du davon, Eddie?" Ich sehe misstrauisch von der anderen Seite des Tisches zu ihm auf. Er kratzt sich ertappt am Kopf. "Ich...ähm...hab da mal Angelhaken geholt, für meinen Onkel." Es ist offensichtlich, dass er lügt. Ich frage jedoch nicht weiter nach. "Okay, aber das ist viel zu weit weg. Mit den Rädern bräuchten wir hin und zurück einen ganzen Tag.", stellt Dustin fest. "Wer hat gesagt, dass wir die Räder nehmen?"

...

Vorsichtig schleichen wir uns über den Campingplatz immer näher an einen alten Wohnwagen heran. "Damit wollen wir fahren?", frage ich ungläubig, als wir kurz hinter einem Trailer stehen bleiben. Eddie zuckt nur mit den Schultern "Ist das Beste, was wir gerade kriegen können." "Und wie wollen wir die Besitzer überzeugen, dass sie es uns ausleihen?" Eddie sieht mich belustigt an. "Ach, Cherry. Meine süße, kleine Cherry." Verwirrt sehe ich ihn an. "Die Besitzer, müssen doch gar nicht wissen, dass wir ihr Auto nehmen."

Widerwillig schleiche ich weiter hinter Eddie her, während uns die Anderen ebenfalls folgen. Am Wohnwagen angekommen, klettert Eddie durch das geöffnete Fenster. "Komm her, Prinzessin." Er hält mir seine Hand hin. Ich nehme sie mürrisch an und lasse mir von ihm durch das Fenster helfen, natürlich aber nicht ohne dabei noch einmal meine Meinung zu der ganzen Autodiebstahl Sache los zu werden. "Ich kanns einfach nicht glauben, dass wir wirklich den Wagen klau-", will ich gerade fluchen, als mein Fuß plötzlich am Fensterrahmen hängen bleibt und ich unweigerlich gegen Eddie stolpere, der mich geschickt auffängt.

"Whoa...langsam, Cherry. Ich weiß ja, dass du verrückt nach mir bist, aber deswegen musst du dich doch nicht gleich so an mich ranschmeißen.", stellt er grinsend fest. Ich sehe böse zu ihm auf. Was fällt dem eigentlich ein? Wie kann er nur so etwas sagen? Während ich mir die ganze Zeit Sorgen darum mache, dass ich quasi meinen Freund betrogen habe, scheint er das alles hier wohl amüsant zu finden. 

"Du glaubst echt, ich wäre verrückt nach dir, Munson?", frage ich mit zusammengekniffenen Augenbrauen. "Oh ich glaube es nicht nur..." Er beugt sich näher zu mir herunter, sodass unsere Lippen nur noch Millimeter voneinander entfernt sind. Erschrocken halte ich den Atem an. Da ich glaube, dass er mich küssen will, schließe ich, wie automatisch meine Augen und beuge meinen Kopf etwas in seine Richtung. Doch Eddie weicht amüsiert zurück. "...Ich weiß es."  Grinsend sieht er mich an und ich spüre, wie mir schon wieder die Hitze in die Wangen steigt. Verdammt. Ich bin gerade vollkommen naiv in seine Falle getappt. Wie ein albernes verliebtes kleines Mädchen, hab ich mich von ihm verwünschen lassen. 

Ich weiche erschrocken von ihm, als Steve schließlich durchs Fenster geklettert kommt. "Okay Munson und wie kriegen wir das Ding jetzt an? Wir haben keinen Schlüssel." "Ach Harrington...wir brauchen keinen Schlüssel."

Eddie löst sich von mir und geht nach vorne zum Fahrersitz, während die Anderen nach und nach durch das Fenster rein kommen. Steve und ich folgen Eddie, welcher gerade ein paar Kabel mit einer Zange durchtrennt. Ich stelle mich hinter ihn und sehe ihm über die Schulter.

"Woher weißt du denn wie sowas geht?", frage ich erneut misstrauisch. "Tja, als alle anderen Väter ihren Kinder das Fischen, oder Ball spielen beigebracht haben, hat mein alter Herr mir gezeigt wie man Autos kurz schließt." Sofort verfliegt mein Misstrauen. Aus irgendeinem Grund hab ich plötzlich Mitleid für ihn, wenn ich darüber nachdenke, wie seine Kindheit mit einem Vater, der jetzt im Gefängnis sitzt, gewesen sein muss. "Ich hab mir geschworen, auf gar keinen Fall so zu enden wie er." Er macht eine kurze Pause. "Aber jetzt werde ich wegen Mordes gesucht und gleich auch noch wegen Auto-Diebstahls. Also wies aussieht, mach ich dem Namen Munson alle Ehre."

Ohne lange zu zögern, lege ich ihm meine Hand auf die Schulter. "Eddie, das ist nicht deine Schuld...du bist kein Mörder...oder Auto-Dieb." Ich überlege kurz. "Na gut, ein Auto-Dieb bist du vielleicht schon...aber wir tun das hier für eine gute Sache. Wir tun das  hier für Hawkins. Was ich damit sagen will..." Ich warte bis er zu mir aufsieht und als er mir diesmal in die Augen sieht, wende ich nicht den Blick ab. "...du bist nicht wie dein Vater, Eddie." Ein dankbares Lächeln zeichnet sich auf seinen Lippen und er legt seine Hand auf meine, um sie kurz zu drücken und wendet sich dann wieder den Kabeln zu, bis schließlich der Motor anspringt.

...  

"Okay, wir holen die Sachen. Ihr wartet hier. Eddie darf auf keinen Fall gesehen werden.", erklärt Nancy und bedeutet Eddie und mir hier zu bleiben, während die Anderen das Wohnmobil verlassen und die Ausrüstung holen gehen. Steve ist der Letzte der das Auto verlässt und ist offenbar nicht sonderlich zufrieden damit, dass ich alleine mit Eddie hier warten soll. "Wir sind gleich wieder da.", sagt er und es klingt wie eine Warnung, denn er sieht Eddie dabei ernst an und schließt dann schwungvoll die Tür hinter sich. Seit Langem bin ich mal wieder alleine mit Eddie.

Für einen kurzen Moment herrscht eine unangenehme Stille. Zumindest empfinde ich sie als unangenehm. "Jetzt sind wir endlich mal wieder alleine, hm?" Eddie sitzt auf dem Boden, um nicht durch ein Fenster gesehen werden zu können, und lehnt mit dem Rücken an der Wand. Ich stehe an der Wand gegenüber von ihm und zucke nur mit den Schultern. Ich hab keine Ahnung, warum ausgerechnet ich, mit Eddie im Wagen bleiben muss. Die ganze Situation könnte mir nicht unangenehmer sein. Da klopft er plötzlich mit der flachen Hand auf den Van-Boden neben sich. Ich sehe ihn nur fragend an, woraufhin er antwortet: "Komm. Setz dich zu mir." 

Ich zögere. "Wieso?" "Damit wir reden können." "Ich will aber nicht reden." Er gibt ein amüsiertes Glucksen von sich und deutet erneut auf den Platz neben sich. "Komm einfach her, Cherry." 

Widerwillig stoße ich mich schließlich von der Wand hinter mir ab, gehe zu ihm rüber und lasse mich auf dem Boden neben ihm nieder. Dabei achte ich extra darauf, dass ich nicht zu nah bei ihm sitze, damit wir uns ja nicht berühren. Denn neuerdings schaltet sich jedes Bisschen meines Verstands aus, sobald sich auch nur unsere Arme streifen.

 "Was ist eigentlich mit diesem süßen Idioten, der dich sitzen lassen hat?", fragt er plötzlich und ich hebe meinen Kopf, um in seine Augen sehen zu können. "Was soll mit dem sein?" "Naja...denkst du, dass du ihm jetzt verzeihen kannst?" Seine braunen Augen lächeln mich amüsiert an.

 Ich zucke erneut mit den Schultern. "Weiß ich noch nicht." 


Cherry (Eddie Munson ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt